Average White Band / Live At Montreux 1977
Live At Montreux 1977
Average White Band! Was ein Name für diese Musik!
Nie im Leben hätte ich in den Siebzigern, als ich diese Band das erste Mal hörte, gedacht, dass da Weiße am musizieren sind. Zu schwarz, zu funkig war doch diese Musik. Und dass die Bandmitglieder Schotten sind, setzte dem Ganzen noch die Krone auf.
1972 gegründet, ausverkaufte Shows all over the world (Opening Act für Eric Claptons Rainbow Concert 1973), mittlerweile 17 Alben und auch heute sind sie wieder am touren (2004 mit Hall & Oates und Michael McDonald).
1975 schaffte die Truppe mit ihrem Monstergroover "Pick Up The Pieces" und dem dazugehörhenden Album "AWB" den Durchbruch. Neben einigen anderen Alben steht auch dieses Vinyl-Teil in meiner Sammlung, und ich gestehe, gekauft hatte ich es ursprünglich des Covers wegen, bzw. weil ich das Bandlogo einfach nur perfekt fand. Frage: Hat jemals jemand ein schöneres 'W' als Initiale dargestellt?
"Pick Up The Pieces" eröffnet auch das 77'er Montreux Konzert - eine Nummer, die selbst Lahme die Krücken wegwerfen lässt. Das Intro baut Spannung auf und dann eröffnen Alt- und Tenorsax (Roger Ball, M 'Molly' Duncan) ein Funkmonster par exellance.
Es folgt die Isley Brothers Nummer "Work To Do"; souliger Funk mit durchaus rockiger Gitarre. Auch dieser Track ist wie "Pick Up The Pieces", "Person To Person" und "Got The Love" auf dem "AWB" Album, einer Scheibe die sich in den US Charts im Februar 75 erfolgreich Bob Dylans "Blood On The Tracks" vom Leibe hielt.
"A Love Of Your Own" ist typischer Siebziger Soul der etwas ruhigeren Art und zeigt, wie schwarz die Stimmen von Onnie McIntire und Alan Gorrie eigentlich sind. Heutzutage würde man diesen Track wohl zum chill out(en) auflegen.
"Person To Person" hat einen leichten Jazzeinschlag, nicht nur der Bläsersection wegen.
Mit einer Wah-Wah Einlage startet "Got The Love" und wenn sie zwar keine rockigen Double-Leads spielen, so sind die beiden Gitarristen McIntire und Hamish Stuart auf dem Funk- und Soul-Parkett ein perfektes Team - Rhythmus und Soli kommen wie aus dem Ärmel geschüttelt, der Bass (Alan Gorrie) feuert ohne Pause auf die Gehirnhälfte, die für Körperbwegung zuständig ist.
"Sweet And Sour" wurde in Montreux zum ersten Mal gespielt und wie "Pick Up The Pieces" handelt es sich um ein Instrumental. Ähnlich groovig, erreicht aber nicht dessen (Funk)-Klasse, da die Saxeinlagen jazziger angelehnt sind. Interessant im Rhythmusgeflecht: bei genauerem Hinhören gibt es Parallelen zur "Sex Machine" vom 'Godfather'.
Die Bandvorstellung efolgt bei "Cut The Cake" und jeder der Musiker darf sich etwas 'austoben'. Steve Ferrone etwa an den Drums, der den 1974 verstorbenen Originalschlagwerker Robbie McIntosh ersetzte.
Eine Person fehlt leider bei der Nennung des Line-ups im Booklet: der Mann, der neben Steve Ferrone für die Percussion zuständig ist. Bei seiner Vorstellung kann ich außer Sammy leider nichts weiter mitbekommen. Schade, denn auch er webt nicht unerheblich am Rhythmusteppich.
Nun folgt mit "I Heard It Through The Grapevine" (Marvin Gaye) ein über 10 Minuten langer Funk-Soul-Jam der Extraklasse, der nochmal aufzeigt, welche Stimmung die AWB aufbauen kann.
Wieso die Bonustracks Bonustracks sind, ist mir ein Rätsel, denn sie stammen vom gleichen Konzert. Encore vielleicht?
Wie auch immer, "If I Ever Lose This Heaven" aus dem "Cut The Cake" Album ist soulig mit leichtem Funk Einschlag. "I'm The One" ist das genaue Gegenteil: funkig mit leichtem Soul Einschlag.
Letzter 'Bonustrack', "T.L.C.", zeigt in zwanzig Minuten nochmal den ganzen Groove, den die AWB auf die Hörer loszulassen in der Lage ist.
Für Liebhaber dieser Musikrichtung ein absolutes Muss.
Technik:
Bildformat: 4:3, PAL
Sound-Formate: DTS, Dolby 5.1, PCM Stereo
Englisch, DVD 9 Dual Layer


Spielzeit: 97:00, Medium: DVD, Eagle Rock, 2005
1:Pick Up The Pieces 2:Work To Do 3:A Lover Of Your Own 4:Person To Person 5:Got The Love 6:Sweet And Sour 7:Cut The Cake 8:I Heard It Through The Grapevine
Bonus Tracks:
1:If I Ever Lose This Heaven 2:I'm The One 3:T.L.C.
Ulli Heiser, 03.10.2005