Fiona Apple / Original Album Classics
Original Album Classics Spielzeit:
Tridal (51:41)
When The Pawn ... (42:41)
Extraordinary Machine (50:40)
Medium: CD-Box
Label: Sony Music/Epic, 2010 (1996 - 2005)
Stil: Singer/Songwriter, Alternative Music


Review vom 16.10.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Fiona Apple ist Kult.
Die 1977 in New York geborene Tochter der Sängerin Diana McAfee und des Schauspielers Brandon Maggart hat es seit ihrem sehr erfolgreichen Debüt "Tidal" (1996) gerade auf zwei weitere Alben gebracht: "When The Pawn ..." (1999) und "Extraordinary Machine" (2005).
Nicht nur ihre Musik bietet ausreichend Fläche zum Reiben. Die Künstlerin besitzt auch als Person Ecken und Kanten. Nicht ohne Grund gab sie ihrer zweiten Veröffentlichung einen offiziellen Titel mit runden neunzig Worten. Eine Meinungsverschiedenheit mit ihrer Plattenfirma führte dazu, dass sie ein von ihr geschriebenes Gedicht als Überschrift für die Platte wählte. Das Tripel wurde 2005 mit "Extraordinary Machine" vervollständigt. Auch hier wollte das Label zuerst nicht in die Puschen kommen. 2003 wurde die Markteinführung nicht freigegeben, weil die Herrschaften der Meinung waren, es fehle der Platte an Kommerzialität. Immer diese auf Kalkül und Profit schielenden Marketing-Leute, die meinen, das Musikwissen mit Löffeln zu sich genommen zu haben.
TidalFiona Apple hat als Musikerin viele positive Dinge erlebt und schon ihre erste Platte verursachte einen erdrutschartigen Megaerfolg für die Sängerin/Pianistin. Privat war ihr Leben nicht immer so rosig. Ihre Eltern trennen sich früh. Im Alter von zwölf Jahren wurde sie vergewaltigt. Musik kann auch als heilendes Mittel eingesetzt werden: "Sullen Girl". Die Apple, zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung gerade achtzehn Jahre jung, verarbeitet ihr Horrorerlebnis. Klavier in Moll-Tönen, sanft dahinfließend wie ein Bach und angereichert mit Streichern sowie Vibrafonklängen ist dieses Lied schon herzzerreißend. Ein wunderschönes Stück Musik mit bitterem Text.
Fiona Apple hatte in ihrer Kindheit Klavierunterricht und immer wieder schimmert bei allen Eigenkompositionen ihre Liebe für den Jazz durch. Gleich nach dem traurigen Track gibt es mit "Shadowboxer" das nächste Highlight. Der Hörer findet großes Gefallen an der instrumentalen Kombination aus Klavier, dass natürlich im Vordergrund steht, den Streichern, dem Vibrafon (uh, ich mag es auf dem Album so sehr) und Zutaten wie die Lap Steel Guitar von Greg Leisz oder anderen Tasteninstrumenten. Dramatische Atmosphäre beinhaltet "Criminal" mit permanent pumpendem Bass und "Slow Like Honey" würde perfekt auf einem Lounge-Sampler Platz finden. Gerade diese beiden Stücke zeigen, wie unterschiedlich Apple ihre Stimme einsetzen kann. Durch viel Percussion-Einsatz hat "The First Taste" feines Latin-Flair und die melodramatische Ballade "Never Is A Promise" zieht einem über fast sechs Minuten ganz langsam die Socken aus.
Aus der heutigen Sicht offenbart "Tidal", zu welchen Leistungen es Fiona Apple bringen kann.
When The Pawn ...Nach dem mit Singlehits versehenen 'Gezeiten'-Album erschien als Nachfolger "When The Pawn ...". Die "Tidal"-Knospe entfaltet sich zur vollen Blüte. Schon der Opener "On The Bound" hat kaum eine Verbindung zum Erstling, auch wenn von den Instrumenten her abermals Streicher zu hören sind. Apple ist individuell, eigensinnig und nicht nur zur damaligen Zeit trendig. Viele Sound-Leckereien erweitern das Spektrum der Platte. Sie hält an der Tradition ihres geliebten Jazz fest. Sie zeigt allerdings kompositorisch Größe, wenn man hört, wie sie sich das Genre zueigen macht und verpackt. "When The Pawn ..." ist einerseits intim und andererseits lässt sich mit einigen Nummer abfeiern. Die beiden ersten Alben ohne Pause hintereinander gehört (ja, bei Apple geht das), verdeutlichen, wie sie die Künstlerin weiterentwickelt hat. Ganz tolle Singer/Songwriter-Lieder mit alternativem Touch bekommt der zufriedene Hörer auf die Lauscher.
Extraordinary MachineMit "Extraordinary Machine" kam Fiona Apple etwas verspätet im neuen Jahrtausend an. Bereits 2003 sollte diese Platte erscheinen. Na ja, von einer einfachen, zweijährigen Verzögerung kann nicht die Rede sein, denn das unter der Regie von Jon Brion festgehaltene Material wurden mit dem Produzenten Mike Elizondo in fast alle Stücke frisch eingespielt und "Parting Gift" ist ein neuer Song. Da gibt es jetzt keine Begleitband, denn "Parting Gift" ist ein auditives Geschenk der Apple alleine im Studio. Von großformatigen Pianolinien begleitet, singt die Protagonistin wie eine erwachsen gewordene Künstlerin mit gereifter Stimme.
Es liegt wohl an mehreren Faktoren, dass Apples dritte CD nicht stante pede ins Ohr geht. Soundspielereien, mit einer tollen persönlichen Note, sind auch hier vertreten, aber die fallen wesentlich ungewöhnlicher aus, als auf dem mittleren Album. Elizondo, der auch mit der Rapper-Zunft (unter anderem Dr. De, Snoop Dogg, Eminem) in Verbindung zu bringen ist, sorgt wohl genauso für frischen Wind wie die abermalige Weiterentwicklung von Fiona Apple. Aus meiner Sicht schießt "Not About Love" den Vogel der Brillanz ab.
Obwohl mit eingehenden Melodien versehen, bleibt das Album in Phasen sperrig und so wird es zu einer Platte außerhalb des Gewöhnlichen. Die Künstlerin macht es einem schwer, Vergleiche mit anderen Frauen aus dem Genre zu zeihen. Dafür steht die Musik der Amerikanerin zu sehr auf eigenen Füßen.
Genau das stellt den Wert der vorliegenden Box dar. Die tollen drei Alben kommen mit den Abbildungen der Originalcover auf den Pappschubern daher und wie bisher bei den "Original Album Classics" fehlt ein Booklet.
Was allerdings auch fehlt, sind Bonustracks. So lohnt sich ein Kauf schon, aber nur für die Musikfans, die nicht alle drei Platten besitzen. Wie dem auch sei, fantastisch eigenständige Musik bekommt man allemal geboten.
Tracklist
Tidal:
01:Sleep To Dream (4:08)
02:Sullen Girl (3:53)
03:Shadowbox (5:24)
04:Criminal (5:41)
05:Slow Like Honey (5:56)
06:The First Taste (4:46)
07:Never Is A Promise (5:54)
08:The Child Is Gone (4:41)
09:Pale September (5:50)
10:Carrion (5:43)
When The Pawn ...:
01:On The Bound (5:23)
02:To Your Love (3:41)
03:Limp (3:31)
04:Love Ridden (3:23)
05:Paper Bag (3:41)
06:A Mistake (4:58)
07:Fast As You Can (4:40)
08:The Way Things Are (4:19)
09:Get Gone (4:11)
10:I Know (4:55)
Extraordinary Machine:
01:Extraordinary Machine (3:44)
02:Get Him Back (5:27)
03:O' Sailor (5:37)
04:Better Version Of Me (3:02)
05:Tymps (The Sick In The Head Song) (4:06)
06:Parting Gift (3:37)
07:Window (5:34)
08:Oh Well (3:43)
09:Please Please Please (3:36)
10:Red Red Red (4:08)
11:Not About Love (4:21)
12:Waltz (Better Than Fine) (3:46)
 
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