Tommy Bolin / Whirlwind
Whirlwind Spielzeit: 52:17 (CD 1), 47:56 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Cleopatra Records, 2013 (1972 - 1975)
Stil: Rock


Review vom 26.08.2013


Markus Kerren
Naja, so ist das nun mal, wenn bekannte(re) Musiker viel zu früh von der Bühne des Lebens abtreten. Irgendwie, selbst wenn es in manchen Fällen Jahrzehnte dauert, tauchen immer wieder alte, bisher vollkommen unentdeckte Aufnahmen in irgendwelchen Archiven auf, die dem geneigten Fan dann nochmal ans Herz gelegt werden. Dass diese ungeahnt ans Tageslicht gebrachten Schätze nicht immer wirklich prickelnd sind, musste mein ehemaliger Kollege Olli auch im Falle Tommy Bolins bereits feststellen. Aber ich darf an dieser Stelle gleich schon mal vorausschicken, dass "Whirlwind" soundtechnisch größtenteils doch ganz gut aufgestellt ist.
Dass Tommy Bolin ein hervorragender Gitarrist war, brauche ich wohl niemandem mehr zu erzählen, der im Besitz eines der beiden unter seiner Mitwirkung entstanden Alben von The James Gang, Zephyr oder seiner Soloscheiben ist. Und selbst wenn der Amerikaner während seines Schaffens mit Deep Purple aus damaliger Fansicht keinen Fuß auf den Boden brachte und genau betrachtet vielleicht auch nicht unbedingt zu der (bis zu diesem Zeitpunkt - 1975 - praktizierten) musikalischen Ausrichtung der Band passte, so gibt es bei einer vorurteilsfreien Blickweise doch einige sehr starke Momente auf Come Taste The Band, dem einzigen Studioalbum Bolins mit den Engländern vor der damaligen Auflösung Purples, zu entdecken.
Aber was wird uns denn nun auf "Whirlwind" angeboten? Nun, vielleicht wenig überraschend handelt es sich entweder um Studio-Outtakes oder um Demo-Aufnahmen, alle irgendwie noch in der Entwicklung des jeweiligen Songs befindlich. Der Reigen beginnt mit "Cucumber Jam", einem eben solchen, sehr jazzigen (Jam) aus dem Jahr 1975, der einmal mehr die Vielseitigkeit des Protagonisten unter Beweis stellt. "Heartland" von 1972 und der damaligen Band Energy klingt dann schon sehr viel 'fertiger' und ist eines der wenigen hier enthaltenen Stücke, die auch bereits mit Gesang versehen sind. Und nach dem erneut sehr jazzigen Jam "Hoka-Hay!" (der soundtechnisch leider lediglich über Demo-Qualität verfügt) dürfen wir uns über eine richtig schöne Akustikversion (inklusive Bolins Gesang) von "Don't Worry 'bout Cash" erfreuen.
Sehr interessant sind die beiden Tracks "Dungeon" und "Gotta Dance (take 2)", die für Tommys drittes Soloalbum (das aufgrund seines Drogentods nie zustande kam) geplant waren und sich vom Sound und dem Songwriting doch deutlich mehr an "Private Eyes" als an "Teaser" orientieren. Soundtechnisch mit am besten kommt "Sooner Or Later", das aber speziell für diese Veröffentlichung noch einmal neu eingesungen und bearbeitet wurde. Ansonsten ist auf der ersten Scheibe noch eine frühe und sehr geglückte Version von "Alexis" (danach in neuer Einspielung auf dem James Gang-Album "Bang" original erschienen) zu finden, darüber hinaus eine schöne instrumentale Version von "Spanish Lover" und ein von Jeff Cook gesungenes, im Refrain sehr stark an Elvis Presleys "Burning Love" erinnerndes "Rock-A-Bye".
Auf der zweiten CD stechen zunächst die Tracks "Sleepwalker" (das original wie auch "Spanish Lover" in überarbeiteter Form auf dem James Gang-Album "Miami" erschien) sowie die beiden Tracks von Bolins erstem Soloalbum "Teaser", nämlich "Wild Dogs" und "Marching Bag" ins Auge bzw. Ohr. Das erstgenannte in einer sehr feinen Akustikversion und das zweite (auf "Teaser" in "Marching Powder" umbenannte) in einer abgefahrenen 26-Minuten-Version, die es in sich hat. "Way It's Always Been" ist darüber hinaus ein wunderschöner Titel, der lediglich von Tommys Akustikgitarre und Gesang bestritten wird.
Und welche Erkenntnis bleibt am Ende? Wer die beiden - bereits erwähnten - offiziellen Soloalben Tommy Bolins ("Teaser" und "Private Eyes") bisher noch nicht kennt, ist mit diesem Paar wohl für den Anfang etwas besser bedient. Allen anderen kann "Whirlwind" aber durchaus - das Wissen, dass es sich dabei größtenteils um instrumentale Studio-Outtakes und Jams handelt, vorausgesetzt - empfohlen werden. Neben ein paar wenigen Songs, bei denen die Soundqualität nicht ganz so toll ist, ist diese Doppel-CD doch sehr ansprechend. Bolin-Fans müssen sowieso zuschlagen, wobei ich aber vorausschicken möchte, dass ich keine Kenntnis darüber habe, ob das hier enthaltene Material eventuell schon einmal auf den Markt gebracht worden ist.
Zumindest mir war bisher keine dieser Aufnahmen bekannt und ich habe auch nach gut zehn Durchläufen immer noch einen Heidenspaß damit!
Line-up:
Tommy Bolin (guitars, lead vocals - CD 1 - #4,8, CD 2 - #7)
Bobby Berge (drums)
Stan Sheldon (bass)
Jeff Cook (lead vocals - CD 1 - #2)
Tom Stephenson (keyboards)
Mike Finnigan (lead vocals & B3 organ - CD 1 - #11)
Max Carl (lead vocals - CD 1 - #11, CD 2 - #7, keyboards - CD 2 - #7)
Tracklist
CD 1:
01:Cucumber Jam
02:Heartlight
03:Hooka-Hay!
04:Don't Worry 'bout Cash (acoustic version)
05:San Francisco River
06:Rock-A-Bye
07:Dungeon
08:Alexis
09:Gotta Dance (take 2)
10:Spanish Lover (instrumental version)
11:Sooner Or Later
CD 2:
01:Red Skies (instrumental version)
02:Way It's Always Been
03:Sleepwalker (instrumental version)
04:Leave Other People Alone
05:Marching Bag (original version)
06:Wild Dogs (acoustic version)
07:From Another Time
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