Canned Heat / Live At Montreux 1973
Live At Montreux 1973 Spielzeit: 73:00
Medium: DVD
Technik:
Format: 16:9
Sprache: Englisch
Sound: Dolby Surround 5.1
Label: Eagle Rock Records, 2006
Stil: Blues


Review vom 25.10.2006


Jürgen Bauerochse
Wir schreiben das Jahr 1973. Vier Jahre ist es her, dass Canned Heat mit ihrem legendären Auftritt beim Woodstock Festival den endgültigen Schritt in die Blues-Bundesliga geschafft haben. Mit drei absoluten Chart-Rennern ("On The Road Again", "Going Up The Country" und "Let's Work Together") und sieben hoch dotierten Studioalben starteten sie zu einem musikalischen Höhenflug in allen Teilen der Welt.
Durch schwere Schicksalsschläge, wie den Suizid-Tod von Alan Wilson am 3. September 1970, und etliche personelle Veränderungen immer wieder gebeutelt, gab Canned Heat aber niemals auf und blieb eine feste Größe in der Blues- und Boogieszene.
So ist es nur logisch, dass die Band auch beim legendären Montreux Jazz-Festival in der Schweiz auftritt, und den Eidgenossen mal so richtig zeigt, wo der Hammer hängt. Diesmal dabei die langjährigen Mitglieder Bob 'The Bear' Hite († 6. April 1981), Fito de la Parra, Henry 'Sunflower' Vestine († 20. Oktober 1997), sowie James Shane, Ed Beyer und Bobs Bruder Richard Hite († 17. September 2001). Als Special Guest ist der schwarze Bluesmann Clarence 'Gatemouth' Brown († 2005) mit von der Partie, der nach jahrelanger Abwesenheit erst im Jahr 1971 wieder auf die Bühne zurückkehrte.
Die Zusammenarbeit von Canned Heat mit anderen Bluesgrößen erwies sich schon immer als sehr erfolgreich. Man denke nur an das Album "Hooker'n'Heat", das sie mit John Lee Hooker zusammen aufnahmen, und das bis heute als Klassiker dieses Musikgenres gilt.
Das Konzert beginnt mit einer heftigen Version von "On The Road Again". Kraftvolle Harmonika, von einem 'Bären' in Hochform gespielt, gepaart mit einem schweren Hammond Sound, machen aus diesem Song einen über sechs Minuten langen Boogie erster Güte, ohne dass die Magie der Studioaufnahme verloren geht.
Es folgt das Set von Clarence 'Gatemouth' Brown. Textlich ganz aktuell auf den Watergate-Skandal angelegt, kommt bei "Please Mr. Nixon" vor allem das virtuose Violinenspiel zur Geltung. Ein ebenso ungewöhnlicher wie faszinierender Blues, bei dem sich Canned Heat mal wieder als die perfekte Begleitcombo erweist.
Auf den nächsten drei Songs beweist Brown, dass er auch die Mundharmonika und die Gitarre perfekt beherrscht. Beide Instrumente setzt er immer wieder im Wechsel mit seiner Stimme ein und erzeugt so ständig Zwiegespräche mit sich selbst. Da passt alles, und das sonst oftmals sehr zurückhaltende Publikum in Montreux entschließt sich des Öfteren zu spontanem Zwischenapplaus.
Gitarrist James Shane übernimmt bei "Night Time Is The Right Time" den Leadgesang und kann mit "Looking For My Rainbow" zudem noch 'unplugged' glänzen. Wirklich gut der Mann, der mit seinem Äußeren sehr viel Ähnlichkeit mit dem späteren Canned Heat-Gitarristen Walter Trout aufweist.
Etwas drucklos fällt "Let's Work Together" aus. Ich weiß auch nicht genau, woran das liegt. Der Gesang stimmt, die Gitarren passen auch, aber der letzte Drive fehlt da irgendwie.
Das ist beim letzten Stück des Konzertes ganz anders. Diesmal tituliert als "Shake'N Boogie" und auch 'nur' vierzehn und nicht einundvierzig Minuten lang, dafür aber wieder mit mehreren Soloeinlagen an Schlagzeug, Orgel und Gitarren. Und diesmal beschränkt sich der 'Bär' nicht nur auf seine Rolle als Erzähler, sondern schnallt sich zu meinem grenzenlosen Erstaunen auch eine Gitarre um. Auch ein eingefleischter Canned Heat-Fan wie ich lernt eben immer wieder was dazu. Dieses Meisterwerk kann ich mir bestimmt noch hunderte von Malen anhören, ohne dass jemals Routine oder gar Langeweile aufkommt. Ein wirklich feines Stück Musik!
Diese DVD hat wirklich jede Menge Dynamik in sich. Die Band ist in Topform. Bob Hite swingt ohne Ende und bringt seine 150 Kilo mehrmals mit Leichtigkeit zu Schlusssprüngen á la
Pete Townshend in die Höhe.
Kettenraucher Henry Vestine scheint ebenfalls voll konzentriert und hat keinerlei Probleme, seinen typischen Sound hinzubekommen. Auch das war nicht immer selbstverständlich. Im Hintergrund ist Drummer Fito de la Parra der ruhende Pol der Band, der aber auch richtig Dampf macht, falls nötig.
Dieses Konzert macht richtig Spaß und ist etwas ganz Besonderes für alle Bluesfreunde. Und das nicht nur, weil es überhaut die erste DVD von Canned Heat ist. Hoffentlich existieren noch mehr historische Mitschnitte der Band, die eines Tages das Licht der Welt erblicken werden. Am Besten natürlich der komplette Gig vom Woodstock Festival. Und dann vielleicht etwas länger als 73 Minuten!
Die Bildqualität ist für das Jahr 1973 erstaunlich gut. Auch die Kameraführung mit zahlreichen Naheinblendungen lässt die ganze Dynamik, die bei diesem Gig geherrscht haben muss, erahnen. Bob Hite und seine Kumpane hatten die Bühne fest im Griff.
Line-up:
Bob Hite (Vocals, Harmonica)
Richard Hite (Bass)
Fito de la Parra (Drums)
James Shane (Guitar, Vocals)
Henry Vestine (Leadguitar)
Ed Beyer (Keyboards)

Special Guest:
Clarence 'Gatemouth' Brown (Vocals,Guitar,Harmonica,Violin)
Tracklist
01:On The road Again
02:Please Mr. Nixon
03:Worried Live Blues
04:About My Oo Poo Pa Doo
05:Funky
06:Night Time Is The Right Time
07:Let's Work Together
08:Rock And Roll Music
09:Lookin' For My Rainbow
10:Shake'N Boogie
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