David Bowie / Narrates Peter And The Wolf
Peter And The Wolf Spielzeit: 44:05
Medium: LP
Label: Music On Vinyl (Sony Music), 2014 (1978)
Stil: Klassik


Review vom 13.12.2014


Steve Braun
Hurra! Die erste Klassikplatte, die ich für unser Magazin besprechen darf. Seit Kindertagen verbindet mich eine enge Beziehung mit der Klassischen Musik. Ein Grund ist Sergei Sergejewitsch Prokofjews "Peter und der Wolf", das von meiner Klavierlehrerin in den ersten Lektionen als 'Hausaufgabe' eingesetzt wurde, um die Wahrnehmung für Musik zu schärfen. Das Orchesterwerk basiert nämlich auf Dialogen zwischen Peter, dargestellt durch die Erste Violine, dessen Großvater (Fagott), dem Wolf (drei Hörner), dem Jäger (Trompete) sowie Vogel (Querflöte), Ente (Oboe) und Katze (Klarinette). Der musikpädagogische Nutzen liegt auf der Hand und braucht nicht näher erörtert zu werden!
Der Plot ist kindgerecht und simpel - es gibt zudem recht schöne Bilderbücher hierzu, die sich zur Kombination mit der Plattenaufnahme gut eignen. Wer "Peter And The Wolf" allerdings vorschnell als Kinderkram abtun möchte, den lade ich erst einmal herzlich ein, den beschriebenen Dialogen zu lauschen und diese Instrumente differenziert wahrzunehmen und im Folgenden zu identifizieren. So mancher dürfte hier seine Großmäuligkeit rasch bereuen!
Obendrein wurde der Stoff 1975 in einer Rockversion vertont, bei der die Crème de la Crème der damaligen Rockmusikerszene mitwirkte, die zur Untermalung eines Zeichentrickfilmes diente. Sehr humorvoll soll Loriots Fassung mit dem English Chamber Orchestra sein, die mir allerdings ebenso unbekannt wie Stings Bearbeitung mit dem Chamber Orchestra Of Europe (von 1991) ist.
Dass die vorliegende Interpretation des Philadelphia Orchestra, unter der Leitung von Eugene Ormandy, nach ihrer Veröffentlichung bis auf Platz 136 der US-Billboards Hot 200 aufstieg, lag natürlich an David Bowie, dem die Rolle des Erzählers angetragen worden war, die er nur zu gerne übernahm.
Premiere feierte Prokofjews Orchesterwerk am 2. Mai 1936 am staatlichen Zentralen Kindertheater in Moskau. Viel Parabelhaftes ist "Peter und der Wolf" seinerzeit von den Bolschewiki angedichtet worden. Die noch junge Sowjetunion versus das kapitalistisch-gierige, überaus gefräßige Hitler-Deutschland - ob das wohl alles genau so im Sinne des Komponisten war, mag angezweifelt werden...
Sergei Prokofjew hat noch so manches andere Märchen in ein musikalisches Klangkunstwerk verwandelt, wie bspw. "Das hässliche Entlein" und "Aschenputtel".
Das dreizehnteilige Opus "Peter And The Wolf" gliedert sich in drei Abschnitte. Im ersten werden die Akteure vorgestellt und ihnen ein musikalisches Leitmotiv durch die sie repräsentierenden Instrumente zugeteilt, das diese durch das ganze Stück begleitet: Der gutmütige Großvater wird durch das grummelnde Fagott dargestellt, die Ente durch 'quakende' Oboen und so weiter...
Teil 2 gibt die Handlung wieder. Der gewitzt-schlaue Peter, der die Sprache der Tiere verstehen kann, überlistet gemeinsam mit seinen Tierfreunden den großen, grauen Wolf, der abschließend im dritten Teil in einem großen Triumphzug präsentiert wird. 'Politisch korrekt' ist die Kernaussage in heutigen Zeiten, in denen der Wolf (endlich) hierzulande wieder heimisch wird, natürlich nicht mehr. Dass dieser scheue Waldbewohner alles andere als ein 'menschenfressendes Monster' ist, sollte ohnehin jedem Kind als Allgemeinwissen ins Bewusstsein gerückt werden.
David Bowie verfügt über eine dramaturgisch wandlungsfähige Erzählstimme, die gelegentlich einen ironischen Unterton nicht vermissen lässt, und überzeugt als 'Narrator' auf ganzer Linie.
Die B-Seite präsentiert sich ebenfalls als ein Lehrstück in Sachen Klassik. Junge Menschen können hier lernen, dass diese kein Hexenwerk für Feuilletonisten ist, sondern zauberhafter Ausdruck von Emotionen sein kann. Leicht verständlich wird in Benjamin Brittens "The Young Person's Guide To The Orchestra" in kurzen Themen sowie Variationen dieser die verschiedenen Sektionen eines Orchesters und der Klang der einzelnen Instrumente vorgestellt. Die zwanzig Einzelstücke stellen allerdings keinesfalls einen 'Flickenteppich' dar, sondern bilden eine in sich geschlossene, überaus hörenswerte Suite.
Auf der CD-Edition ist - als kleine Steigerung im Anspruch - mit Tchaikovskys "Nussknacker Suite" noch ein weiteres 'kindgerechtes' Werk zu finden, das (natürlich) auf dem Vinyl keinen Platz mehr finden konnte.
Apropos: Das 180g-Teilchen ist mit seinem roten, mit Goldfäden durchsetzten Vinyl ein echter Hingucker! Die Informationen sind relativ knapp gehalten und beschränken sich vorwiegend auf Liner Notes von Mary Cambell. Ich hätte eine Vorstellung des Orchesters - zumindest der Solisten - und des Dirigenten, Eugene Ormandy, noch für sinnvoll erachtet.
Fazit: Musikpädagogisch besonders wertvoll! Persönlich verbinde ich mit "Peter und der Wolf" schöne Erinnerungen an Kindheitstage und kann wirklich jedem Freund gepflegter Rockmusik Prokofjews leicht verständliches Werk als Einstieg in die Welt der Klassik empfehlen.
Line-up:
David Bowie (Narrator - Seite A)
The Philadelphia Orchestra
Conducted by Eugene Ormandy
Tracklist
Seite A:
01:Peter And The Wolf op. 67
[Sergei Prokofjew] (26:56)

Seite B:
01:The Young Person's Guide To The Orchestra op. 34
[Benjamin Britten] (17:09)
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