Blues For Broken Hearts
Blues For Broken Hearts Spielzeit: 74:03
Medium: CD
Label: inakustik, 2011
Stil: Blues

Review vom 22.12.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Herz, Schmerz, Sehnsucht, verpasste Liebe, verflossenen Liebe ... "Blues For Broken Hearts". Mit gebrochenem Herz habe ich nichts zu tun, aber den Blues auf dieses Compilation höre ich dennoch sehr gerne.
Auch im hohen Norden Europas hat man Sehnsucht nach jemandem. Bei Erja Lyytinen heißt so etwas "Wish I Had You" und sie drückt ihre Emotionen in einer Ballade aus, die sich zum Ende hin immer mehr steigert. Leichte Jazz-Einflüsse swingen mit und Lyytinens Gitarren-Töne fließen wie Tränen aus den Lautsprechern. Die quirlige Engländerin Dani Wilde klingt fast beschwörend, wenn sie "Don't Give Up On Me" singt. Auch hier spielt die anschwellende Dynamik eine wichtige Rolle und nur ihr Solo spielt sie auf der E-Gitarre. Ansonsten beherrscht die Akustische die Szenerie. Sehr schön kommt der bundlose Bass zur Geltung.
Miller Andersons Album "Celtic Moon" ist schon toll und sein "Boatman" ist geprägt von einer ganz speziellen Stimmung, die nicht unbedingt nur im Blues verankert ist. Auch hier spielt die akustische Gitarre die Hauptrolle und die zeitweise einsetzenden perkussiven Elemente fallen besonders ins Ohr. Das Album stammt aus dem Jahr 1998 und Anderson zeigt, wie zeitlose Songs klingen müssen. Zusammen mit seiner Rhythmus-Abteilung legt Oli Brown in "Cold Stone (Roxanne)" Wert auf einen dezenten Groove und zwischendrin explodieren die Gitarren-Gefühle und es wird heftiger. Sein Solo ist hinlangend und furios. Highlight!
'Omar' Kent Dykes fantasiert sich sein "Dream Girl" zusammen. Der Track stammt aus dem Album Big Town Playboy und diese Platte ist von der Harmonika geprägt. So auch hier. Lazy Lesters Klänge verschmelzen mit Dykes' Gitarrenspiel. Die Nummer hat schon ein rustikales Ambiente und über den Gesang des Protagonisten muss man wohl kein Wort verlieren. Ganze sieben Minuten braucht Larry Garner für sein Statement "I Ain't The One". Sehr schön, denn dieser Track ist Sekunde für Sekunde ein Genuss. So variantenreich wie sein Gesang (zum Teil im Stile eines Erzählers), ist auch seine Fingerfertigkeit auf den sechs Saiten. Die manchmal nicht gespielte Note macht das Besondere aus und dieses letzte Stück auf "Blues For Broken Hearts" ist für mich ein weiterer Höhepunkt.
Guitar Crusher ist der Altersweise auf dem Sampler und wenn er "Darling I Miss You" intoniert, dann weiß er definitiv, wovon er singt. Musikalische ist das Stück entspannt angelegt. Ein Saxofon und Trompete ziehen ihre Kreise und die Band spielt in der straighten Nummer sehr kompakt auf. Aynsley Lister macht mit "Need You So Bad" den Anfang auf der Zusammenstellung. Die Eigenkomposition stammt von seinem Debüt "Aynsley Lister" (1999). Mensch, welche Entwicklung hat der Engländer durchgemacht. Er klang aber schon von Beginn an klasse!
Bezüglich der Spielzeit wird Garner von Eamonn McCormack noch übertroffen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Vorname des Iren im Booklet und auf der Verpackungsrückseite bei allen drei Ausgaben dieser Sampler-Serie immer nur mit einem 'n' geschrieben wurde. An der hohen Qualität von "She Done Me Wrong" ändert das allerdings nichts. Dieses Stück ist eine Ballade zum Niederknien. Coco Montoya lässt es entspannt angehen, obwohl "The Life Of My Broken Heart" quasi einen Lebenslauf darstellt. Durchgängig groovt es schön und diese Nummer ist richtig luftig. Man sollte nicht meinen, dass hier über so viele Emotionen gesungen wird.
Indirekt kommt Gary Moore auch auf der Scheibe vor, denn von ihm stammt "Still Got The Blues" und es wird von Siggi Schwarz & Friends interpretiert. Den tollen Track kennen wir zur Genüge und der Protagonist gewinnt dem Song keine neue Seite ab. Die Blues Company ist mit einer der feinsten Balladen auf dem Sampler vertreten. Ein toll gespieltes Keyboard, das auch auf Piano einstellt wurde, begleitet uns durch den gesamten Track und rundum gibt es an diesem Slow Blues nichts auszusetzen.
Anfang der Neunzigerjahre war die Cadillac Blues Band die Begleitgruppe von Guitar Crusher. Die Gitarre in der Eigenkomposition "Miss You" erinnert zu Beginn an Peter Green. Ansonsten bietet die Combo einen eigenständiges Stück Gitarren-orientierten Blues der Langsamkeit. Sehr schön! Dave Kelly ist Mitglied bei der Blues Band und mit seiner eigenen Gruppe hatte er 1988 "Standing At The Crossroads" veröffentlicht. Daraus wurde "Leaving" entnommen. Kelly & Co. bieten schwebenden Blues der verträumten Art und diese Komposition ist ebenfalls ein richtig gutes Stück Musik.
Wie heißt es so schön im Label-Text zu "Blues For Broken Hearts": »Und die Blues-Botschafter haben natürlich eine Message im Koffer, eine, die alle Leute verstehen, auch die, die nicht an Liebeskummer leiden.«
Tracklist
01:Aynsley Lister - Need Her So Bad (5:05)
02:Cadillac Blues Band - Miss You (4:33)
03:Eamonn McCormack - She Done Me Wrong (7:34)
04:Guitar Crusher - Darling I Miss You (6:33)
05:Omar Kent Dykes - Dream Girl (4:03)
06:Oli Brown - Stone Cold (Roxanne) (4:28)
07:Erja Lyytinen - Wish I Had You (4:45)
08:Blues Company - Just Can't Keep From Cryin' (4:28)
09:Dave Kelly Band - Leaving (5:07)
10:Siggi Schwarz & Friends - Still Got The Blues (6:19)
11:Dani Wilde - Don't Give Up On Me (4:57)
12:Miller Anderson - Boatman (4:19)
13:Coco Montoya - The Life Of My Broken Heart (5:09)
14:Larry Garner - I Ain't The One (7:02)
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