The Boomtown Rats / Live - Germany '78
Live - Germany '78 Spielzeit: 57:00 (DVD), 46:42 (CD)
Medium: CD/DVD
Technische Daten:
Bild: 4:3 - 1.33:1
Sound: Keine Angabe
Sprache: Englisch
Untertitel: Keine
Region Code: 0 (weltweit abspielbar)
FSK: Keine Angabe
Label: Gonzo Multimedia, 2015 (1978)
Stil: Rock


Review vom 29.07.2015


Markus Kerren
Die irische, in Dublin gegründete, Band The Boomtown Rats ist heute leider meistens nur noch als Randnotiz in vielen Medien wahrnehmbar. Verbunden wird sie in der Regel lediglich noch als »Die frühere Band von Bob Geldof« und selbstverständlich ihrem größten Hit "I Don't Like Mondays". Eine Schande eigentlich, da die Gruppe deutlich mehr zu bieten hatte, was sie am deutlichsten auf ihren ersten drei Alben zeigte. Wenige Jahre nach der Gründung erfolgte 1976 der Umzug nach London, um einen Fuß in die Tür des Musik-Business zu bekommen. Was auch prompt gelang und die Veröffentlichung des gleichnamigen Debütalbums (1977) nach sich zog.
Im Rahmen des sich nachziehenden Tour-Wahnsinns schlug das Sextett im Jahr 1978 auch in der deutschen TV-Sendung "Musikladen" auf, wo ein kompletter (wahrscheinlich von der Band auf die Sendezeit gekürzter) Gig aufgenommen wurde. Die zweite (und für mich stärkste) Boomtown Rats-Scheibe "A Tonic For The Troops" war erst angedacht bzw. in der Mache, sodass die Musiker an diesem Abend fast ihr gesamtes Debüt, nämlich acht der neun darauf enthaltenen Tracks zum Besten gaben. Umgehend deutlich wird dabei, dass die Mannen um Geldof in den Siebzigern ganz deutlich vom Punk beeinflusst und vom Pop der späteren Werke noch weit entfernt waren.
Nach einer eher launischen Begrüßung des Frontmanns geht es dann aber plötzlich ab, wie die Post. 'Sir Bob' explodiert regelrecht auf der Bühne, rennt auch mal ins Publikum (und dabei fast mitten in eine Kamera) und macht mächtig Alarm. Noch geiler kommt "Never Bite The Hand That Feeds You" mit seinen coolen Riffs und Melodien. Yeah Baby, Rock'a'Rolla, so ganz ohne Make-up und Schleifchen drum herum. Im Brennpunkt des Geschehens ist zu jeder Zeit Bob Geldof (der übrigens auch ca. 95 % aller Songs schrieb). Mit süffisantem Lächeln kann man zwar feststellen, dass er sich bzgl. Stage Acting so einiges von einem gewissen Mick Jagger abgeschaut hat, aber das macht erstens gar nichts und ist zweitens auch nicht schlimm.
Das Bremer Publikum (an Tischen vor der Bühne sitzend) 'glänzt' mal wieder durch Lethargie, die Blicke wechseln - vor allem anfänglich - von gelangweilt zu 'also-dann-zeigt-mal-was-ihr-könnt'. Der Applaus fällt allerdings immer recht kräftig aus, sodass anzunehmen ist, dass die Kenner bzw. Fans der Band im hinteren Bereich angesiedelt waren, während man wenige Auserwählte - die eigentlich nur mal so reinschauen wollten - fürs Fernsehen in die erste Reihe gesetzt hatte. Aber sei's drum, konzentrieren wir uns lieber auf das Geschehen auf, statt vor der Bühne.
Dort geht's nämlich durchgehend gut ab und die Songs sind durch die Bank stark. Apropos Songs: wie bereits erwähnt, war die zweite Scheibe "A Tonic For The Troops" noch gar nicht auf dem Markt, an diesem Abend spielten die Rats aber immerhin schon mal ein paar Nummern davon. Namentlich waren das die unheimlich geilen Abräumer "She's So Modern" und "Don't Believe What You Read", dazu das mehrfach als Single-B-Seite verwendete (und auf späteren CD-Versionen enthaltene) "Do The Rat". Einen kleinen Bonus gibt es schließlich in Form der beiden (späteren) "Musikladen"-Auftritte mit den (Playback-)Stücken "Banana Republic" (1980) sowie "House On Fire" (1982) noch oben drauf.
Nach diesem richtig guten (übrigens bisher unveröffentlichten) Auftritt ging es für die Boomtown Rats mit den Alben "A Tonic For The Troops" (1978) und "The Fine Art Of Surfacing" (1979) sowie den jeweils dazugehörigen Nummer 1-Hits "Rat Trap" und "I Don't Like Modays" steil bergauf. Zum Leidwesen des Rezensenten wurden die folgenden Alben dann allerdings immer poppiger und somit weniger interessant. Was sich auch in den Verkaufszahlen widerspiegelte, die sich zwar langsam, aber sicher bergabwärts entwickelten. Der offizielle Split erfolgte nach insgesamt sechs Studioalben im Jahr 1986.
Ein richtig starkes, fetziges und lebendiges Testament einer einstmals so geilen Truppe, die übrigens seit ein paar Jahren wieder (zumindest auf der Bühne) aktiv ist.
Line-up:
Bob Geldof (lead vocals)
Johnnie Fingers (keyboards, background vocals)
Gerry Cott (guitar)
Pete Briquette (bass, background vocals)
Simon Crowe (drums)
Gary Roberts (guitar, background vocals)
Tracklist
CD/DVD:
01:Close As You'll Ever Be
02:Never Bite The Hand That Feeds You
03:Neon Heart
04:(It Feels) So Strange
05:Kicks
06:She's So Modern
07:Joey's On The Street Again
08:Don't Believe What You Read
09:(She's Gonna) Do You In
10:Do The Rat
11:It's All The Rage
12:Mary Of The 4th Form
13:Looking After No. 1

Bonus Tracks (DVD):
14:Banana Republic
15:House On Fire
Externe Links: