Barclay James Harvest / Eyes Of The Universe
Eyes Of The Universe Spielzeit: 57:27
Medium: CD
Label: Eclectic (Polydor Records), 2006 (1979)
Stil: Rock


Review vom 09.11.2006


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
Was macht eine Band, die ihren Keyboarder verloren hat? Verloren, weil dieser einfach nicht mehr mit der Musik einverstanden war, die der Rest von Barclay James Harvest machen wollte. Woolly Wolstenholme ging es wohl gegen den Strich, dass BJH sich im Laufe der Zeit immer mehr dem Mainstream hingaben und war vor dem Release von "Eyes Of The Universe" ausgestiegen. Klar, womit ließ sich wohl mehr Geld verdienen? Zum damaligen Zeitpunkt vielleicht noch ein bisschen Spekulation, denn man ahnte noch nicht, welchen Erfolg die Platten ohne Wolstenholme einfahren sollten. Nun, das lag ganz sicher nicht an der eingekehrten Kreativität, denn die hatte Woolly an den Keyboards für sich verbucht.
Nein, BJH gelang es auf "Eyes Of The Universe" Songs zu schreiben, die einfach schön und eingängig sind. Das meinten zumindest Millionen von Fans, die dieses Album nach Hause trugen. Und so konnte man den Verlust der Anhänger, die an BJH eher progressive Töne früherer Zeiten mochten, billigend in Kauf nehmen.
"Love On The Line", ein Schmuserocker, wie er im Buche steht. Easy driften die Grooves durch den Player. Alles ein bisschen bombastisch, im Hintergrund Keyboards vom Band. Und mit "Alright Down Get Boogie" geht es im gleichen Stile weiter. Die Gitarren drücken mehr in den Vordergrund, das war es dann auch schon. Da sei auch verziehen, dass die Anfangstöne von "The Song" nahezu identisch mit dem später folgenden Megahit "Life Is For Living" sind. Und dennoch haut dieser Track noch am ehesten in die alte bekannte Kerbe, die BJH bis dahin so bekannt gemacht hatte. Ja, die Musik kann zum Träumen einladen und ist auf diesem Gebiet noch heute ganz weit vorne angesiedelt.
Bestes Stück ist im Grunde genommen "Sperratus", wenn man meiner bescheidenen Meinung Glauben schenken kann. Das schöne und einfühlsame Gitarren-Intro zündet bei mir, danach wird es ruhig und melancholisch, bevor dann mit treibenden Rhythmen losgelegt wird. Aber auch "Play To The World" hat aus Sicht dieser großartigen Band noch heute nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
Sei es drum, auch "Rock'n'Roll Lady" und "Capricorn" sind sicherlich tolle Songs. Mit Eyes Of The Universe wurde bei BJH im Jahr 1979 allerdings eine neue Ära eingeleitet. Es war der Startschuss zu einer grandiosen, erfolgreichen und kommerziellen Laufbahn im Bereich des rockigen Mainstreams, der sich später auch vor dem Pop nicht mehr ganz verstecken konnte. Die Qualität des Albums ist über jeden Zweifel erhaben, allerdings kann ich verstehen, wenn sich so mancher 'Proggie' hier mit Grausen abgewendet hat und es statt dessen lieber bevorzugte, die Jungs in alten und guten Erinnerungen zu behalten.
Eyes Of The Universe nahm die Band mit in ihr Handgepäck, als sie 1980 den legendären Auftritt vor 175.000 Zuschauern vor dem Berliner Reichstag spielte.
Die Bonus-Tracks braucht kein Mensch, denn die Alben von BJH geben alles in vernünftigen Längen her. Gimmicks sind keine auszumachen. Aber wenn sie schon drauf sind, nehmen wir diese im Zuge der Wiederveröffentlichungen 2006 gerne noch mit.
Line-up:
Les Holroyd (bass, guitars, vocals)
John Lees (guitars, vocals)
Mel Pritchard (drums)

Guestmusicians:
Kevin McAlea (keyboards)
Alan Fawkes (saxophone)
Tracklist
01:Love On The Line (4:38)
02:Alright Down Get Boogie (Mu Ala Rusic) (3:53)
03:The Song (They Love To Sing) (6:11)
04:Skin Flicks (6:52)
05:Sperratus (5:00)
06:Rock'n'Roll Lady (4:29)
07:Capricon (4:33)
08:Play To The World (7:02)

Bonus-Tracks:
09:Sperratus (previously unreleased single edit) (3:23)
10:Rock'n'Roll Lady (previously unreleased single edit) (3:23)
11:Capricorn (single edit) (3:37)
12:Play To The World (previously unreleased single edit) (3:52)
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