Aynsley Dunbar / The Aynsley Dunbar Retaliation
Doctor Dunbar's Prescription
Doctor Dunbar's Prescription Spielzeit: 37:40 (CD 1), 33:42 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Blue/SPV, 2006 (1968-1969)
Stil: Blues


Review vom 22.08.2007


Joachim 'Joe' Brookes
In den Sechzigerjahren sprach jeder von Keith Moon, Ginger Baker (Cream) oder John Bonham (Led Zeppelin).
Und was war mit Aynsley Dunbar? Zu der Zeit jagte er die Drumsticks bei Champion Jack Dupree, Eddie Boyd, John Mayall, Jeff Beck oder Frank Zappa über die Felle.
Der 1946 in Liverpool geborene Drummer war auch bei Jimi Hendrix im Gespräch, aber:
»They were offering me £20 a week and I wanted £30!«
Mit Mayall wurden manchmal 2 Konzerte gespielt und als er zu Jeff Beck ging, waren es 2 pro Monat. Wen wundert es, dass man da zum Gegenschlag ausholt. Aynsley Dunbar spielte früher schon mit dem Bassisten Alex Dmochowski zusammen und mit Victor Brox (vorher bei
Alexis Korner) sowie John Morshead, der mit Steve Marriott bei den Moments war, wurde The Aynsley Dunbar Retaliation gegründet.
In diesem Line-up wurde getourt und man wurde schnell zu einer Band, die auch viele Musiker sehen wollten.
Das gleichnamige Album beginnt enttäuschend: "Watch 'N' Chain" ist wohl eher eine Spaßnummer, denn zu obskuren Perkussionklängen pfeifen mehrere Bandmitglieder. Das Lied fällt schon, gegenüber den anderen Songs aus dem Rahmen.
Mit "My Whiskey Head Woman", einem Slow-Blues, den die gesamte Band geschrieben hat, geht es dann aber ab in die Baumwollfelder. Neben einem tollen Trompetensolo von Brox kommt John Morshead an der Gitarre zu Wort. Da braucht es nur wenige Töne und wir werden unweigerlich an Peter Green erinnert.
Morshead ersetzte PG in einer kurzlebigen Band mit dem Namen Shotgun Express und bestimmt haben die befreundeten Gitarristen gegenseitig in ihrer Spielwiese befruchtet.
In "Double Lovin'" haut Morshead schon wieder so ein Ding raus. Der Slow-Blues ist eine Domäne der Band und so haben wir schon den zweiten Anspieltipp des Debüt-Albums!
Natürlich geht es auf dem Silberling auch flotter im 12-Takter zu: "See See Baby", "Roamin' And Ramblin'", mit herrlich honkigem Brox-Piano oder auch "Trouble No More" wären da zu nennen.
"Sage Of Sidney Street" ist mit einem superben Basssolo von Dmochowski versehen und das jazzig angehauchte "Mutiny" ist fast ausschließlich ein Dunbar-Drumsolo.
Zu Risiken und Nebenwirkungen… Was enthält denn nun "Doctor Dunbar's Prescription"? Das Rezept enthält herrlich relaxten Blues, den man bereits auf dem Debüt genießen konnte.
Highlight ist sicherlich "Till Your Lovin' Makes Me Blue", einem ausgewachsenen Slow-Blues mit tollem Brox-Gesang.
Los geht es aber mit einer recht rockigen Nummer, bei der Morshead ein schön dahin fließendes Gitarrensolo vom Stapel lässt. Mit "Fugitive" schaltet man einen Gang zurück. Durch seine stoisch gespielte Gitarrenlinie hat der Track etwas Psychedelisches zu bieten.
Brox brilliert nicht nur am Mikrofon, auch wenn er manchmal etwas düster singt, sondern auch am Keyboard. "Tuesday's Blues" ist wieder einer der langsameren Songs, der, sparsam instrumentiert, auch durch die Morshead'schen Licks glänzt.
Wie vom Erstling gewohnt, stammen fast alle Songs von den Bandmitgliedern. Das aus der Feder des Gitarristen ist das treibende "Call My Woman". Ein Song, welcher in der Tradition eines Freddie King steht, ebenso wie das leider etwas kurze "Low Gear Man".
Für eine Überraschung sorgt "Devil Drives": Eine Solo-Einlage von Brox, der zur akustischen Gitarre, teilweise mit dem Bottleneck gespielt, singt.
Den Abschluss bildet das groovige "Mean Old World". Den Little Walter-Titel hören wir in einer Interpretation mit typischem British-Blues-Feeling und das Schmankerl ist die Brox-Trompete.
Mit "Now That You've Lost Me" belegt die Dunbar-Band abermals, welche herausragende Qualität die langsamen Nummern auf den beiden CDs haben. Das ist schon eine Klasse für sich und mit ihren ersten beiden Platten kann man The Aynsley Dunbar Retaliation getrost hinter Fleetwood Mac und John Mayall's Bluesbreakern einsortieren.
Die beiden CDs kommen in einem schicken ausklappbaren Digipack und 14-seitigem Booklet mit einigen Bandfotos daher und es ist wärmstens zu empfehlen, auch weil beide Rundlinge einen tollen Sound haben.
Line-up:
Aynsley Dunbar (drums)
John Morshead (guitar, vocals)
Victor Brox (vocals, guitar, keyboards, trumpet)
Alex Dmochowski (bass)
Tracklist
CD 1: The Aynsley Dunbar Retaliation
01:Watch 'N' Chain (2:36)
02:My Whiskey Head Woman (4:24)
03:Trouble No More (2:56)
04:Double Lovin' (3:52)
05:See See Baby (2:20)
06:Roamin' And Ramblin' (3:00)
07:Sage Of Sidney Street (4:47)
08:Memory Of Pain (6:06)
09:Mutiny (7:25)
CD 2: Doctor Dunbar's Prescription
01:Change Your Low Down Ways (2:23)
02:Fugitive (4:35)
03:Till Your Lovin' Makes Me Blue (4:57)
04:Now That You've Lost Me (3:31)
05:I Tried (2:52)
06:Call My Woman (3:07)
07:Devil Drives (2:46)
08:Low Gear Man (2:58)
09:Tuesday's Blues (3:37)
10:Mean Old World (3:03)
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