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Lee Clayton / Live At Rockpalast
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Karrieren-Kuriositätenkabinett, Teil 107: Der aus dem US-Bundesstaat Alabama stammende Lee Clayton stieg im Jahr 1968 bei der US Army aus und widmete sich konzentriert seiner Musik. Das führte zum einen dazu, dass Waylon Jennings mit einem von Claytons Tracks ("Ladies Love Outlaws") Anfang der Siebziger einen größeren Hit hatte und zum zweiten, dass er einen Plattenvertrag angeboten bekam, den er natürlich auch unterschrieb. Allerdings war der Musiker und Sänger mit der veröffentlichten Version seines gleichnamigen Debüts (1973) so dermaßen unzufrieden, dass er umgehend die Brocken hinwarf und dem Business jahrelang den Rücken kehrte.
Schließlich war der Drang nach einem zweiten Anlauf aber doch zu stark und es folgten die Alben "Border Affair" (1978) sowie "Naked Child" (1979), denen eine Welttournee nachgeschoben werden sollte. Bereits kurz nachdem das Quartett im Januar 1980 in London gelandet war, drehte Bassist Billy Cox allerdings völlig am Rad und war innerhalb kürzester Zeit wieder in einem Flieger auf dem Weg zurück. Colin Cameron sprang völlig 'kalt' ein und die Band war pünktlich zur Ankunft in Hamburg, wo das Konzert am 09. Januar für den Rockpalast mitgeschnitten werden sollte, wieder komplett.
Völlig 'kalt' erwischte auch den Verfasser dieser Zeilen die Musik von Lee Clayton, der ihm bis dahin vollkommen unbekannt war. Richtig guten, staubfrei frischen Country Rock hatte die Band nämlich zu bieten. Hammerstarke Songs mit dem Klasse-Gitarristen und Iren Philip Donnelly an der Lead-Gitarre und dem Veteranen Tony Newman (u. a. Ex-Jeff Beck Group, Ex-David Bowie). "Saturday Night Special" entfacht als Opener umgehend jede Menge Feuer unter dem Dach, das über die gesamte Spielzeit lichterloh am Brennen gehalten wird. Und das Publikum ging an diesem Abend ebenfalls ab wie Schmidts Katze.
Was man dann beim Anschauen der DVD aufgrund des Gebotenen auch sehr gut nachvollziehen kann. Tracks wie "Draggin' Them Chains", "The Dream Goes On" oder das etwas an Lou Reed erinnernde "The Road" machen mächtig Laune. Speziell Philip Donelly (der noch kurz vor dem Konzert eine Panikattacke erlitt und erstmal 15 Minuten lang von Clayton beruhigt werden musste, bevor er dann allen Mut zusammen nahm und auf die Bühne ging) macht mit seinem nicht immer ganz sauberen, dafür aber sehr kraftvollen Spiel jede Menge Alarm.
Irgendwie kann ich mich bei der Nummer "My True Love" des Eindrucks nicht erwehren, dass Lee Clayton hier das Thema 'Liebeslied' ganz gehörig auf den Arm nimmt. Macht aber nichts, da der Titel einfach wunderschön ist. Übrigens ebenso wie "Rainbow In The Sky", das sich bereits sehr schnell im Ohr des Hörers festsetzt. Und logischerweise wurde auch der bereits erwähnte Hit "Ladies Love Outlaws" gespielt, der - wie "My True Love" - die stärksten Country-Einflüsse für sich verbuchen kann. Auch gegen Ende des Sets wird mit "I Ride Alone" nochmal eine Spitzennummer aufgefahren, bevor der erste Song des Abends die Tracklist auch wieder beschließt.
Aus heute nicht mehr zu eruierenden Gründen drehte das Label der Band nicht sehr viel später (allerdings immer noch mitten in der Tour) den Geldhahn zu, sodass sich das Quartett zum Flughafen für die Heimreise begab. Dort wurde es dann aber unter Waffengewalt (beauftragt von einem/mehreren Veranstalter(n) der noch ausstehenden Konzerte?) erstmal festgehalten und zum Spielen des restlichen Gigs freundlich 'überredet' wurde. Soviel zur Kuriosität... Im Jahr 1981 erschien noch ein weiteres Studioalbum ("The Dream Goes On"), bevor man dann sehr viele Jahre lang wieder überhaupt nichts mehr von dem Amerikaner hörte.
Aber wie dem auch sei: Der hier vorliegende Mitschnitt des Rockpalast-Auftritts von Lee Clayton macht sowohl auf CD wie auch auf DVD riesengroßen Spaß. Und auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Unverbrauchter, frischer Country Rock mit sehr starken Songs, rau und kantig gespielt von starken Musikern und einer (DVD-) Laufzeit von fast anderthalb Stunden.
Lohnt sich sehr!
Line-up:
Lee Clayton (rhythm guitar, harmonica, lead vocals) Philip Donnelly (lead guitar, background vocals) Colin Cameron (bass, background vocals) Tony Newman (drums)
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