David Bowie / Ziggy Stardust And The Spiders From Mars
Ziggy Stardust And The Spiders From Mars
David Bowie war schon immer einer, der verschiedenste Rollen gespielt hat, wobei man oft nicht mehr unterscheiden konnte, wo die Rolle aufhört und Bowie anfängt (oder auch umgekehrt).
Nach seinem ersten alter ego "Major Tom" in seinem 1969er Hit "Space Oddity" kam dann 1972 mit dem Album "The Rise and Fall of Ziggy Stardust" einer der Höhepunkte der Glam/Glitter-Rock-Ära, ein musikalisches Drama mit damals noch nie zuvor gehörten Sounds, mit der er dann natürlich die Kunstfigur "Ziggy Stardust" darstellte.
Schon Anfang '72 war Bowie mit seiner Band The Spiders From Mars bis Mitte '73 fast permanent auf Tour, mit einer Bühnenshow, die großartige Erfolge feierte und eben nicht nur aus Musik bestand, sondern geradezu theatralisch inszeniert wurde, was fester Bestandteil seiner Auftritte war. Grosses Musiktheater eben! So zumindest entnehme ich es der einschlägigen Presse. Zugegebenermaßen hab ich Bowie weder damals noch danach live gesehen.
Was aber anhand des vorliegenden Soundtracks zur Beurteilung der Musik nichts zur Sache tut, und da geht's rund! Man merkt sofort, dass die Band nach einer eineinhalbjährigen Tour perfekt eingespielt war, wobei einer regelrecht in den Vordergrund tritt: Mick Ronson. Wie der seine Gitarre jaulen lasst, verzerrt, Riffs runterdrischt, geile Soli demonstriert, das ist schon bemerkenswert, aber auch die anderen spielen sich den Arsch ab, mit der Ikone Bowie souverän darüber schwebend.
Die technische Versiertheit, mit der die Spiders hier zu überzeugen wissen, lässt diesen Soundtrack gleichberechtigt neben der Original-CD bestehen, eigentlich braucht man beide. Wer will schon auf "Starman" verzichten? Auf der anderen Seite: Das von Bowie für Mott The Hoople geschriebene "All The Young Dudes" und etliche andere hervorragende Songs (beispielsweise "Cracked Actor", "Time", das 15-minütige "The Width Of A Circle" oder auch das Stones-Cover "Let's Spend The Night Together") möchte man - in den nicht vom Original stammenden - vorliegenden Liveaufnahmen auch nicht missen.
Klangtechnisch ging die Rechnung im Gegensatz zur Erstausgabe von 1982 voll auf: Tony Visconti (vormals Bassist bei Bowie) hat aus den Bändern rausgeholt, was machbar war und auch für den nötigen Druck "untenrum" gesorgt. Nur einen Fehler darf man nicht machen: Die Platte leise hören zu wollen. Das kommt nur richtig, wenn man den Regler nach rechts dreht!
Dieses als "Retirement Gig" bekannt gewordene Konzert (weil Bowie am Ende dem verdutzten Publikum und den offensichtlich vorher nicht eingeweihten Musikern erklärte, dass dies der letzte Auftritt sei (den man gemeinsam bestreite), liegt in drei Fassungen vor: Als Konzertfilm auf DVD im 5.1 Sound, als remasterte Doppel-CD (gegen Aufpreis auch als Box mit zusätzlichem Ausstattungsbonus) und als Doppel-LP. Ja ja, auch die Vinylfreunde werden wieder bedient!
Die mir vorliegende CD bietet als aufklappbares Booklet das Poster, mit dem die Tour damals beworben wurde und die Entstehungsgeschichte des Films durch D.A. Pennebaker (bekannt durch seinen Film des Monterey Pop-Festivals 1967), die mir aber zuviel Selbstbeweihräucherung ist.
Zusätzlich gibt's noch einige Angaben zu den einzelnen Songs. Die sind aber winzig klein und wegen der roten Schrift auf schwarzem Hintergrund ohne Lupe nicht lesbar. Selbst mit Brille in der Stärke Glasbausteine kann das kaum jemand entziffern. Dass aber jegliche Angaben über die Besetzung der Band fehlen, vermisse ich wirklich.
Und noch was, das ich mir an dieser Stelle nicht verkneifen kann oder will:
Dies ist die erste CD, die mir mit Kopierschutz vorliegt. Wenigstens ist diese Tatsache auf der Rückseite für den Konsumenten klar ersichtlich erwähnt, aber dem Jammern der Musikindustrie zum Trotz, der Käufer darf sich verarscht fühlen. Dass CDs kopiert werden ist eine Tatsache (und als Privatkopie auch erlaubt!), aber eben nur eine in der Misere, in der sich die Firmen wähnen.
Mittlerweile gibt es aber (endlich!) auch erste Stellungnahmen hochrangiger Musikbosse, die einsehen, dass die meisten Probleme eher hausgemacht sind hinsichtlich des Künstlerstamms (der wurde erstens reduziert und zweitens lässt die Talentförderung zu wünschen übrig) und dem Anheben der Preise mitten in einer Rezession. Im Euroraum kam auch noch der Effekt des Unwortes "Teuro" dazu. Jeder weiss, was gemeint ist!
Der Schaden entsteht nämlich nicht durch den privaten Kunden, sondern durch kriminelle aber professionelle Raubkopierpresswerke, die man getrost dem organisierten Verbrechen zuordnen kann und die von einem solchen Kopierschutz auch nicht von ihrem ungesetzlichen Tun abgehalten werden können.
Was dem zahlenden Kunden stinken wird ist, dass er entgegen aktueller Rechtslage die CD nicht mehr privat kopieren kann, auch nicht auf eigens dafür vorgesehenem HiFi-Equipment, bei dem er für die Leermedien nur aus einem Grund GEMA-Gebühren bezahlt hat: Zur Privatkopie urheberrechtlich geschützter Werke! Auch das Kopieren auf andere (datenreduzierte) Systeme wie Minidisk oder MP3 für portable Systeme ist nicht möglich. Das Aus für Hobbyisten, die sich aus ihren CDs gerne einen eigenen Sampler zusammenstellen, in vergangenen Jahrzehnten waren das die Tonbandfreaks mit ihren großen Bandmaschinen.
Wer am PC hören möchte, muss sich mit minderwertigem Klang zufrieden geben.
Laut CD-Inlay ist noch nicht mal sicher, ob die CDs auf allen normalen CD-Playern abspielbar sind. Man muss sich das mal vor Augen halten: Man kauft ein nagelneues Hochpreis-Produkt, das vom Hersteller so manipuliert wurde, dass die Abspielbarkeit noch nicht mal auf herkömmlichen CD-Spielern als gesichert gelten kann! Da kann man sich nur noch an den Kopf greifen!
Die Firmen (hier die alte Tante EMI), die einen solchen Kopierschutz einsetzen, erachten ihre Kunden wohl von vorneherein als potentielle Diebe und wundern sich dann auch noch, wenn die Käufer angewidert abwinken. Wieso sollte man sein Geld in ein kastriertes Produkt investieren, dessen Hersteller dem Käufer schon beim Kauf unterstellt, er würde eventuell unrechtmäßig damit umgehen? Jede andere Industrie wäre bei einer solchen Einstellung zu ihren Kunden bankrott!
Andere Meinungen dazu sind natürlich willkommen, das kann man ja mal im Forum diskutieren...
Spielzeit: 83:50, Medium: Do-CD, EMI International, 2003
CD 1: 1:Intro 2:Hang On To Yourself 3:Ziggy Stardust 4:Watch That Man 5:Wild Eyed Boy From Freeloud 6:All The Young Dudes 7:Oh! You Pretty Things 8:Moonage Daydream 9:Changes 10:Space Oddity 11:My Death
CD 2: 1:Intro 2:Cracked Actor 3:Time 4:The Width Of A Circle 5:Let's Spend The Night Together 6:Suffragette 7:White Light/White Heat 8:Farewell Speech 9:Rock'n'Roll Suicide
Manni Hüther, 03.04.2003