Birth Control / Hoodoo Man
Hoodoo Man
1973 war ein Cover wie das der "Hoodoo Man" schon etwas gewagt. Heute sieht das anders aus und die CD-Front weckt angenehme Erinnerungen. Erinnerungen an eine Zeit, als der wohl bekannteste Titel der Band ("Gamma Ray") in jedem Rockschuppen rauf und runter lief und auf Jahre einen festen Stammplatz im Plattenregal der Rock-D.J.'s hatte.
1973 ist lange vorbei, aber man soll der Vergangenheit nicht nachtrauen und im Falle Birth Control gibt es auch keinen Grund dafür, denn die Band ist auch 2005 noch sehr aktiv . Ja, ja ich weiß.... außer Nossi ist keiner aus der Zeit dieser CD mehr im heutigen Line-up dabei. Wölle und Koschi haben Anderes zu ihrem Lebensinhalt erkoren, Bruno spielt seit 1983 in der 'ewigen Allstar Band', aber für mich ist Nossi eh das Herz der Band.
'Andere Mütter haben auch schöne Töchter'. Diesen Spruch wende ich auf die 'modernen' Birth Control an und will damit sagen, dass auch die Musiker, die heute neben Bernd Noske auf der Bühne stehen ihr Handwerk beherrschen und für immer in der Bandbio stehen werden.
Da Birth Control Konzerte in meinem Kalender immer markiert sind und sich Dank ihrer Agilität jedes Jahr eine Gelegenheit bietet, kann ich sagen: Nossi klingt so wie früher.
"Buy" etwa, der Opener: diese breakdurchsetze, melodische und trotzdem harte Psychedelicnummer - Nossis heutige Stimme ist verglichen mit seiner damaligen absolut erkennbar.
Gitarrenläufe, Hammond en masse und neben der Gitarre, erinnert auch Bruno am Micro etwas an Jethro Tull.
"Get Down To Your Fate" ist 'Psychokraut' in Reinkultur. Jedenfalls zu Beginn, dann prescht die ganze Truppe nach vorne und nun kommt sie: die Bandhymne "Gamma Ray". Fast zehn Minuten Musikgeschichte. Was soll ich noch viel schreiben? Der Titel, auch heute noch vehemment von den Fans bei Konzerten gefordert, walzt den Hörer einfach nieder und Generationen von Nachwuchs-Drummern habe die Nummer wohl im elterlichen Keller einstudiert.
Wem die 10 Minuten zu kurz sind, dem empfehle ich die fast dreifache Dosis auf Live In Fulda aus dem Jahre 2004.
Genial auch "Hoodoo Man", der Titeltrack. Geile Gitarrenläufe, eine echte Kirchenorgel im Einsatz, Breaks, Melodie und Hammond pur.
Kaum vostellbar, was uns Uli Twelker in den hervorragend geschriebenen Liner Notes über diese Band erzählt. Normalerweise macht Not ja erfinderisch, Birth Control jedoch erfand nichts um ihr Überleben zu sichern, sondern:
1969 fungierten Birth Control zum Überleben als Begleitband von Michael 'Mendocino' Holm, und ein Jahr darauf verdingte man sich in dem nicht gerade päpstlichen Ingrid Steeger-Filmchen "Ich ein Groupie - das Mädchen mit dem Einwegticket".
Schön auch die Geschichte von der Insel und dem britischen Geschmackspolizeiorgan 'Melody Maker'. Die behaupteten nämlich, dass "Hoodoo Man" wie eine billige Imitaion von Deep Purple, Black Sabbath, Led Zeppelin, Emerson, Lake & Palmer und auch Jimmy Smith klingt.
Dabei gaben, so Uli Twelker, doch Jon Lord und Ritchie Blackmore zu, selbst den wabernden Hammond Sound von Vanilla Fudge kopiert zu haben. Mit Vanilla Fudge, Nice und Yes wurden sie nämlich in Deutschland verglichen.
Überhaupt sind Uli's Liner-Notes sehr interessant. Kauft die CD, Leute und ihr werdet erfahren, was britische Packerinnen und Kondome mit Birth Control zu tun haben.
"Kaulstoss" ist die letzte Nummer des original Albums - und auch die kürzeste. Instrumental und so gar 'nicht richtig passend' - wahrscheinlich ein Art Rausschmeisser mit 'schottischem Hundegebell' und einem Rhythmus, der jede Aromatherapieparty sofort beendet.
Normalerweise wäre das Review jetzt zu Ende, aber da Reissues ja irgendwie 'anders' als die Originale sind, geht es mit "Nostalgia" weiter. Diese Single ist nie auf LP erschienen, was eigentlich schade ist, denn die Nummer hat enorme positive Energie. Autobahn, freie Fahrt, Sonnenschein, eine ins Geschehen platzende Gitarre...fast (Krautrock)-Radio kompatibel.
Die nächsten beiden Bonustracks sind "Gamma Ray" Single Versionen und zwar A- und B-Seite Jahrgang 1975. Sollte man kennen und im Besten Fall auch im Regal haben.
Was nun kommt freut mich besonders: Tracks 1 bis 9 'made under license from Sony'.
Tracks 10 und 11 licensed by Eckhard Gallus (meinem Kraut-Freund) und Birth Control.
"Hope", wurde am 25.09. 2004 in der 'Bluesgarage' von Eckhard aka Wallbreaker aufgezeichnet und seit 1972 zum ersten Mal wieder live gespielt!
Der nächste Superlativ kommt in Form von "She's Got Nothing On You", auch von Eckhard live am 22.10.2004 im 'Musiktheater Rex' aufgezeichnet. Mit on stage war (drrrrr...Trommelwirbel) Peter Föller am Micro.
Peter stieg 1977 aus der Band aus und dieser Auftritt war seitdem sein erster mit Birth Control.
Mein Highlight dieser Scheibe.
Ja, ich freue mich, die Band und den Wallbreaker im Herbst wieder zu treffen und wünsche mir, dass mich Birth Control noch viele Jahre begleiten wird.
Ich möchte Euch auch unbedingt auf eine ganz besondere Sache hinweisen:
Es ist geplant, eine auf 250 Stück limitierte Auflage der kommenden 'Rockpalast"- Audio CD auf 180 Gramm VINYL (Doppel-LP !!!) zu pressen. Da die Produktionskosten für diese Rarität enorm sind, werden mindestens 150 verbindliche Bestellungen benötigt. Logisch, meine Bestellung liegt bereits beim Wallbreaker. Wer auch Appetit auf diese Doppel-LP hat, findet den Link wie gewohnt ganz unten auf dieser Seite.


Spielzeit: 64:19, Medium: CD, Repertoire Records, 2005
1:Buy 2:Suicide 3:Get Down To Your Fate 4:Gamma Ray 5:Hoodoo Man 6:Kaulstoss
Bonus Tracks
7:Nostalgia 8:Gamma Ray Part 1 (Single Version) 9:Gamma Ray Part 2 (Single Version)
Special Bonus
10:Hope (live) 11:She's Got Nothing On You (live)
Ulli Heiser, 11.08.2005