Gene Ammons-Art Farmer All Stars
The Complete Jam Sessions
The Complete Jam Sessions Spielzeit: 75:57 (CD 1), 75:14 (CD 2)
Medium: CD
Label: American Jazz Classics (Prestige Records), 2013 (1951-1956)
Stil: Jazz


Review vom 14.01.2014


Wolfgang Giese
Ja, das sind wahre Jamsessions, die die beiden Jazzer Gene Ammons und Art Farmer hier vorlegen, mit durchweg langen Titeln und unglaublich lockerer und entspannter Atmosphäre. Das ist genau dieses Ungezwungene, auf dessen Boden sich etwas Positives und Kreatives entwickeln kann.
CD eins/Titel eins und zwei waren auf "Gene Ammons All Stars" (1955) veröffentlicht worden, Titel drei bis sechs stammen aus dem Jahr 1956 von der Platte "Gene Ammons Hi Fidelity Jam Session - The Happy Blues" und Stück sieben sowie die ersten beiden von der zweiten CD wurden in der 1956er Session zu "Hi Fi Jam Session - Jammin' With Gene" aufgezeichnet und der Rest von "Gene Ammons Hi-Fi Jam Session - Funky" (1957) sowie ein Titel aus 1951 mit ganz anderer Besetzung.
Zwei lange Stücke starten diese Kollektion - es wird so richtig lässig mit der Musik umgegangen. Und, um dem Titel dieser Doppel-CD auch gerecht zu werden, geschieht dieses fast durchgehend mit überwiegend langen Ausflügen in die Improvisation. So gibt es - zur Freude aller Freunde des Hard Bop - viele Soli, der damals in den Fünfzigern florierenden Stilrichtung des Jazz.
Alle Solisten scheinen sich jedoch nicht getrieben zu fühlen, 'auf Teufel komm' raus' Höchstleistungen bringen zu müssen, denn im Vordergrund steht die Entwicklung eines Solos. Hierbei entstehen spontane Ideen, die dann den einen oder anderen dann letztlich doch zur Höchstform auflaufen lassen.
Viele Blueselemente ziehen sich durch die Musik und Ammons selbst besitzt die Fähigkeit, Gefühle auf eindringliche Weise zu transportieren in seinem eleganten Spiel. Farmer ist der oft druckvollere im Ausdruck und zusammen mit den anderen hochkarätigen Mitspielern ist somit die Basis für abwechslungsreiche Stimmungen vorprogrammiert. Es treffen Stilelemente aus den frühen Jahren aller Beteiligter mit seinerzeit modernen Klängen gekonnt aufeinander - allein in den kurzen Arrangements der Themen zeigt sich das.
Auf einigen Titel gesellt sich noch ein Hauch Exotik hinzu, indem man den Sound mit dem Perkussionisten Candido bereichert hat. Unter den Solisten dieser Aufnahmen ist es
Jackie McLean, der mich mehr als einmal begeistert und der zumeist gewählte Schlagzeuger Art Taylor kann mich durch sein treibendes, innovatives Spiel auch so richtig anmachen.
Auf den Aufnahmen der zweiten CD bietet sich das gleiche Bild, auch wieder lange Titel mit gekonnt vorgestellter Spielfreude, die mehr Entspannung bietet als so manch ein langweilender Song aus Loungebars mit Musikberieselung. Selbst so forsch vorangehende Titel wie "Not Really The Blues" machen da für mich keine Ausnahme. Hier beweisen die Musiker auf eindringliche Weise, dass sie sich nichts beweisen müssen - hier spielt man ganz einfach wie unter guten Freunden. Und wenn man dann möchte, sollte man sich als Hörer diesem Freundeskreis anschließen, um vollends genießen zu können.
Den Bonustrack aus dem Jahr 1951 hätte man sich aus meiner Sicht jedoch gern sparen können. Nicht weil er schlecht ist, nein, ganz im Gegenteil, doch dieser mehr am Be Bop orientierte Titel passt nicht unbedingt zu den restlichen Stücken der Originalsessions. Nun denn, ich kann es 'verkraften'!
Line-up:
Gene Ammons (tenor saxophone - all tracks)
Art Farmer (trumpet - all tracks, except 2/#7)
Lou Donaldson (alto saxophone - 1/#1,2)
Freddie Redd (piano - 1/#1,2)
Addison Farmer (bass - 1/#1-6)
Kenny Clarke (drums - 1/#1,2)
Jackie McLean (alto saxophone - 1/#3-7, 2/#1-6)
Duke Jordan (piano - 1/#3-6)
Addison Farmer (bass - 1/#1-7)
Art Taylor (drums - 1/#3-7, 2/#1-6)
Candido Camero (congas - 1/#3-6)
Donald Byrd (trumpet - 1/#7, 2/#1,2)
Mal Waldron (piano - 1/#7, 2/#1-6)
Doug Watkins (bass - 1/#7, 2/#1-6)
Kenny Burrell (guitar - 2/#3-6)
Sonny Stitt (tenor saxophone - #2/7)
Bill Massey (trumpet - 2/#7)
Alfred 'Chippy' Outcalt (trombone - 2/#7)
Charles Bateman (piano - 2/#7)
Eugene Wright (bass - 2/#7)
Art Blakey (drums - 2/#7)
Tracklist
CD 1:
01:Woofin' And Tweetin' [Farmer] (15:05)
02:Juggernaut [Ammons] (10:28)
03:The Happy Blues [Farmer] (12:08)
04:The Great Lie [Cab Calloway, Andy Gibson] (8:42)
05:Can't We Be Friends? [Paul James, Kay Swift] (12:54)
06:Madhouse [Jackie McLean] (6:42)
07:We'll Be Together Again [Carl Fischer, Frankie Laine] (9:56)
CD 2:
01:Jammin' With Gene [Ammons] (14:20)
02:Not Really The Blues [Johnny Mandel] (16:07)
03:Funky [Kenny Burrell] (9:01)
04:Pint Size [Jimmy Mundy (12:23)
05:Stella By Starlight [Ned Washington, Victor Young] (8:57)
06:King Size [Jimmy Mundy] (9:16)
07:New Blues Up And Down [Ammons, Stitt] (5:07)
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