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Johnny Cash / Man In Black
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Die Zeit um 1970 war für Johnny Cash zur Abwechslung mal wieder eine richtig gute, was seine Karriere betraf. Nicht nur hatte er gerade erst sein hammerstarkes Live-Album aus dem Knast in San Quentin veröffentlicht, zusätzlich hatte er auch im amerikanischen TV zwei Jahre lang seine eigene Show gehabt, die sehr erfolgreich verlief und mit der er sich wieder in die Herzen der Amerikaner einbringen konnte. Davor lagen viele Jahre pausenlosen Tourens, offene (und hässliche) Konfrontationen mit dem Country-Mekka Nashville, Alkoholismus wie Drogenabhängigkeit, ein Selbstmord-Versuch und schließlich der wahrscheinlich lebensrettende Schritt, die Hochzeit mit seiner bereits seit langen Jahren angebeteten June Carter.
Die vorliegende DVD beinhaltet einen Auftritt für ein TV-Konzert aus dem Jahr 1971 in Dänemark. Bei solch 'wichtigen' Events lässt der Profi natürlich nicht total 'die Kuh fliegen', sondern versucht selbstverständlich einen 'sauberen' Gig abzuliefern und sich von seiner besten Seite zu zeigen. Und trotzdem startete der Amerikaner direkt richtig herzhaft mit "A Boy Named Sue" und machte gleich klar, dass er keine Berührungsängste hat, Texte mit schwierigen Themen zu behandeln. Im Anschluss legt er mit Kris Kristoffersons melancholisch-depressivem Drogen-/Existenz-Drama "Sunday Mornin' Comin' Down" direkt kräftig nach.
Um das doch schon etwas in die Jahre gekommene Studio-Publikum - das sehr vermutlich die meiste Zeit keinen blassen Schimmer von der Thematik der Texte hatte - nicht total zu irritieren, folgte dann mit "I Walk The Line" einer von Cashs größten Hits, der auch mal wieder über einen harmlosen Text verfügt. Der 'Mann in Schwarz' hatte übrigens schon einige Jahre zuvor den Ur-Rock'n'Roller Carl Perkins wieder aus der Versenkung geholt und nahm ihn auf seine Tourneen mit. Hier hat Perkins mit seinen beiden größten Hits "Blue Suede Shoes" (mit dem auch Elvis Presley einen Riesenhit hatte) und "Matchbox" einen coolen und gelungenen Gastauftritt.
Und so frisch und knackig die Perkins-Songs auch kamen, hat Cash im Anschluss mit der zweiten Kristofferson-Komposition "Me And Bobby McGee" gar keine Probleme, das Zepter wieder vollkommen in die Hand zu nehmen. Eher eine (verzichtbare) Randerscheinung ist der Auftritt der Statler Brothers, die seinerzeit wohl mal ganz angesagt waren, in der Rock-, bzw. Musik-Historie aber nicht wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Da kommen dann doch Cash-Songs der Marke "Folsom Prison Blues" oder "Man In Black" wieder wesentlich besser.
Ebenfalls sehr interessant und historisch wertvoll auch der Auftritt der damals aktuellen Version der Carter Family, einer Country-Dynastie, die bereits mehr als fünfzig Jahre auf dem Buckel hatte. Und - kaum vermeidbar - gibt es natürlich auch Duette von Johnny Cash und seiner Herzensdame wie Seelenverwandten June Carter-Cash. Kommt "Darlin' Companion" bereits richtig gut, so wird diese Nummer noch von dem fantastischen "If I Were A Carpenter" getoppt, einem der allerbesten Tracks, die je aus der (hoffnungslos) mit Heroin gefüllten Feder eines Tim Hardin geflossen sind. Das Restprogramm ist zwar nicht mehr mit Hochkarätern, dafür aber immer noch mit hochklassigem Niveau gefüllt.
Gibt es irgendwelche Beanstandungen? Kaum. Höchstens, dass dieses Karriere-wichtige Konzert ein Stückchen handzahmer verlief, als ein 'normaler' Johnny Cash-Gig zu dieser Zeit. Ein bisschen schade ist auch, dass sich die Laufzeit der DVD über gerade mal eine gute Stunde erstreckt. Ansonsten bekommt man einmal mehr viel Material geboten, mit dem Johnny Cash erneut bestätigt, dass er so ganz anders - und konträr - zu dem Image war, das ihm (der stumpfe, glatte, inhaltsleere, 'schöne-Welt-Country-Sänger') heute immer noch hin und wieder angeheftet wird.
Sicher nicht die beste bisher erschienene Johnny Cash-DVD, aber dennoch eine durchaus lohnenswerte!! Ladies and gentlemen, there was ever only one 'Man in Black'!!
Line-up:
Johnny Cash (vocals, acoustic guitar) Marshall Grant (bass) W.S. Holland (drums) Bob Wooton (electric guitar) Carl Perkins (vocals, guitar - #4,5) The Carter Family: Mother Maybelle (autoharp) Helen Carter (guitar, vocals) Anita Carter (guitar, vocals) June Carter Cash (vocals) The Statler Brothers (vocals)
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