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Various Artists / The Best Of 2Tone
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Vor dem Reggae war der Ska. Ebenfalls auf Jamaika, allerdings bereits in den fünfziger Jahren, entstanden, strömte dieser Off-Beat Sound (bei dem die Schlagzeug-Betonung - entgegen der Pop/Rock-Musik auf dem ersten und dritten - auf dem zweiten und vierten Schlag liegt) in die Welt hinaus. Etwa Mitte der siebziger Jahre kam es dann in England zu einer zweiten großen Welle, die mehr oder weniger von dem Keyboarder Jerry Dammers ausgelöst wurde. Dieser verband mit seiner Band The Specials (bzw. The Special Aka) den Reggae mit der forschen Herangehensweise des Punk Rock.
Demmers gründete das Label 2 Tone Records und hatte bereits nach kurzer Zeit mehrere Bands unter Vertrag. Mit dem bereits im letzten Jahr erschienenen "The Best Of 2 Tone" liegt nun eine Zusammenstellung des Labels vor, auf der noch einmal die damals (1979 - 1984) erfolgreichsten Tracks vereint wurden. Dabei ist die Bandvielfalt gar nicht mal so groß, denn wenn man berücksichtigt, dass es sich bei The Specials und The Special Aka um dieselbe Combo handelt, sind außer Einzelbeiträgen von Madness oder The Bodysnatchers eigentlich nur noch The Selecter und The Beat (mit immerhin noch zwei Nummern) vertreten.
Gehört wurde dieser englische Ska - der übrigens einschlug wie eine Bombe - vor allem in der Arbeiterschicht Englands, von Skinheads und Rudeboys (die ebenfalls aus der Arbeiterschicht kamen, aber schwarze Anzüge und Hüte trugen), aber auch den sogenannten Suedeheads (einer Skin-ähnlichen Subkultur) oder Mods. Wobei unbedingt dazu gesagt werden muss, dass die Musik nullkommanix Politisches oder Rassistisches ausdrückte, sondern vielmehr u. a. durch das Schachbrettmuster als Erkennungslogo des Labels für die Gleichheit zwischen schwarzer und weißer Hautfarbe eintrat.
Einer der Gründe, warum der Ska in England in den frühen Achtzigern schließlich wieder abebbte war, dass sich die genannten Gruppierungen überhaupt nicht grün waren und sich deshalb Ska-Konzerte und -Veranstaltungen in schöner Regelmäßigkeit in wahre Schlachtfelder verwandelten. Direkt angesprochen wird dieses Problem in dem Specials-Song "Ghost Town".
Aber all das soll uns nicht von dieser guten Compilation ablenken. Sehr prominent vertreten sind wie erwähnt The Specials/The Special Aka mit acht und The Selecter mit vier Songs. Überrascht durfte ich feststellen, dass ich von der erstgenannten Band sogar die Tracks "Nelson Mandela" und (meinen Favoriten auf dieser Scheibe) "A Message To You, Rudy" kannte. Ebenfalls richtig klasse ist das sehr eingängige "Rat Race" und das gar mit (Spaghetti-) Western-Feeling versehene "Stereotype". Mit "The Prince" ist die Debüt-Single von Madness vertreten, mit der die Band umgehend auf Platz 16 der englischen Charts landete - und prompt von dem bereits etablierten Label Stiff Records abgegriffen und unter Vertrag genommen wurde.
The Bodysnatchers war (zumindest damals) eine All-Girl-Band, die hier mit "Let's Do Rock Steady" jede Menge Alarm machen. Ebenso wie die aus Birmingham stammenden The Beat, die nicht nur "Ranking Full Stop" auf die Bretter legen, sondern ihre ganz eigene, ver-ska-te, Version von Smokey Robinsons "Tears Of A Clown" am Start haben. Als Rausschmeißer dient "The Boiler", ein doch eher verstörender Song über eine Vergewaltigung, eindringlich gesungen von dem Opfer selbst.
Wer mich neben The Specials jedoch am meisten überzeugt, ist The Selecter. Das beginnt bereits mit dem wunderschönen, sehr atmosphärischen Instrumental-Stück "The Selecter", führt von dem deutlich flotteren und von Pauline Black gesungenen "On My Radio" über das fordernde "Three Minute Hero" bis hin zu dem recht poppig geratenen "Missing Words". Feine Band, die übrigens - wie fast alle hier mitwirkenden Combos - nach wie vor aktiv ist.
Wer Ska mal antesten möchte oder sowieso drauf steht und noch nicht alle hier enthaltenen Tracks bereits zuhause hat, kann blind zugreifen. Denn neben den coolen Songs bekommt man hier ganz nebenbei auch noch ein Stückchen Zeitgeist mitgeliefert. Cool!
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