Bullfrog / Same
Bullfrog Spielzeit: 41:20
Medium: CD
Label: Sireena Records, 2012 (1976)
Stil: Rock


Review vom 26.05.2013


Markus Kerren
Okay, der folgende Spruch kommt ja nicht zum ersten Mal von mir, aber trotzdem wiederhole ich ihn gerne: Dank Sireena Records liegt nun endlich wieder der komplette Output der deutschen Rockband Bullfrog vor, die von 1973 bis 1981 existierte. Begonnen mit High In Spirits über Second Wind bis hin zu dem Rockpalast-Auftritt im Dezember 1978. Das letzte Puzzleteil, die Debüt-Scheibe dieser Band aus dem Jahr 1976 bildet nun den Abschluss der Serie.
Zählt man den ominösen Videoclip "Turn Up The Radio" dazu, also insgesamt 29 großartige Tracks, die es unbedingt verdient haben, nicht in Vergessenheit zu geraten (ganz am Rande: Kennt eigentlich noch jemand die Geschichte von Robert Johnsons lange verschollenem, bzw. sagenumwobenem 29. Song?). Aber Robert Johnson beiseite, denn hier soll es um Bullfrog gehen, eine der geilsten und besten deutschen Bands der siebziger Jahre.
Nachdem der Fünfer bereits etwa drei Jahre lang sämtliche kleinen, mittleren und großen Bühnen Deutschlands und der Nachbarstaaten beackert hatte, kam er schließlich bei Günter Körbers Label Sky Records unter. Verbunden mit dem großen Bonus, sein Debüt bei, mit und in Conny Planks Studio aufnehmen zu dürfen, was dann auch von Mai bis Juli 1976 in die Tat umgesetzt wurde. Neben vier zu diesem Zeitpunkt nach wie vor aktiven Gründungsmitgliedern hatte mittlerweile der Italiener Bruno Perosa den Platz hinter dem Schlagzeug eingenommen.
Bereits der Opener "Movin' On" macht unmissverständlich klar, was auf der damaligen ersten LP-Seite Programm war. Nämlich kerniger, fetziger Rock! Nach einer sanften Akustikgitarren-Einleitung (mit warmem Orgelsound) geht sehr bald darauf die Post ab. Sebastian Leitner bringt mit der Elektrischen ein energisches Riff ins Spiel und Frontmann Gerd Hoch überzeugt umgehend mit seinem kraftvollen Gesang wie mit seiner Reibeisen-Stimme. Da war beileibe keine Trittbrettfahrer-Combo am Start, vielmehr haben wir es hier (mindestens) mit europäischer Top-Klasse zu tun.
Das bezüglich des Rockpalast-Auftrittes bereits vorgestellte "I Came From The Sky" groovt wie die Hölle und nährt sich von den technisch großartigen Leistungen der Bandmitglieder, die auch auf ihrem ersten Album schon verdammt viel Finesse bezüglich der Arrangements bewiesen. "Bad Game" bietet hingegen sehr starken, bluesigen Rock, der dem einer Truppe wie Bad Company gar nicht mal so sehr unähnlich war. Wenn hier auch eine ganz eigene Note im Spiel ist, die man - wenn man will - 'das deutsche Gen' nennen könnte und darf (was durchaus positiv gemeint ist).
Nach dem etwas melancholischen und mit sehr feiner Orgelarbeit versehenen (sowie die hohe Qualität zu 100 % haltenden) "I'm Comin' Home" dann der fliegende Wechsel zur LP-Seite 2, die im Gegensatz zu den ersten vier kürzeren, kompakteren und geradlinigeren Tracks mit zwei langen Songs aufwartet. Das Glanzstück hört hier auf den Namen "Get Away", ein episch angelegtes Stück über den Drang, endlich aus dem miesen kleinen Heimatkaff auszubrechen, um sein eigenes Leben leben zu können. Fantastisch dabei auch der Einsatz der beiden Background-Ladies Ute Kellermann sowie Jane Palmer, die bereits die Nummer "Movin' On" veredelt hatten.
Auch "Desert Man" verfügt mit seinen elfeinhalb Minuten über eine ausgeprägte Spielzeit, deren Beginn von einleitenden Worten Bruno Perosas in seiner Muttersprache eingeleitet wird. Hier wird (mit beherrschendem Keyboardsound) der Teppich für eine Traumlandschaft gelegt, die nach etwa viereinhalb Minuten in ein funkiges Gebilde übergeht. Auch hier gab Bullfrog keine Schwäche zu erkennen, wenn die wirkliche Stärke der Band dann aber doch im (bluesigen) Rock lag.
Letztendlich setzte das Debüt aber schon mal ein ganz dickes Ausrufezeichen und ließ auf das ungeheure Potenzial dieses Quintetts schließen. Wenn man mich fragen würde, welches der drei Bullfrog-Alben denn nun mein Favorit sei, würde ich wahrscheinlich ziemliche Probleme bekommen. Denn alle drei sind - trotz des roten Fadens und der ganz eigenen Handschrift - doch auch wieder unterschiedlich und jede einzelne Platte hat in sich etwas ganz Besonderes zu bieten, das auf der jeweils nächsten wieder leicht variiert und somit auch ein anderes, neues Feeling erzeugte.
Rest in peace, Bullfrog (gestorben 1981), Gerd Hoch (gestorben 1995) und Vincent Trost (gestorben 2006). Zu schade, dass ich ein paar wenige Jährchen zu spät geboren wurde, um euch mal live auf der Bühne erleben zu dürfen! Aber Sireena Records hat ja dafür gesorgt, dass zumindest sämtliche Tonkonserven wieder erhältlich sind.
Thank you, Tom! Und am besten demnächst mit Straight Shooter weitermachen!!!
Line-up:
Gerd Hoch (lead vocals)
Sebastian Leitner (guitars)
Harald Kaltenecker (keyboards)
Vincent Trost (bass)
Bruno Perosa (drums & percussion, spoken words - #6)

Mit:
Jane Palmer (background vocals - 1,5#)
Ute Kellermann (background vocals - 1,5#)
Tracklist
01:Movin' On (4:10)
02:Bad Game (3:35)
03:I Came From The Sky (4:45)
04:I'm Comin' Home (6:34)
05:Get Away (10:42)
06:Desert Man (11:35)
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