Bolt Thrower / Realm Of Chaos (Slaves To Darkness)
Realm Of Chaos Spielzeit: 38:12
Medium: CD
Label: Earache Records, 1989
Stil: Death Metal


Review vom 15.12.2012

  
Jens Groh
Der ewige Krieg. Die gesamte Galaxis steht in Flammen. Bruder kämpft gegen Bruder. Alles versinkt im Chaos. Nur der Imperator, von allen geliebt, steht wie die Flamme der Erleuchtung über allem, auf Terra, dem Zentrum des menschlichen Imperiums!
Wem das alles bekannt vorkommt, der kennt auch die Figuren oder Tabletop-Spiele von Games Workshop??? Wenn ich jetzt ein lautes 'Ehre dem Imperator!!!' höre, dann sind demjenigen auch die Frühwerke einer gewissen Death Metal-Band namens Bolt Thrower vertrautes Terrain.
Denn die englische Waffenschmiede, gemeint sind der Workshop und ihr musikalisches Pendant, waren Ende der Achtziger 'Partner in Crime'. Ein passendes und lukratives Bündnis, auch wenn Letzteres Bolt Thrower nicht ganz so sahen und mit Lichtgeschwindigkeit das Weite suchten, denn hier soll einiges an schnödem Mammon hauptsächlich in die Taschen der Spielemacher geflossen sein. Soldaten bzw. Space-Marines sollten eben nur das tun, was sie auch können. Denn der Games Workshop erschuf und erschafft zwar geniales Merchandise rund um das Warhammer Universum, versuchte damals jedoch, seine fauligen Tentakel in Richtung Musikbiz zu strecken, brachte allerdings als Musikverbündeter nicht wirklich was auf die keramitverstärkten Beine.
Meines Wissens nach gab es nur noch eine weitere Band, die von den Miniaturmonstermachern gesponsert wurden, nämlich D-Rock und selbige waren ruckzuck im Warp verschwunden……
Anyway, es soll ja auch hier nur um die beste Death Metal-Band dieses Universums gehen. Ich glaube, die meisten Todesstahlbegeisterten geben mir da Recht wenn ich sage, dass es um diese Institution keinen Weg drum herum gibt. So nach dem Motto: 'Sagst du Death Metal, sage ich Bolt Thrower!'
Gut, man könnte jetzt ganz böse behaupten, die Briten nehmen seit über zwanzig Jahren immer und immer wieder dasselbe Album auf, nur um Nuancen variierend. Aber ganz so einfach ist es allerdings nicht. Denn eines sollten die Spötter bedenken: Wenn der britische Panzer irgendwo auftaucht, gibt es nur noch verbrannte Erde, ganz so als ob ein Schlachtschiff der Space Marines eine ihrer Virus-Bomben über einem abtrünnigen Planeten abgeworfen hätte.
Schon das Intro dieser mächtigen Scheibe führt mit seinen verstörenden Geräuschen in die Welt der Verdammnis. Herrlich morbide aber dennoch einzigartig beginnt diese knapp vierzigminütige Reise durch die Verdammnis.
CD-Käufer bekommen einen Song mehr ("Prophet Of Hatred") spendiert. Allerdings rate ich alleine schon wegen des Covers und des Booklets zur Vinylvariante, die dann zwar nur knapp fünfunddreißig Minuten rotiert, aber dafür eben einfach fetter aussieht. Hier kommt das von Games Workshop genehmigte Artwork einfach viel schöner zur Geltung, Klappcover, Booklet, einfach ein (Alb-HAHAHAHA!) Traum
Beim ersten richtigen Song, "Eternal War", sind zwar immer noch latente Einflüsse von Grind Core zu vernehmen (die erste Scheibe "In Battle Is No Law" war fast noch purer Grind, allerdings nur minimal schlechter als das Zweitwerk) kurz brutal und alles vernichtend!
Ich will und kann nicht jeden einzelnen Song analysieren, das steht mir einfach nicht zu, denn diese Scheibe ist ein in sich ruhendes Monster an tödlichen Riffs.
Nur so viel: Bolt Thrower schufen auf diesem Album die Grundlage oder Blaupause für ihre nächsten Scheiben, die - und es gibt keine Ausnahme - alles Hammerscheiben sind und waren. Groovender, oft im Midtempo gehaltener, alles plattwalzender Death Metal, wie nur diese Band ihn schreiben kann.
Alleine die Riffarbeit der beiden Äxte ist so dermaßen präzise und gnadenlos (auch ohne die Saiten wie Wäscheleinen runterzutunen), wie es nur von Ultra-Marines und ihrer Kunst der Kriegsführung bekannt ist. Auch die Drums ballern stetig so brutal aus den Boxen, dass sich so mancher Häretiker schnellstmöglich zum Glauben bekennt.
Ungewöhnlich für die damalige Zeit war, dass der Bass von einer zierlichen Dame beackert wurde. Und hier möchte ich mich auch gleich bei Jo bedanken. Danke, dass du so lange bei der 'Bolzenschleuder' ausgehalten hast. (jaja, Jo war meine heimliche Jugendliebe und ich finde die Frau auch heute noch hinreißend, wie sie stoisch ihren Viersaiter vermöbelt… ach ja, ich schweife ab…)
Auch die Vokals, obwohl gegrunzt, dennoch sehr gut verständlich, tragen zu der besonderen Atmosphäre dieser Band bei (später stieg Fronter Karl zwar kurzzeitig aus, ist aber glücklicherweise wieder mit an Bord).
Textlich beließ man es, (wer hat's erraten?) ausschließlich beim Warhammer 40,000-Kosmos. Auf späteren Platten geht es auch um Krieg, aber um wesentlich realeren, nämlich um den in unserer Zeit und auf unserer Welt.
Krieg ist immer scheiße, aber wenn man davon liest, wie knapp drei Meter große Genmanipulierte in Keramit gepanzerte Ein-Mann-Schlachthäuser Außerirdische abmeucheln, das hat schon was. Mich faszinieren die Bücher der Black Library immer noch zutiefst. Und eines haben die Briten aus dieser Zeit behalten, nämlich den Chaosstern, jenes achtzackige Symbol, das in unterschiedlichen Varianten fast alles Bolt Thrower-Merch und meinen Oberarm schmückt.
Die nachfolgende Scheibe ("Warmaster") war zwar bei weitem nicht mehr ganz so wild und ungeschliffen, weil auch ein wenig langsamer, zeigte aber, dass Bolt Thrower ihren auf diesem Album eingeschlagenen Weg endlich gefunden hatten.
"Realm Of Chaos" hat zwar schon einige Jahre auf dem Buckel, ist und bleibt aber dennoch ein zeitloser Klassiker, der immer noch genug Power und Wucht hat, um einen virulenten Riesenscheißhaufen auf alle zu ballern, dass es sogar den alten Stinker Nurgle selbst erblassen lassen würde!!! So, und nur so, sollte Death Metal sein. Schleppend, gemein und abgrundtief böse!
In diesem Sinne: Möge das Licht des Imperators weiterhin hell auf Bolt Thrower hinabscheinen oder meinetwegen der Warp seine ekelhaften Tentakel auf deren Musik auswirken lassen, so lange dabei solch herrliche Musik ensteht.
Line-up:
Karl Willets (vocals)
Gavin Ward (guitars)
Barry Thomson (guitars)
Jo Bench (bass)
Andy Whale (drums)
Tracklist
01:Intro
02:Eternal War
03:Through The Eye Of Terror
04:Dark Millenium
05:All That Remains
06:Lost Souls Domain
07:Plague Bearer
08:World Eater
09:Drowned In Torment
10:Realm Of Chaos
11:Prophet Of Hatred [CD-Bonus]
12:Outro
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