Bullet Records Rhythm & Blues
Dear Mr Fantasy Spielzeit: 67:42
Medium: CD
Label: Blue/SPV, 2007
Stil: Rhythm & Blues


Review vom 27.09.2007


Joachim 'Joe' Brookes
Bullet Rcords war eines der ersten und erfolgreichsten Nachkriegslabel. Das Unternehmen wurde 1945 von Jim Bulliet, dem Musiker Wally Fowler und dem Geschäftsmann C.V. Hitchcock in Nashville gegründet.
Es erschienen Platten aus den Genres Pop, Country, Gospel und Rhythm & Blues. Im Jahr 1946 wurde Francis Graigs "Near You" zur bestverkauften Single des Jahres.
Man versuchte durch populäre Aufnahmen den Erfolg zu wiederholen, führte aber zu keinem weiteren Hit. Die Country- sowie Rhythm & Blues-Veröffentlichungen verkauften sich wesentlich besser, auch wenn man keinen großen Hit landen konnte. Die Platten wurden aber mit Stetigkeit gut verkauft. Die populäre Schiene wurde gecancelt und das Label konzentrierte sich fortan auf R&B und Blues.
Die vorliegende CD beginnt mit vier Songs des Sängers und Drummers Wynonie Harris, der bereits ein Star der R&B-Szene war, als er 1946 zu Bullet kam. "Dig This Boogie" macht seinem Namen alle Ehre: Das Piano spielt die Hauptrolle in dem Song und wahrscheinlich hat der Sänger für diese Aufnahmen auch am Schlagzeug gesessen. "Lightning Struck The Poorhouse" ist ein ruhiger Song, in dem das Saxofon im Vordergrund steht. Die Trompete, mit Dämpfer gespielt, tönt traurig im Hintergrund und Harris singt mit viel Verve in der Stimme. Groovig wird es in "My Baby's Barrel House" und "Drinkin' Myself" enthält ein prächtiges Zusammenspiel zwischen Jimmie Jacksons Saxofon und Jackie Allens Trompete. Harris singt von der Einsamkeit, verlassen von der Freundin und da bleibt ihm, die gesamte Knete ausgegeben, nichts anderes übrig, als alleine zu trinken.
Der Sänger Max 'Blues' Bailey ist ebenfalls mit vier Songs vertreten. Sein "Brown Skin Woman Blues" und "My Baby's Blues" ist tief im 12-Takter verwurzelt. Beide Nummern sind herrlich langsame Tracks mit einem hohen Gesangsanteil von Bailey, der in der Kürze der Songs ganze Kurzgeschichten unterbringt. Mit "Teardrops Are Falling" und "Drive Soldier Drive" legt man einige Kohlen nach und wir hören zwei typische Rhythm & Blues Nummern, zu denen man ohne viel Umwege das Tanzbein schwingen kann.
Gleich sechs Songs wurden vom Bandleader und Altsaxofonisten Sherman Williams ausgegraben, der zusammen mit dem Pianisten und Sänger Ed 'Skippy' Brooks viele seiner Aufnahmen zwischen 1947 und 1948 für die Plattenfirma aufnahm. Trademark der Band ist der Jump Blues und Swing, geprägt von einer dominierenden Hornsection. Brooks hat eine sympatische Stimme und er wird von einem kompetenten Männerchor unterstützt. Highlights sind "My Flamin' Gal" und "Ooh Wee Baby Gee".
Relaxt groovt "Let's Go To The Liquor Store", gesungen von Tuff Green dahin, bei dem sich abermals die Holz- und Blechbläser ein Stelldichein geben. Bleiben wir doch gleich in der Spirituosenabteilung, denn Red Calhouns "Here Comes The Man With The Gin" singt mit hoher Stimme von einem Gelage. Hier darf sich der Mann am Klavier so richtig austoben.
Der Saxofonist Bobby Platter wurde bekannt als Mitglied des Count Basie Orchestras und er spielte auch bei Lionel Hampton. Als Bandleader nahm er nur vier Songs auf und die waren für das Bullet Label. Die Hälfte der Nummern ist auf vorliegendem Sampler vertreten. "Gonna Bring My Baby Back" ist Swing-Blues, der ohne Umwege ins Ohr geht und durch einen guten Sound punkten kann. Mit "Beer Bottle Boogie" sind wir schon wieder beim Thema und musikalisch zelebriert das Bobby Platter Orchestra einen gepflegten Boogie-Woogie. Am Mikro stand kein Geringerer als Rufus Thomas und hinter dem Orchestra verbringt sich das von Lionel Hampton.
Tucker Coles bringt uns zurück zum Rhythm & Blues und es sind die einzigen Aufnahmen, die er 1951 für das Label machte. Schade, dass man das Knarzen in "TC Blues" nicht beseitigen konnte. Der Man verfügt über eine tolle Stimme und es ist verwunderlich, dass er nicht mehr Songs auf die Metallbänder bannen konnte.
Dusty Brooks mit seiner sonoren tiefen Stimme kann einem schon eine Gänsehaut über den Rücken jagen. Wenn dann die Four Tones, seine Vokalbegleiter, ins Geschehen eingreifen, hören wir eine perfekte gesangliche Leistung, die überzeugt.
Doc Wiley, ein Pianist aus Louisiana, spielte regelmäßig in den Nightclubs Nashvilles. Klar, dass sich der Doc im Instrumental "The Doctor's Jump" mittels honky Solo vorstellt und "Play Your Hand" ist ein Hinhörer.
Wer an Vokalgruppen Gefallen findet, wird mit den Five Bars, einem fünfköpfigen Chor sehr gut bedient. "I'm All Dressed Up With A Broken Heart" ist eine ruhige Gospel-Nummer, in der auch gepfiffen wird. Für meine Begriffe etwas zu schmalzig.
Sei es drum, der Sampler bietet einen guten Einblick in die musikalische Vielfalt des Labels. Hier und da muss man den einen oder anderen Abstrich in der Soundqualität machen.
Allerdings sollte auch bedacht werden, dass es sich schließlich um Aufnahmen mit historischem Wert handelt.
Tracklist
01:Wynonie Harris - Dig This Boogie (2:29)
02:Wynonie Harris - Lightning Struck The Poorhouse (2:40)
03:Wynonie Harris - My Baby's Barrel House (2:48)
04:Wynonie Harris - Drinkin' Myself (2:38)
05:Max Bailey - Brown Skin Woman Blues (2:40)
06:Max Bailey - My Baby's Blues (2:44)
07:Max Bailey - Teardrops Are Falling (2:36)
08:Max Bailey - Drive Soldier Drive (3:01)
09:Sherman Williams - Sherman's Boogie (2:47)
10:Sherman Williams - I'm Lucky With My Brown Gal (2:42)
11:Sherman Williams - Baby Don't You Want To Go (2:43)
12:Sherman Williams - My Flamin' Gal (2:44)
13:Sherman Williams - Baby Please Don't Go (2:42)
14:Sherman Williams - Ooh Wee Baby Gee (2:36)
15:Tuff Green - Let's Go To The Liquor Store (2:42)
16:Red Calhoun - Here Comes The Man With The Gin (2:31)
17:Bobby Platter Orchestra - Gonna Bring My Baby Back (2:26)
18:Bobby Platter Orchestra - Beer Bottle Boogie (3:01)
19:Tucker Coles - Don't Get Excited (2 :51)
20:Tucker Coles - TC Blues (2 :39)
21:Dusty Brooks - Whoa Mule (2:39)
22:Dusty Brooks - Chili Dogs (2:35)
23:Doc Wiley - The Doctor's Jump (2:44)
24:Doc Wiley - Play Your Hand (2:56)
25:The Five Bars - I'm All Dressed Up With A Broken Heart (2:37)
Externe Links:
SPV