The Clash / London Calling (30th Anniversary Edition)
London Calling (30th Anniversary Edition) Spielzeit: 65:07 (CD), ca. 50:00 (DVD)
Medium: CD & DVD
Label: Sony BMG, 2009 (1979)
Stil: Rock


Review vom 31.12.2009


Udo Gröbbels
»London calling to the faraway towns -
Now that war is declared - and battle come down…«


Den Klassiker der späten 70er gibt es jetzt als Jubiläums-Edition mit einer Bonus-DVD.
Crossover statt Punk
Wenn man heute das Wort 'Crossover' benutzt, denken die meisten an Bands wie Faith No More, Clawfinger und Konsorten, aber eine der ersten Crossover-Platten erschien bereits vor genau 30 Jahren. Im Sommer 1979 hatte die britische Punk-Band The Clash schon zwei halbwegs erfolgreiche Platten veröffentlicht und stand nun vor der bekanntlich schweren Aufnahme des berühmten dritten Albums, dem ja allgemein immer noch so viel Bedeutung beigemessen wird. Entweder wird das dritte Album der totale Durchbruch oder die Band geht unter und schafft es nicht. Das schwierige am dritten Album generell ist wohl die Frage: Sollen wir unseren Stil beibehalten oder uns auch mal anderen Richtungen öffnen?
Selten hat eine Band wohl bei diesem dritten Album so konsequent die zweite Möglichkeit durchgezogen wie damals The Clash. Waren Album eins und zwei noch mehr oder weniger reine Punk-Platten, so findet man auf "London Calling" eine Bandbreite unter den 19 Titeln, die ihresgleichen sucht.
Ganz bekannt ist natürlich auch das Cover der LP. Bassist Paul Simonon zerschmettert hier sein Instrument in bester Pete Townshend-Manier. Außerdem ist das Schwarz/Weiß-Foto in Verbindung mit den beiden bunten Logos auch als Reminiszenz an Elvis gedacht, dessen Cover seiner ersten LP hier 'gecovert' wird.
Der Frische-Effekt
Das wirklich Geniale an dieser Scheibe ist aber, dass sie auch nach 30 Jahren überhaupt nicht muffig, sondern frisch wie eh und je klingt und man trotz der verschiedenen Musikrichtungen ein homogenes Gesamtbild geschaffen hat. Mit dem extrem egozentrischen Produzenten Guy Stevens (mehr dazu im DVD-Teil), der u.a. auch Mott The Hoople produzierte, schuf man sich damals ein Denkmal, das heute immer noch wegweisend ist und nicht umsonst von britischen Musikmagazinen oft als die »wichtigste britische Platte ever« bezeichnet wird. Dabei beinhaltet die Scheibe lediglich mit dem genialen Titeltrack einen richtigen Hit. Die restlichen 18 Lieder waren allesamt das, was man wohl als 'Kult-Songs' bezeichnet.
Einmal gemischt, bitte
Nach dem bereits erwähnten Opener mit Hymnencharakter folgt "Brand New Cadillac", das man als puren Rock'n'Roll bezeichnen kann. Das Lied ist übrigens eine Coverversion eines alten Songs von Vince Taylor. "Jimmy Jazz" kommt dann mit verspieltem Swing inkl. Saxofon daher. "Hateful" klingt wie die Pogues, die es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gab, und man kann es als so etwas wie Folk Rock bezeichnen.
"Rudie Can't Fail" und "Guns Of Brixton" wurden klar von der britischen Ska-Welle beeinflusst, die zu dieser Zeit in Form von Madness und den Specials über die Insel hereinbrach. "Spanish Bombs" ist extrem eingängig mit einem originellen englisch- und spanischsprachigen Mischtext versehen, der über den spanischen Bürgerkrieg in den 30ern handelt. Zwar lässt das sehr hohe Niveau zum Ende der Scheibe etwas nach, aber mit den beiden Abschlusstracks "Revolution Rock" und vor allem "Train In Vain" gibt es als Abschluss nochmal zwei Klassiker für die Ewigkeit.
Die DVD
Herzstück ist die Dokumentation "The Last Testament" mit der Entstehungsgeschichte zu "London Calling". Hier gibt es Interviews und Studioeinblicke hinter die Kulissen. Besonders obskur ist allerdings Produzent Guy Stevens, der gerne mal mit Stühlen durch das Studio schmiss und mit seinem exzentrischen Verhalten stark an Klaus Kinski erinnert. Wenn man sich aber die CD heute anhört, verzeiht man ihm das gerne, denn Stevens schuf einen zeitlosen Sound. Trotzdem ein sehr schräger Vogel, der mal wieder das Klischee von 'Genie und Wahnsinn' herrlich bestätigt. Außerdem sind auf der DVD noch drei Videoclips, die aber nicht so interessant sind.

Allen Leuten, die allgemein gerne Rockmusik hören, kann ich diesen Klassiker uneingeschränkt empfehlen. Die aktuelle Edition mit DVD und schönen Retro-Plattenhüllen im Pappschuber ist eine gute Gelegenheit, eine noch vorhandene Lücke im Plattensortiment zu schließen.
Line-up:
Mick Jones (vocals, guitar)
Joe Strummer (vocals, guitar)
Paul Simonon (bass)
Topper Headon (drums)
Tracklist
CD:
01:London Calling
02:Brand New Cadilliac
03:Jimmy Jazz
04:Hateful
05:Rudie Can't Fail
06:Spanish Bombs
07:The Right Profile
08:Lost In The Supermarket
09:Clampdown
10:The Guns Of Brixton
11:Wrong 'EM Boyo
12:Death Or Glory
13:Koka Kola
14:The Card Cheat
15:Lovers Rock
16:Four Horseman
17:I'm Not Down
18:Revolution Rock
19:Train In Vain
DVD:
The Last Testament - Das Making Of zum Album (Homevideo)
Clampdown (Live Video)
Train In Vain (Live Video)
London Calling (Promo Clip)
Externe Links: