V.A. / Nothing But The Blues
Nothing But The Blues Medium: 40-CD-Box (in Worten: Vierzig)
Label: TIM Company, 2003 (1923-1948)
Stil: Blues
  


Review vom 02.05.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Puh! Welch ein Marathon für die Ohren. 40 CDs und 725 Songs.
Bei dem Titel "Nothing But The Blues" ist eine Zeitreise in Sachen 12-Takter angesagt, die jeden Fan dieses Genres zufrieden stellen wird. Von vorne bis hinten remastered, kann auch Sound-mäßig nicht gemeckert werden. Die Zusammenstellung der Künstler ist ebenfalls höchst lobenswert und lässt keine Wünsche offen.
Ein Gesamtwerk, das verlockend ist, denn eine Sammlung in vergleichbarer Kompaktheit muss man lange suchen und wird wohl nicht fündig werden.
In der Papp-Box befinden sich zwanzig Doppeldecker. Alleine zehn davon werden einzelnen Bluesern gewidmet. Acht Musiker werden auf einer CD vorgestellt und oben drauf enthält die Box noch zwei Sampler, die mit ganz wenigen Überschneidungen nochmals historisch wertvolle Künstler aufgreifen.
Fast hätte ich geschrieben: Über Muddy Waters muss man ja kein Wort mehr verlieren.
Wenn es allerdings zu den Songs, die auf zwei CDs verteilt sind, kommt, sieht die Sachlage schon anders aus, denn der Hörer wird mit den ersten Aufnahmen von McKinley Morganfield konfrontiert. Die entstanden 1941, dank Alan Lomax, am Mississippi. Dabei spielte der 'King of The Chicago Blues' den Country Blues, ganz ohne Band. Diese Aufnahmen waren nicht für die Öffentlichkeit gemacht, denn sie verschwanden für lang Zeit in der Library of Congress. Erst Mitte der 90er-Jahre erschienen sie auf Platte.
CD 2 enthält Songs, die er mit dem Pianisten Sunnyland Slim, Big Crawford (bass) bzw. Leroy Foster (guitar) einspielte. Man kann sich 'Rohversionen' seiner späteren Aushängeschilder "I Can't Be Satisfied", "Rollin' And Tumblin'" oder "Rolling Stone" anhören. Darüber hinaus gibt es Songs mit Bottleneck-Einlagen.
Eine wirklich lohnenswerte Stunde Blues.
Mit den beiden CDs der Sängerin Bessie Smith geht es noch ein Stück weiter zurück in die Zeit der Zwanzigerjahre. Sie war die erste weibliche Blues-Sängerin, die 1920 eine Platte mit dem Titel "Crazy Blues" aufnahm. Hier beginnt die Chronologie allerdings 1923, als sie einen Plattenvertrag bei Columbia Records erhielt und erstreckt sich bis in das Jahr 1927.
Begleitet wird die zu ihrer Zeit mit 2.000 Dollar Verdienst pro Woche auch als 'Empress of the Blues' bezeichnete Sängerin von diversen Pianisten oder Musikern, die Klarinette, Posaune, Banjo sowie Violine spielen und die Frau glänzt schon mit einer ausdrucksstarken, zuweilen sogar heftigen Stimme. Eine jazzige Note erhält ihr Blues, weil sie Musiker wie Fletcher Henderson, oder James P. Johnson an ihrer Seite hatte. Bessie Smith war eine Sängerin, deren Einflüsse bis zu Janis Joplin reichten. Die beiden CDs enthalten jede Menge Highlights aus dem Repertoire der Künstlerin: Unter anderem "Jail House Blues", "Down Hearted Blues", "Graveyard Dream Blues" und zwei Songs, die sie im Duett mit Clara Smith singt. "Far Away Blues" ist die personifizierte Traurigkeit.
Die 44 Songs der Sängerin sind ein Highlight.
Natürlich darf im Blues die Harp nicht fehlen. Beim Doppeldecker von John Lee 'Sonny Boy' Williamson treffen wir auf einige Blues-Größen, die den Ausnahme-Harper begleiten, zum Beispiel Big Bill Broonzy, Blind John Davis, dem auch eine Platte gewidmet wird, oder Tampa Red.
Stampfender Chicago Blues steht im Vordergrund und mit Williamson ist die Fußwippe ständig aktiv. Band-Feeling mit Gitarre, Piano, Bass und Drums ist angesagt. Mit seinem Harp-Spiel hat der 'Sonny Boy' Vorbildcharakter, nicht nur für Little Walter. Was Williamson in "Train Fare Blues" auf seinem Instrument zaubert, ist vom Feinsten. Oder nehmen wir das groovende "Shake Your Boogie" her: Der Mann hatte auch noch eine phantastische Stimme, mit der er punkten konnte. Mit Recht ist John Lee Williamson der Wegbereiter des Harp-Blues.
Auch wenn es einen Alec Miller gab, der sich 'Sonny Boy Williamson II' nannte, ist John Lee der wahre 'Sonny Boy'.
Auf einem Teil der Songs spielt ein gewisser Robert Lee McCoy Gitarre. Wahrlich kein Unbekannter, denn er ist dem Blues-Fan unter dem Namen Robert Nighthawk besser bekannt. Also kommen zusätzlich auch noch klasse Gitarrenbegleitung und Soli dazu. Nighthawk ist in "Susie-Q", "The Right Kind Of Life", "Skinny Woman", "Blue Bird Blues", "Got The Bottle Up And Gone" sowie "Goodbye Red" zu hören.
Außerdem laufen einem hier, zur Freude des Hörers, haufenweise Standards über den Weg und immer wieder ist die Qualität der Aufnahmen zu loben. Williamsons entstanden zwischen 1937 und 1947.
In der Tradition von z.B. Tampa Red stehend darf James Arnold in dieser Sammlung auf keinen Fall fehlen und auch ihm widmete man eine Doppel-CD. Seinen Spitznamen 'Kokomo' erhielt er durch den Song "Old Original Kokomo Blues".
Über mehrere Stationen kam er 1929 schließlich nach Chicago. Arnold demonstriert in vielen der dreißig Songs, dass er verdammt schnell Gitarre spielen konnte und zuweilen mit dem Singen nicht nachkam: "Sister Jane Cross The Hall".
Kokomo Arnolds spielt fast ausschließlich solo. Ab und an ließ er sich vom Pianisten Peetie Wheatstraw begleiten. Aus zwei Sessions, die 1937 festgehalten wurden, stammen insgesamt sechs Tracks, unter anderem "Set Down Gal" und den Hinhörer "Shine On, Moon (Shine On, Shine On)", in dem es etwas gemächlicher zugeht. Unberechtigt gehörte Arnold mit seinem Blues leider nicht zu den ganz Großen und musste Zeit seines Lebens nebenbei arbeiten.
Na ja, dann gibt es da noch die Geschichte von Arnolds "Milk Cow Blues", der die Basis für
Robert Johnsons "Milkcow's Calf Blues" gewesen sein soll. Abgesehen davon hat Elvis Presley seinen Song 1954 gecovert.
Einem Arnold gleich, konnte auch Big Bill Broonzy (zunächst) seinen Lebensunterhalt nicht von der Musik bestreiten, obwohl er ein durchaus gefragter Session-Musiker war. Erst in den 30er-Jahren gelang ihm das. Broonzy hat eine sehr melodiöse Stimme, die er über mehrere Tonlagen einsetzen kann. Sein Stil kombiniert den Country-beeinflussten Blues mit damals modernen Komponenten, wie Tanz-Musik.
Der Broonzy-Blues hatte allerdings auch Swing, speziell, wenn ein Pianist dazu kam. So zu hören in "Good Liquor Gonna Carry Me Down", "Hattie Blues" oder "Big Bill Blues". "How You Want It Done" mischte er eine kräftig Prise Rock'n'Roll bei.
Zu der Zeit, als die elektrisch verstärkte Gitarre Einzug in den Blues hielt, stagnierte seine Karriere und erst in den 50-Jahren bekam seine Musik einen zweiten Anschub, als er auch Folk-Songs in sein Repertoire aufnahm.
Seine Songs wurden von vielen Bluesern gecovert und Eric Clapton nennt ihn als einen seiner ersten Musiker, die ihn beeinflusst haben. Die Doppel-CD enthält Songs aus den Jahren von 1930 bis 1938, zum Teil im Trio eingespielt.
Auch hier ist die remasterte Qualität zu loben.
Leadbelly, ebenfalls mit zwei CDs und 39 Songs vertreten. Einige Gefängnis-Aufenthalte und ein geldgieriger John Lomax stehen in seiner Vita. Der abwechslungsreiche Stil fand besonders bei weißen Musikern Anklang.
Die folkige Ausrichtung seines Blues war inspirierend (Pete Seeger) und in vorliegender Sammlung werden Aufnahmen aus über einem Jahrzehnt dokumentiert. Da es einige Überschneidungen mit Diggin' My Potatoes gibt, möchte ich, um diese Review nicht zu einem Lese-Marathon werden zu lassen, darauf verweisen.
Richtig gefreut habe ich mich über die CDs von Lightin' Hopkins, mit bürgerlichem Namen Sam Hopkins, der, nach den Chicago-Bluesern, den Texas-Style vertritt. Da er viel mit dem Pianisten Wilson 'Thunder' Smith musizierte, lag der Nickname 'Lightnin'' förmlich auf der Hand.
Hopkins spielte, bevor Lola Anne Cullum ihn und Wilson Smith für Aladdin Records unter Vertrag nahm, mit seinem Cousin Alger 'Texas' Alexander zusammen auf Partys, in Nachtclubs und den sogenannten Juke Joints.
Diese zwei CDs haben es in sich. Die erste Session (November 1946) für das Label ist mit sechs Songs vertreten, wobei "Katie May" zu einem ersten Hit für den Gitarristen und Sänger wurde. 27 Tracks stammen aus einer weiteren Sitzung (Februar 1948) und hier spielt sowie singt Hopkins Solo.
Er war auch ein Mann der Bühne, mit Auftritten in Amerika und Europa und bekannt für seine Improvisationskünste.
Selbstredend gehört Hopkins zu den Wegbreitern des frühen Texas-Blues und bildet die Grundlage für so manche Weiterentwicklung des Genres.
Saustark, diese beiden CDs, die mit 43 Songs nicht nur den bereits erwähnten Hit von ihm enthalten und ein weiteres Highlight in der prall gefüllten Box sind.
Ein weiterer Hit-Lieferant, z.B. für Elvis Presley, war Arthur 'Big Boy' Crudup, der sich erst im zarten Alter von 30 Jahren den Umgang mit der Gitarre beibrachte.
Crudups relativ hohe Stimme ist eines seiner Erkennungsmerkmale und er gilt als Vater des Rock'n'Roll. "That's Alright", einer der Elvis-Hits ist auch hier vertreten. Verteilt auf beiden CDs finden sich weitere Song-Höhepunkte, die bis in die Jetztzeit strahlen: "Dirty Road Blues", "I Want My Lovin'", "Rock Me Mama" und "Keep Your Arms Around Me".
Crudups Blues ist so ansteckend, dass jeder der 40 Songs seine Berechtigung hat. Eine Perle in der Sammlung mit authentischer Sound-Qualität.
Besonders gefallen die Tracks in Trio-Besetzung, z.B. "She's Gone".
Die Musik des Sängers und Gitarristen beeinflusste Leute wie John Lee Hooker ("I'm In The Mood"), B.B. King oder Big Mama Thornton.
Zu den beiden CDs mit 29 Songs von Robert Johnson muss man nun wirklich nicht mehr viel schreiben. Durch den bereits weiter oben aufgeführten Link gibt es ausreichende Informationen.
Das Duo Sonny Terry & Brownie McGhee wird in der vorliegenden Sammlung separat gewürdigt. Brownie McGhee mit einen Doppeldecker und Sonny Terry durch eine einzelne CD.
Folkiger Blues, mit Washboard, ist angesagt. Gut, dass auch diese Spielart vertreten ist und da sind die beiden Protagonisten schon sehr gut gewählte Aushängeschilder!
Auf McGhees Doppelpack befinden sich Songs aus den Jahren 1940/41, also vor der Zeit des angesagten Duos.
Die Sonny Terry-CD enthält dann aber einige Track des Paares. Terry spielte vorher zusammen mit Blind Boy Fuller, der ebenfalls auf einer CD zu hören ist.
Insgesamt klasse Folk-Blues und die drei Platten geben genügend Anlass, in diesem Genre zu stöbern. Jede Menge Harp und akustische Gitarre sind zu hören.
Ein Genuss der besonderen Art.
Blind Willie McTell steht für den sogenannten Piedmont Blues, die fröhlichere Variante des Delta Blues. McTell hat eine ausgefeilte Fingerpicking-Technik und spielt viel auf der 12-saitigen Gitarre.
Auf einigen der Songs singt der 1901 geborene Musiker im Duett mit Ruth Willis oder Ruby Glaze. Nicht nur diese fünf Songs sind hervorzuheben.
Bob Dylan schrieb einen Song über den Blueser und coverte sein "Broke Down Engine", das hier gleich zweimal vertreten ist.
Oder wie wäre es mit dem "Statesboro Blues" und der Allman Brothers Band. Jaja, die Wege des Blues!
Über Sleepy John Estes ist in RockTimes hier schon zu lesen.
Vom Straßenmusiker zum Künstler, der für Label wie RCA/Victor, Decca oder Bluebird aufnahm. Zuletzt war er bei Delmark Records. Estes spielte mit Hingabe Gitarre, konnte allerdings wesentlich besser durch seine Stimme überzeugen. Wen wundert es, dass bei fast allen Aufnahmen ein 'zweiter'Gitarrist am Start war. Der Schwerpunkt seiner Texte waren die Begebenheiten des Lebens ("Lawyer Clark Blues", "Liquor Store Blues", "Fire Department Blues").
Die Reihe der Ladies im Blues wurde bereits mit Bessie Smith eröffnet. Klar, dass zwei weitere auf keinen Fall fehlen dürfen: Ma Rainey und Memphis Minnie.
Mit Raineys Aufnahmen, allesamt aus den Jahren 1924/25 geht es direkt zurück in die Zeit der Minstral-Shows. Begleitet wurde die 'Mother of the Blues' von ihrer Georgia Band, in der neben Fletcher Henderson (piano) und Thomas A. Dorsey, ebenfalls Piano, auch ein gewisser Louis Armstrong spielte. Hier konnte der Remastering-Prozess nicht ganz so perfekt greifen. Die Aufnahmen haben eine schlechtere Basis-Qualität als die von Bessie Smith. Dennoch ist Ma Raineys bluesig-erdige Stimme in den 16 Songs beeindruckend. Sie war der Link zwischen dem Country Blues der Herren und dem traditionellen 12-Takter der Zwanzigerjahre. Ihr Gesangsstil beeinflusste viele Sängerinnen, die ihr folgten, so z.B. Big Mama Thornton. Für Paramount Records nahm sie um die einhundert Songs auf. Drei ihrer bekanntesten sind hier vertreten: "See See Rider Blues", "Jelly Bean Blues" und "Countin' The Blues" (mit Louis Armstrong). Einige Songs haben deutliches Jazz-Flair. 1935 zog sich die Dame aus dem Show-Geschäft zurück und sie starb am 22.12.1939.
Memphis Minnie trat 1929 ins Rampenlicht. Zu der Zeit war sie mit Joe McCoy, der sie auch begleitete, verheiratet. Minnie war nicht nur eine sehr gute Sängerin, sondern zeigte ihre Qualitäten auch als Gitarristin. Mit elf Jahren lernte sie auf dem Banjo zu spielen. 1930 zog sie mit ihrem Mann nach Chicago, wo sie unter anderem mit Tampa Red sowie Big Bill Broonzy auftrat. Mit ihrem dritten Mann, dem Gitarristen Ernest Lawley (Little Son Joe) nahm sie weitere Songs auf, die ebenfalls auf ihrer CD dokumentiert werden. Ihre Wurzel hat sie eher im Country- als im klassischen Blues.
Für welche Stimmung die einflussreiche Dame sorgen kann ist in Joe Louis Strut nachzuhören, in dem sie sich vor Sangesfreude fast überschlägt. Auch das ruhigere "Bumble Bee" ist hervorragend.
Was soll man über John Lee Hooker noch schreiben? Ihm widmet man eine CD mit zwölf Titeln, die insgesamt knappe 40 Minuten ergeben. Ausgegraben hat man Songs, zu denen es keine genaueren Quellen gibt, was Zeit und Ort der Aufnahmen angeht. Sein typischer Stil ist allemal herauszuhören und schließlich ist "Boogie Chillen" hinlänglich bekannt.
Hooker-Blues ist immer gut und einzigartig! Auch in der "Nothing But The Blues"-Sammlung.
Hooker teilt sich ein Jewel-Case mit Big Joe Williams, der ja bekanntlich für den rauen ungehobelten Blues steht.
Klar, das sein "Baby Please Don't Go" auch vertreten ist und zwar in der Urfassung mit Old Tracy, der eine einsaitigen Fiddle spielt. Außerdem wird der Hüne von einem Washboard-Spieler begleitet. Bei einigen Songs ist Harper Williamson mit von der Partie. Natürlich wird "Crawlin' King Snake" immer wieder gerne gehört. Big Joe Williamson ist aus der damaligen Szene nicht wegzudenken und auch hier mit Fug und Recht vertreten. Delta Blues pur, den er auf seiner 9-saitigen Gitarre zelebriert.
Über eine Stunde beste Musik!
Einer in der CD-Sammlung ist mir nun wirklich völlig unbekannt: James Yancey.
Ein Pianist, der einen amtlichen Boogie Woogie, die Tastatur rauf und runter spielen kann. Teilweise sind die Stücke richtig schön entspannend. Wie z.B. "State Street Special" oder das relaxte "How Long Blues No. 2".
Ähnlich geht es mit der Big Joe Turner-CD weiter. Sehr wohl mit dem Unterschied, dass hier eine ganze Band aufspielt und Turner singt den Blues, Boogie Woogie und in ersten Ansätzen einen R&B sowie Rock'n'Roll.
Musikalisch unterstützen ihn dabei einerseits das Freddie Slack Trio, anderseits die sind es die Pete Johnsons All Stars. Die Gitarristen in den Bands spielen zuweilen eine echt jazzige Saite und diese gute Stunde gehört definitiv zur Abteilung Laid-Back.
Klasse, dem Sänger kann man echt zuhören.
T-Bone Walker vertritt den West-Coast-Blues, die, im Gegensatz zur Chicago-Fraktion, etwas sanftere Variante.
Mit "Trinity River Blues" und "Wichita Falls Blues" haben wir zwei Songs, die Ende 1929 aufgenommen wurden. Ansonsten stammen die Tracks aus den Jahren 1940 bis 1946.
Sein Blues aus dieser Zeit wird von der elektrischen Gitarre und einer Bläser-Abteilung dominiert. Und eine Stimme hat der Mann! Die ist so richtig schön bluesig. Man höre sich nur den "Bobby Sox Blues" an. In den Jahren 1946/47 nahm T-Bone Walker 50 Platten auf und kreierte damit seinen eigenen Blues-Sound. Ein Muss in der Sammlung!
Das gilt natürlich auch für die Peter Chatman-CD. Der Musiker ist allen Blues-Anhängern viel besser bekannt unter dem Namen Memphis Slim. Seine ersten Songs spielte er 1940 ein, zunächst für das OKeh-Label und kurz danach auf Bluebird. Mit "Beer Drinking Woman" und "Grinder Man Blues" sind seine ersten Hits auf der vorliegenden CD und er spielte oft mit Big Bill Broonzy zusammen in den Chicagoer Clubs. Memphis Slim ist Piano-Blues vom Feinsten. Auf sechs Songs ist Washboard Sam als Rhythmusgeber aktiv und Leroy Bachelor zupft die dicken Saiten.
Anders als James Yancey gibt es hier den klassischen 12-Takter auf die Ohren.
Die Reise quer durch die Blues-Geschichte neigt sich dem Ende entgegen.
Mit dem letzten Doppeldecker gibt es nochmals den Country-Blues mit starker Betonung auf dem ersten Wort, denn wenn Mississippi John Hurt mit seinem Finger-Picking loslegt, dann ist die Country-Atmosphäre perfekt eingefangen. Durchweg agiert der Musiker in den Songs aus dem Jahr 1928 solo. Seine ersten Aufnahmen machte er in Memphis. Insgesamt waren es acht Songs, wovon aber nur zwei veröffentlicht wurden und die sind mit "Frankie" sowie "Nobody's Dirty Business" auch zu hören.
Die verkauften sich sehr gut und es folgten Klassiker wie "Stack O'Lee" und "Avalon Blues", die zu echten Markenzeichen des Gitarristen und Sängers avancierten.
Kommen wir zum letzten Musiker, der auf einer gesamten CD gewürdigt wird: B.B. Kings Cousin Bukka White. Auch er konnte sich von seiner Musik finanziell nicht über Wasser halten. Sein Geld verdiente der Gitarrist und Sänger durch den Sport. Einerseits als Baseball-Spieler, anderseits als Boxer.
Unvergesslich machte er sich mit dem Song "Fixin' To Die Blues", den man sich hier auch anhören kann. Bob Dylan arrangierte den morbiden Song um, gab ihm den Titel "Fixin' To Die" und veröffentlichte ihn 1962 auf seinem Debüt-Album. Bukka White, mit bürgerlichem Namen Booker T. Washington White, zeigt seine Qualitäten auch als toller Slide-Gitarrist.
Dann gibt es noch insgesamt vier CDs, die als Sampler daher kommen. Quasi Blues-History für unterwegs. Neben Charlie Patton, Son House, David 'Honeyboy' Edwards, Champion Jack Dupree gibt es Songs von Tampa Red, Roosevelt Sykes, Lowell Fulson und Lonnie Johnson.
Die Liste könnte noch ergänzt werden… .
Diese 40-CD-Box ist ein Muss für jeden Blues-Fan und kann zu einem wirklich schlanken Kurs erworben werden. Bei der Sound-Qualität und dem keine Wünsche offen lassenden Line-up an Bluesern kann man richtig ausgiebig in der Geschichte des Blues stöbern und lesen, denn jede CD enthält ein sehr informatives Booklet (selbst bei den Samplern gibt es kurze Infos zu den Künstlern).
Der Rezensent hat den Blues und vergibt 9 von 10 RockTimes-Uhren.
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