Maggie Bell / Suicide Sal
Suicide Sal
Maggie Bell, geboren am 12. Januar 1945 in Glasgow, verdiente sich ihre ersten Sporen als Leadsängerin in der von ihr und dem Gitarristen Les Harvey im Jahr 1969 gegründeten Rockband Stone The Crows. Schnell wuchs der Bekanntheitsgrad der Gruppe vor allem durch die großartige Stimme ihrer Sängerin in Europa an. Schon bald wurde Maggie Bell als das britische Gegenstück zu Janis Joplin gehandelt.
Als Les Harvey am 3. Mai 1972 während eines Soundchecks im 'Swansea Top Act Ballroom' ein ungeerdetes Mikrofon berührte und so an einem Stromschlag starb, schien auch die weitere Karriere von Stone The Crows zu Ende zu sein. Doch die Band machte unter Maggies Leitung noch ein Jahr weiter, bevor man sich 1973 endgültig trennte. Der Verlust des Leadgitarristen war doch auf Dauer nicht zu kompensieren.
Nach intensiven Touren durch die USA unter ihrem eigenen Namen und den Aufnahmen ihres ersten Soloalbums "Queen Of The Night" begannen 1975 die Arbeiten an der neuen Studio-Produktion der schottischen Sängerin. Ort des Geschehens war das von Ringo Starr betriebene 'Startling Studio At Tittenhurst Park' in Ascot. Hier entstand nun also mit "Suicide Sal" das erste Solowerk von Maggie Bell auf englischem Boden seit dem Split von Stone The Crows.
Noch heute erinnert sich die Shouterin gern an die Sessions zurück, bei denen die gesamte Band zusammen mit Ringo und seiner Frau Maureen in den sechsundzwanzig Zimmern des Studios wohnte: "It was a beautiful house with indecrible gardens. It had a great atmosphere. We all stayed there in these little cottages, and of course Ringo and his wife Maureen made us feel part of the family. There were wonderful people. It was also a great studio to work in and you could go in at anytime of the day or night and there were no restrictions about noise and parking."
Für die Produktion wurde Mark London angeheuert, und das gesamte Songmaterial bestand aus Titeln, die unzählige Male auf der Bühne erprobt waren. Mit von der Partie war die komplette Tourband von Maggie Bell, also alles Leute, die sich schon jahrelang kannten und perfekt aufeinander eingespielt waren. Das gab dem Album so ein gewisses "Live-Feeling".
"Suicide Sal" beginnt gleich mit einer von einem pumpenden Bass angetriebenen Coverversion des Free-Klassikers "Wishing Well" vom 1973iger Album "Heartbreaker". Dieser Song war Maggie Bell ein besonderes Bedürfnis, denn von jeher verehrte sie Paul Rodgers als einen "der ganz großen Rocksänger", den sie dann auch auf einer Tournee, zusammen mit Bad Company, persönlich kennen- und schätzen lernte.
Es folgt der Titelsong des Albums. Gleichzeitig das einzige Stück, das Maggie Bell mitgeschrieben hat. In dem Text setzt sie ihrer Tante Charlotte Bell, genannt 'Suicide Sal' ein würdiges Denkmal, die ihr persönlich sehr nahe stand.
"I Was In Chains" beschäftigt sich im Text mit der Zeit der Emigration, als Tausende von Schotten nach Australien, Neuseeland oder Kanada auswanderten. Passend dazu ist diese Ballade fast im Stile der schottischen Folklore eingespielt und gesungen.
Dann wird es härter und bluesiger. Maggie singt bei "If You Don't Know" unglaublich intensiv und voller Gefühl, und im Mittelteil steuert Jimmy Page ein Gitarrensolo bei.
"What You Got" ist der härteste Song des Albums und geht mit seinem Boogie-Rhythmus richtig ab. Es folgt im Anschluss mein persönlicher Anspieltipp. "In My Life" wurde von Leo Sayer und Dave Courtney geschrieben und ist eine wunderbare, ruhige Nummer, bei dem die Stimme von Maggie Bell so richtig zur Geltung kommt.
Im typischen Stone The Crows-Stil rockt Maggie bei "Coming Strong" nach vorne. Wen wundert es, stammt der Song doch aus der Feder des ehemaligen Drummers der Band, Colin Allen.
Es folgen zwei weitere sehr gelungene Coverversionen mit dem besinnlichen "Hold On" von Simon Kirke und Paul Kossoff und der Beatles-Nummer "I Saw Him Standing There". Das Album endet mit dem Gospel "It's Been So Long". Geschrieben von Phil May, und als erstes auf dem Pretty Things-Album "Silk Torpedo" veröffentlicht. Speziell für Maggie änderte der Pretty Things-Mastermind einige Textpassagen ab und beteiligte sich auch an den Backing Vocals.
Zusammenfassend kann man sagen, dass "Suicide Sal" ein sehr schönes und vielseitiges Album ist, mit dem Maggie Bell ihr wirklich großes Können auch als Solosängerin unter Beweis stellt. Musikalisch wird sie optimal unterstützt. Die Songs wirken zu keiner Zeit überladen. Im Gegenteil, die diversen Instrumente werden eher spärlich und dabei auf den Punkt genau eingesetzt, um dieser hervorragenden Stimme ihren verdienten Tribut zu zollen.
Als Bonustracks gibt es zwei Liveaufnahmen von der Amerika-Tournee von 1975, die zeigen, wie damals die Post auch auf der Bühne abging. Leider ist die Tonqualität dieser beiden Tracks nicht so prall, aber immerhin sind die Mitschnitte ja auch schon über dreißig Jahre alt.


Spielzeit: 49:22 Minuten, Medium: CD, Angel Air Records, 2006, Rock
1:Wishing Well 2:Suicide Sal 3:I Was In Chains 4:If You Don't Know 5:What You Got 6:In My Life 7:Comin' On Strong 8:Hold On 9:I Saw Him Standing There 10:It's Been So Long 11:Comin' On Strong (Live) 12:Going Down (Live)
Jürgen Bauerochse, 08.06.2006