Luther Allison / Underground
Underground Spielzeit: 25:37,
Medium: CD
Label: Ruf Records, 2007 (1958)
Stil: Blues


Review vom 20.11.2007


Jürgen Bauerochse
Lange bevor Luther Allison vom Delmark-Produzenten Bob Koester entdeckt und in der Anthologie "Sweet Home Chicago" besonders herausgestellt wurde, machte er schon sporadisch Musik in diversen lokalen Bluesbands, ohne allerdings groß aufzufallen.
Die Selbstzweifel an seinem eigenen Können machten ihm immer wieder einen Strich durch die Rechnung und verhinderten einen früheren Beginn seiner Karriere. Dabei hatte er in Freddy King und Hound Dog Taylor ausgezeichnete Lehrmeister, die ihm das Gitarrenspiel perfekt beibrachten und das benötigte Feeling für den Blues eintrichterten.
Im Jahr 1958 tat sich der damals 18-jährige Allison mit dem erfahrenen Bandleader und Bassisten Bobby Rush zusammen, der gute Kontakte zu den Betreibern der Wonderful-Studios in Chicago hatte. Dadurch gelang es der Band einen Nachtaufnahmetermin zu ergattern, denn die Tagesraten für eine 'normalen' Studiosession konnte man sich finanziell nicht leisten.
So entstand dieses Demo-Tape in nur einem einzigen nächtlichen Durchgang und war von nun an auf lange Zeit die einzig existierende Visitenkarte von Luther Allison auf einem Tonträger. Anhand dieser knappen halben Stunde Blues erlernte Filius Bernard das Gitarrenspiel, das auch ihn zu einem guten Musiker werden ließ.
Und genau diese Aufnahmen waren dann auf einmal spurlos verschwunden. Nach fast fünfzig Jahren tauchten sie jetzt im Haus von Luthers Witwe Fannie wieder auf und wurden von Bernard wiederbelebt, um der Nachwelt die Musik des ganz jungen Luther Allison nahe zu bringen, die bisher fast niemand kannte.
Die Songs klingen allesamt roh und ungeschliffen und enthalten teilweise Fehler im Zusammenspiel, eben alles, was Aufzeichnungen aus dieser Zeitepoche ausmachte. Es gab natürlich keinerlei Nachbearbeitungsmöglichkeiten. Alle Songs wurden in einem einzigen Set durchgezogen und blieben danach genau so, wie sie waren.
Und das ist der springende Punkt. Hier war das musikalische Feeling der Technik weit überlegen. In dieser Zeit konnten Fehler nicht so leicht ausgebügelt werden wie heutzutage, wo man ja nun wirklich aus jedem Durchschnittsmusiker einen Star machen kann.
Luther beweist auf den Songs, dass er schon damals einiges drauf hatte. Auch in dieser frühen Phase benutzte er bereits teilweise den Flaschenhals und erreichte so eine größere Vielfalt in seinem Spiel. Ebenso verfügt er mit seinen 18 Lenzen über eine starke und ausdrucksvolle Stimme.
Natürlich kann man in diesen ziemlich kurzen Versionen von Blues-Standards keine großen Soloeinlagen erwarten. Hier geht es einzig und allein um das gemeinsame Musizieren und den Spaß an den 12-Takt Sounds. Die Band ist alles andere als perfekt, aber genau das macht die Aufnahmen so liebenswert. Die Leute wollen einfach den Blues erleben und spielen, ohne sich große Gedanken um ihre Zukunft zu machen. Beneidenswert, wenn man mal Vergleiche zur heutigen Zeit zieht.
Die CD ist 'passend zum Aufnahmejahr' im LP-Outfit hergestellt, was allein schon für nostalgische Gefühle beim Käufer sorgt. Auch klangtechnisch sind die Aufnahmen durchaus als gut zu bezeichnen. Dieser Silberling ist bestens als Hintergrundmusik geeignet, denn es gibt keine besonderen Feinheiten, auf die der Zuhörer unbedingt achten muss.
"Underground" schließt eine weitere Lücke im musikalischen Leben von Luther Allison und wird zudem noch zu einem sehr günstigen Preis angeboten. Damit wird dem Puzzle der Blues-History ein weiteres Stück hinzugefügt.
Line-up:
Luther Allison (leadguitar, vocals)
Bobby Rush (bass)
Mule (bass)
Bobby King (rhythm guitar)
Robert Plunkett (drums)
Sammy Logan (runner)
Tracklist
01:Hide Away (2:31)
02:Don't Start Me Talking (4:38)
03:Drivin' Wheel (3:28)
04:Cut You Loose (3:34)
05:Easy Baby (1:38)
06:You're Gonna Miss Me (2:20)
07:Take My Love (2:28)
08:Rock Me Baby (4:35)
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