Bathory / Under The Sign Of The Black Mark
Under The Sign Of The Black Mark Spielzeit: 33:59
Medium: CD
Label: Black Mark, 1987
Stil: Black Metal


Review vom 15.12.2009


Jens Groh
Wer sich auch nur ansatzweise mit Black Metal beschäftigt, kommt um zwei Namen nicht herum Bathory und Schöpfer Quorthon!!!
1986 in den schwedischen Heavenshore Studios aufgenommen und von vielen belächelt sowie als dilettantischer Krach abgetan, bot "Under The Sign Of The Black Mark" eine Vorlage dessen, was später als zweite Black Metal-Welle bezeichnet wurde.
Wahrscheinlich hätte es diese gar nicht so gegeben, ohne dieses schwarze Juwel.
Wenn man will, bietet "Under The Sign Of The Black Mark" die Quintessenz von dem, was später von Bands wie Darkthrone und Co. nur noch in Grautönen vorgeführt wurde, währenddessen diese Scheibe die pure Schwärze einfing und bis in die heutige Zeit ausstrahlt. Punkt und Aus!!!
Nie zuvor, und vor allem nie wieder danach, wurde Black Metal böser, erhabener und vernichtender gespielt, ohne jedoch auf 'Hits' zu verzichten, denn solche hat dieses Meisterwerk en masse zu bieten, bzw. jede dieser neun schwarzmetallischen Hasstiraden hat eine besondere Melodie und gehört in die pechschwarze Hall Of Fame.
Waren die beiden Scheiben davor noch eine wildere, brutalere Version bzw. Vermischung des Sounds, wie ihn einige Jahre zuvor Bands wie Motörhead und Venom dahinrotzten, stellte jenes dritte Album den Vernichtungsschlag dar, der die ganze Szene in Aufruhr brachte.
"Under The Sign Of The Black Mark" stellt auch einen Wendepunkt in Quorthons musikalischem Schaffen dar, denn wie er selbst erkannte, konnte er nicht noch böser und infernalischer zu Werke schreiten und kehrte sich von da an dem epischen, ruhigeren Viking Metal zu.
Allerdings erschuf er noch eine weitere Platte dazwischen, die auch nicht gerade unwichtig war, nämlich "Blood, Fire, Death". Darauf waren schon einige Visionen seiner späteren Werke auszumachen, jedoch noch in ihrer rohen brachialen Form. Hier war auch textlich ein Umschwung von reiner Satansbraterei hin zu Pagan-Texten (Quorthon war auch hier ein Vorreiter) zu erkennen.
Aber kommen wir endlich zu "Under The Sign Of The Black Mark": Ein wahrhaft sinisteres Ungetüm an schwarzmetallischer Tonkunst.
Was in dieser etwas mehr als halben Stunde geschieht, ist eigentlich kaum in Worte zu fassen, denn erst mal in den Player bzw. auf den Plattenteller gelegt, umgibt einen sofort eine stockdunkle Atmosphäre derer man sich nicht entziehen kann.
Rasende Gitarren und ein Schlagzeug, gespielt wie ein Tornado, unterlegen Quorthons bestialische Stimme - ein 'Massaker' im wahrsten Sinne des Wortes. Allerdings war das Tempo nicht komplett in schwindelerregenden Sphären angesiedelt, denn der nächste Track, "Woman Of Dark Desires", in dem es um die Blutgräfin Erzsébet Báthory geht, dreht sich nicht nur um deren Leben, sondern auch ein paar Takte langsamer aus den Boxen. Jene Madame Báthory ist auch die Namensgeberin der Band.
Noch etwas langsamer, aber nicht minder furchteinflößend ist "Call From The Grave", mein persönliches Lieblingsstück der ganzen Scheibe. Mit einem verängstigten Kratzen am Sargdeckelinneren und Herzklopfen beginnt ein fast schon doomiges Überwerk, das von seiner Bedrohlichkeit durch die 'Sangeskünste' bestimmt wird (es klingt so, als seien zwei Schreihälse am Werk), gekrönt durch ein Solo das Fredric Chopins Todesmarschmelodie aufgreift. Hier wird die Gänsehaut so dick wie Killernieten!
"Equimanthorn" zieht danach das Tempo wieder an und ist mit seinen klirrenden Gitarren und pumpenden Bassläufen ein echter Schädelspalter.
"Enter The Eternal Fire" wird wieder etwas langsamer, bietet aber alle Trademarks, die Bathory groß werden ließen: Glockenschläge, flirrende Gitarren und darüber eine Stimme, wie vom Leibhaftigen persönlich. Allerdings wird kurzzeitig auch mal ganz das Tempo herausgenommen und es ist dezent ein Synthesizer zu hören, damals ein Novum. Und die kurze Akustikpassage haben die Herren von Immortal in Norwegen verdammt oft gehört.
"Chariots Of Fire" beginnt ganz still und ruhig, nur um nach Sekunden das Chaos und die totale Niedertracht über einem hereinbrechen zu lassen. Obwohl das Stück fast schon punkige Züge trägt, ein ganz böser Brocken. "13 Candles" hingegen, lässt einen mit Flüstern aufhorchen und lebt von einer nihilistischen Atmosphäre. Besonders der doppelte Gesang, zwischen Keifen und Grollen, und die vom Bass getragene Melodie, tragen zur abgrundtief hässlichen Stimmung bei.
Das abschließende "…Of Doom" prescht nochmals ohne Gnade nach vorne los - hier wird gewütet, gepoltert und geschrieen, als gäbe es kein Morgen mehr. Garniert mit teuflischen Soli, beendet es eine Reise durch die Hölle, so wie es nur Bathory verstanden, uns daran Teil haben zu lassen.
Zwar wurde und wird Bathorys Backkatalog von Zeit zu Zeit mal wiederveröffentlicht, man sollte aber versuchen die 1986er Originalpressung zu ergattern.
Das auf der CD gelistete "Outro" wurde auf der LP Version nicht extra aufgeführt (ist sowieso nur ein 25 Sekunden langes Gerausche). Die Langspielplatte ist ohnehin der CD vorzuziehen, da durch das Remastern die ganze majestätische Bösartigkeit und das besondere Flair der Scheibe zerstört wurde.
Leider weilt Tomas Forsberg, wie Quorthon mit bürgerlichen Namen hieß, seit 2004 nicht mehr unter uns, und uns bleibt 'nur' sein unglaubliches Vermächtnis. Rest in peace, Dude oder trink einen auf dich selbst, in Walhalla. Ein Mann, der es geschafft hat zwei riesige Musikrichtungen zu erschaffen.

Wer "Under The Sign Of The Black Mark" nicht im Schrank stehen hat, hat beim Thema Black Metal gefälligst die Schnauze zu halten, Basta!
Line-up:
Quorthon (vocals, guitars, bass)
Paul Lundberg (drums)
Christer Sandström (additional bass)
Tracklist
01:Nocturnal Obeisance
02:Massacre
03:Woman Of Dark Desires
04:Call From The Grave
05:Equimanthorn
06:Enter The Eternal Fire
07:Chariots Of Fire
08:13 Candles
09:...Of Doom
10:Outro
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