Brian Auger & The Trinity +
Brian Auger's Oblivion Express
Befour / Oblivion Express
Befour/Oblivion Express Spielzeit: 51:27 (CD 1), 45:53 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Fresh Fruit (SPV), 2009 (1970)
Stil: Jazz Rock / Fusion


Review vom 19.07.2009


Wolfgang Giese
Zwei Alben sind hier von SPV als Doppel-CD zusammengefasst worden.
Einmal Brian Auger noch unter dem Bandnamen Brian Auger And The Trinity, mit der Platte "Befour" und einmal das 'Nachfolgemodell', der Oblivion Express mit dem Erstling, unter dem gleichen Namen wie die Band veröffentlicht.
Befour Brian Auger And The Trinity, da werden viele unweigerlich an jene Band denken, die Auger mit Julie Driscoll in die Charts führte: "Wheels On Fire" ist da sicher am bekanntesten.
Doch bereits auf deren Platte aus 1968, "Streetnoise", deutete sich ein Richtungswechsel an. Anteile aus Jazz, Jazz Rock und Prog hatten sich breit gemacht, der Hitcharakter früherer Veröffentlichungen wich einer mehr improvisationslastigen Musik. Die Weichen waren insofern gestellt, Driscoll verließ zudem die Band und Auger formierte die "Trinity" neu. Das war 1969.
Eine sehr stimmige Mischung aus Elementen von Soul und Funk - gleich das Eröffnungsstück stammt von Sly & The Family Stone: "I Want To Take You Higher" kommt in einem sanft funkenden und leicht schleppenden Groove mit dieser sehr virtuos gespielten Hammond Augers daher. Liebäugeleien mit klassischer Musik bietet mein persönlicher Favorit der Platte "Befour", nämlich der Track "Pavane", ein sehr jazzig arrangiertes Stück der Komponisten Fauré. Das erinnert stark an jene Musik, die die Niederländer Ekseption damals vorlegten, allerdings ohne Bläser, und Auger swingt auch mehr. Gary Boyle, der Gitarrist der Band, der später als Leadgitarrist der Jazzrocker Isotope noch von sich reden machen sollte, wird auf Track drei, dem Traffic-Titel "No Time To Live" als Sänger vorgestellt. Ein schwieriges Unterfangen, hängt die Messlatte durch die Vorgabe von Steve Winwood doch sehr hoch.
Klar, daran reicht Boyle nicht heran, aber er macht seine Sache gut und darüber hinaus vermag er dem Stück durch seine Gitarre ein lockeres Element hinzuzufügen. Insofern letztlich eine gelungene Interpretation, so, wie ich es sehe.
Viele Fremdkompositionen finden sich hier im übrigen noch, alle gut auf ihre Weise vorgestellt. So "Maiden Voyage" von Herbie Hancock, dem die Band hier einen ganz eigenen Anstrich verpasst - sehr gelungen, mein zweitliebstes Stück, herrlich ungezwungen und leichtgängig spielt die Band hier. Oder "Listen Here", dem Klassiker von Eddie Harris, für den sich Auger etwas ganz besonderes ausgedacht hat: Der Titel wurde mit drei Schlagzeugern und zwei Bassisten enorm aufgepeppt. Eine Perkussionsorgie ist es gleichwohl nicht geworden, doch es ist das zupackendste Stück der Platte, das mit einer weiteren Adaption eines klassischen Stückes, bei dem ich den Gitarreneinsatz für nicht so gelungen halte, dem leicht rockenden "Just You Just Me" endet, bevor sich noch drei Bonustracks einstellen.
Oblivion Express Das war dann aber auch schon das Ende der "Trinity" und der "Oblivion Express" wurde geboren!
Damit einher ging ein Besetzungswechsel, der Drummer war flexibler, der Gitarrist flüssiger und der Bassist druckvoller. Die erste Platte des Oblivion Express' war für damals etwas ganz besonderes. Für mich war diese Platte allein schon deshalb wichtig, weil sich der Gitarrist von Pete Brown's Piblokto, Jim Mullen, hier eingefunden hatte. Ich liebte sein Gitarrenspiel dort schon und auch bei Auger konnte er sich gut austoben.
Nun ging es ganz klar in Richtung Jazz Rock, und mit McLaughlins "Dragon Song" gelingt ein Auftakt nach Maß!
Auger und der neue Gitarrist Mullen zeigen hier noch zupackender, was sie können, nämlich sehr virtuos spielen!
Nicht nur auf dem Eröffnungsstück zeigt Drummer Robbie McIntosh, dass er grooven konnte, auch auf dem Rest der Platte bildet er ein federndes Rückgrat, später sollte auch die
Average White Band davon profitieren!
Im Gegensatz zur ersten Platte überwiegen nun die Eigenkompositionen, und es zeigt sich eine gesteigerte Spielfreude, mehr lockere Atmosphäre und mehr Freiheit im Ausdruck. Ich denke, der Wechsel hat sehr gut getan und den Musikliebhabern eine sehr gute Platte offeriert.
Um es gleich vorweg zu nehmen, für mich ist das auch die beste Platte des Oblivion Express geblieben!
Erinnerung an alte Trinity-Zeiten kommt mit dem schnellen Gesangstitel "The Light" auf, aber dabei bleibt es dann auch, ansonsten spielen Auger und seine Mannen durchaus in der Liga, wie sie damals von Musikern wie John McLaughlin, Chick Corea und anderen bevölkert war.
Nur klingt diese Musik dennoch anders. Auf mich wirkt das größtenteils entspannter, als das angesichts einiger 'Materialschlachten' im Jazz Rock-Genre damaliger Prägung mitunter war.
Die Musik wirkt zwar dadurch auch etwas weniger emotionsgeprägt, mitunter gar 'cool', aber stets elastisch und spannend.
Als Bonus gibt es eine Liveaufnahme des "Dragon Song" aus Reutlingen, im Februar 1972 aufgenommen, klangtechnisch nicht ganz einwandfrei, jedoch stark in der Livepräsenz.
Eine bemerkenswerte Platte, die voller Leben und Frische steckt und damals wie heute einen wichtigen Stellenwert in der Entwicklung der Fusion hatte.
Dank an SPV, dass auch diese beiden Platten in sehr guter Überspielung nun als Doppel-CD wieder zugänglich gemacht wurden.
Line-up CD 1:
Brian Auger (organ, piano, electric piano, vocals)
Clive Thacker (drums, percussion, backing vocals)
David Ambrose (bass, backing vocals)
Gary Winston Boyle (lead guitar, lead vocals - #3, backing vocals)
Mickey Waller, Barry Reeves, Colin Allen (additional drums - #5)
Roger Sutton (bass - #5)

Line-up CD 2:
Brian Auger (keyboards, lead vocals)
Jim Mullen (guitars, harmony vocals)
Barry Dean (bass, harmony vocals)
Robbie McIntosh (drums)
Tracklist
CD 1 Befour:
01:I Wanna Take You Higher [Stewart] (5:06)
02:Pavane [Fauré] (3:46)
03:No Time To Live [Winwood-Capaldi] (5:25)
04:Maiden Voyage [Hancock] (5:01)
05:Listen Here [Harris] (9:26)
06:Adagio Per Archi E Organo [Albinoni] (3:30)
07:Just You Just Me [Auger] (6:31)
Bonus Tracks:
08:Rain Forest Talking [Auger] ( 4:05 )
09:Pavane [rough demo] [Fauré] (3:43)
10:Fire In The Mind (4:48)
CD 2 Oblivion Express:
01:Dragon Song [McLaughlin] (4:27)
02:Total Eclipse [Ball] (11:35)
03:The Light [Auger] (4:24)
04:On The Road [Auger, Mullen] (5:25)
05:The Sword [Auger] (6:35)
06:Oblivion Express [Auger] (7:51)
07:Dragon Song [Live In Germany 1972] [McLaughlin] (5:32)
Externe Links: