Ray Charles / Live In France 1961
Live In France 1961 Spielzeit: 111:00
Medium: DVD
Technische Daten:
DVD-Format: NTSC
Bildformat: 4:3
Sound: Mono
Regionalcode: 0
FSK: 0 (ohne Alterseinschränkung)
Untertitel: Keine
Label: Eagle Vision, 2011 (1961)
Stil: Jazz, Soul, R'n'B


Review vom 04.11.2011


Markus Kerren
Der Ausnahme-Musiker Ray Charles (1930 - 2004) war im Jahr 1961 bereits ganz oben auf der Erfolgsleiter angekommen. Nach mehreren Rhythm'n'Blues-Hits in den fünfziger Jahren knackte er mit dem grandiosen Song "What'd I Say" (1959) auch den amerikanischen Mainstream-Markt und fortan verkauften sich seine Scheiben wie warme Semmeln. Zum ersten Mal überhaupt setzte er Anfang der Sechziger nach Europa über, um auch in der Alten Welt seine Duftmarke zu hinterlassen. Mit vollem Erfolg, denn seither war der Mann auch bei uns, wenn auch nicht unbedingt sofort ein Star, so doch zumindest sehr bekannt und erfolgreich. Seine ersten Konzerte auf europäischem Boden spielte er an vier Tagen in der Zeit vom 18. bis 22. Juli 1961 in Frankreich, auf dem Antibes Jazz Festival.
Und es ist schon ein schier unglaubliches Schätzchen, das Eagle Records bzw. Eagle Vision hier mal wieder ausgegraben hat. Geschlagene fünfzig Jahre lagen diese Aufnahmen an irgendeinem Aufbewahrungsort, bis sie glücklicherweise wieder entdeckt und nun auch veröffentlicht wurden. Dabei hat man sich vor allem auf den ersten (am 18. Juli) und letzten (am 22. Juli) Gig konzentriert, aber auch von den beiden anderen Konzerten sind vereinzelte Songs als Bonus-Material vertreten.
Der erste Block der ersten Show gehörte mit Haut und Haaren dem Jazz, wobei hier neben Charles' Piano, dem Bass und Schlagzeug vor allem die fünf Bläser einen sehr starken Eindruck machen. Und obwohl die einzelnen Tracks relativ kurz sind, so bekommt doch jeder (Blas-) Musiker während der vier Tracks ausreichend Zeit, sich solistisch in Szene zu setzen. Auf 'Teufel komm' raus' wird da gegroovt und geswingt, dass es sogar mir als Nicht-Jazzkenner Spaß macht. Mit "Let The Good Times Roll" wird dann ein Zahn zugelegt, Charles bringt zum ersten Mal seine Vocals ins Spiel und was umgehend auffällt, ist die Tatsache, WIE sehr der junge (und auch spätere) Joe Cocker von seinem großen Vorbild gesanglich beeinflusst war. Wirklich frappierend!
Direkt im Anschluss folgt dann "Georgia On My Mind", bei dem sich mir umgehend die Nackenhärchen aufrecht stellten. Allein der soulige Gesangsvortrag des Amerikaners sorgt für schiere Gänsehaut und man kann schlicht und ergreifend nicht genug davon bekommen. Danach folgt mit "Sticks And Stones" (von Cocker später gecovert), "Halleluja, I Love Her So" (u. a. von Humble Pie gecovert) und "What'd I Say" ein wahres Feuerwerk an Song-Perlen, die mich etwa zehn Minuten lang die restliche Welt vollkommen vergessen ließen und denen ich ergriffen und (ich hab' mich selbst ertappt) mit offenem Mund wie in Trance folgte. Was für starke Musiker und WAS für ein Gesang!!!
Aber es kommt noch besser: Wenn diese erste Show auf europäischem Boden vielleicht noch etwas vorsichtig bzw. zurückhaltend gespielt wurde, so war die Band beim vierten Konzert voll im Saft und von jeder Nervosität befreit. Dass es hier Song-Überschneidungen gibt, spielt bezüglich der Faszination des Auftritts überhaupt keine Geige. Vielmehr kann man nur noch darüber staunen, wie der Protagonist mit seiner Begleitband hier so richtig die Kuh fliegen lässt. Ganz stark sind auch die vier Ladies, die originalen Raelettes, die Charles hervorragend beim Gesang unterstützten. Schließlich durfte eine der vier, Margie Hendrix, bei "Tell The Truth" sogar noch eine Solo-Einlage vortragen.
Das Bonus-Material enthält Songs von den Gigs am 19. und 21. Juli, bei denen es zwar weitere Überschneidungen zu vermelden gibt (z. B. sind "What'd I Say" und "Sticks And Stones" auf der DVD gleich jeweils dreimal vertreten), was den Genuss dieser Scheibe aber zu keinem Zeitpunkt trübt. Der original auf 16mm gefilmte Streifen wurde restauriert und ist (selbstverständlich gab es damals noch kein Farbfernsehen) ebenso wie der (Mono-) Sound in sehr gutem Zustand.
Nicht nur, dass hier historisch sehr bedeutende Live-Mitschnitte noch einmal veröffentlicht werden, auch die enthaltene Musik ist ein absoluter Leckerbissen. Dass Ray Charles zu diesem Zeitpunkt (er wurde deshalb 1965 zu fünf Jahren Haft auf Bewährung verurteilt) bereits dem Heroin verfallen war, machte sich bei diesen Konzerten (wie nachzuvollziehen ist) zu keinem Zeitpunkt negativ bemerkbar. Diese DVD ist ein ganz dicker Tipp!
Line-up:
Ray Charles (piano, vocals)
Phillip Guilbeau (trumpet)
John Hunt (trumpet)
Hank Crawford (alto saxophone)
David 'Fathead' Newman (tenor saxophone, flute)
Leroy Cooper (baritone saxophone)
Edgar Willis (bass)
Bruno Carr (drums)
The Raelettes:
Gwen Berry (background vocals)
Margie Hendrix (background vocals, lead vocals - #16)
Pat Lyles (background vocals)
Darlene McCrea (background vocals)
Tracklist
Konzert am 18.Juli 1961
01:Opening/Antibes
02:The Story
03:Doodlin'
04:One Mint Julep
05:Let The Good Times Roll
06:Georgia On My Mind
07:Sticks And Stones
08:Hallelujah, I Love Her So
09:What'd I Say

Konzert am 19. Juli 1961
10:Hornful Soul
11:Let The Good Times Roll
12:Georgia On My Mind
13:My Bonnie
14:With You On My Mind
15:Ruby
16:Tell The Truth
17:I Wonder
18:Sticks And Stones
19:I Believe To My Soul
20:What'd I Say
21:Credits/I Wonder

Bonus:
Konzert am 22.Juli 1961
22:The Story
23:Sticks And Stones
24:Yes Indeed
25:I Belive To My Soul
26:What I'd Say

Konzert am 21.Juli 1961
27: I Wonder
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