Chris McGregor's Brotherhood Of Breath / Same
Chris McGregors Brotherhood Of Breath Spielzeit: 46:38
Medium: CD
Label: Repertoire Records, 2011 (Neon Records, 1971)
Stil: African Jazz


Review vom 03.08.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Chris McGregor (geboren am 24.12.1934, gestorben am 26.05.1990) war ein Pianist und Komponist, der sich mit Haut und Haaren dem Jazz verschrieben hatte. Er verband afrikanische Musik mit dem Genre und bevor er 1969 die Big Band Brotherhood Of Breath gründete, gab es mit den Blue Notes ein Ensemble, dessen Mitglieder dann auch bei Brotherhood Of Breath aktiv waren.
McGregor wurde in Somerset West, Südafrika geboren, studierte am Cape Town College of Music und fand in der Klassik sein Spezialgebiet. Ein Faible für den Jazz hatte er immer schon und so ging 1962 seine Band Blue Notes ans Netz. Sie spielten 1964 beim Jazz Festival im südfranzösischen Antibes und man fand in Europa eine neue Heimat. Die Band spielte im Genfer Blue Note Club und Afrikaner Café, Zürich. Ende der Sechzigerjahre gründete McGregor Brotherhood Of Breath. Zeitweise war der Künstler mit beiden Gruppen und unter eigenem Namen aktiv.
Mitte der Siebziger löste sich das musikalische Kollektiv auf. Neben dem vorliegenden Album wurde noch ein weiteres mit dem Titel "Brotherhood" und zu einem späteren Zeitpunkt die Live-Platte "Travelling Somewhere" veröffentlicht. Hinter der Jazz-Combo stecken verdammt gute Musiker, die jeder für sich Geschichte geschrieben haben. Die Rhythmusfraktion bestand aus dem Bassisten Harry Miller (unter anderem Julie Tippetts aka Julie Driscoll, Peter Brötzmann, Bob Downes) und Schlagzeuger Louis Moholo, der auch mit Cecil Taylor, Curtis Clark, oder dem New York Art Quintett spielte. Leute wie Nick Evans, Alan Skidmore, Harry Beckett oder zum Beispiel John Surman muss man wohl nicht näher beschreiben. Fast alle im Line-up befindlichen Musiker haben auch gegenseitig auf ihren Album-Veröffentlichungen gespielt.
Auf beeindruckende Art und Weise vereint die Band mit treibendem Rhythmus, der äußerst vielschichtig ist, flirrenden Bläsersätzen, einem hervorragenden McGregor am Piano und afrikanischen Xylofon mit zum größten Teil der freien Improvisation unterliegendem Jazz und afrikanische Wurzeln. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Der glänzend inszenierte, fetzige Opener "MRA", von Dudu Pukwana komponiert, enthält weit und breit kein einziges Solo. Insofern bleibt die Improvisation zunächst noch auf Eis. Das gefrorene Wasser schmilzt bei den frei improvisierten Alleingängen der coolen Ballade "Davashe's Dream" stante pede. Zum herrlich dahingleitenden Rhythmus sind die Solisten grenzenlos in ihren Ideen.
Diese par force-Attacken setzen Maßstäbe und werden in den nächsten Stücken gnadenlos fortgeführt. Zwischen den gesamten Gebläse-Turbulenzen setzt sich McGregor am Piano immer wieder mit perfektem Riffing oder flächendeckenden Klangkaskaden hervorragend in Szene. Die afrikanische Rhythmik in "The Bride" ist brillant und zur feurigen Bläser-Schmelze werden abermals diabolische Soli geliefert. Von einem relativ entspannten Beginn entwickelt sich die Feier immer dramatischer und schließlich weiß man ohne Absprachen auch nicht so richtig, wohin man die Braut entführen soll. Auf jeden Fall ist diese Art des in den Soli gespielten Jazz nichts für ungeübte Ohren. Nach der Brautschau ist "Andromeda" das erste von McGregor komponierte Stück und er steht mit seinen Songwriter-Fähigkeiten glänzend da. Diese vier Minuten motivieren zum Tanzen.
Die zentrale Nummer auf "McGregor's Brotherhood Of Breath" ist die über zwanzig Minuten dauernde Klang-Kollage "Night Poem". Dieses Ellaborat verlangt so einiges vom Hörer ab und der muss schon aufgeschlossen gegenüber einer solch wilden Nummer sein. Das Stück ist allem Ohrenschein nach ganz frei improvisiert und zunächst meint man, die Musiker, sprich Instrumente würden nie und nimmer zueinander finden. Dennoch ist das phasenweise der Fall. Ansonsten kämpfen sich die Protagonisten einzeln durch die Wildnis des Dschungels.
Auch nach mittlerweile vierzig Jahren klingt dieses Album wie frisch ausgepackt.
Line-up:
Chris McGregor (piano, african xylophone)
Malcolm Griffiths (trombone)
Nick Evans (trombone)
Mongezi Feza (pocket trumpet, Indian flute)
Mark Charig (cornet)
Harry Beckett (trumpet)
Dudu Pukwana (alto saxophone)
Ronnie Beer (tenor saxophone, Indian flute)
Alan Skidmore (tenor saxophone, soprano saxophone)
Mike Osborne (alto saxophone, clarinet)
John Surman (baritone saxophone, soprano saxophone)
Harry Miller (bass)
Louis Moholo (drums, percussion)
Tracklist
01:MRA [Dudu Pukwana] (4:58)
02:Davashe's Dream [Mackay Davashe] (7:25)
03:The Bride [Dudu Pukwana] (7:35)
04:Andromeda [Chris McGregor] (4:05)
05:Night Poem [Chris McGregor] (20:37)
06:Union Special [Chris McGregor] (1:41)
Externe Links: