Bo Diddley / The 20th Anniversary Of Rock'n'Roll
The 20th Anniversary Of Rocknroll Spielzeit: 52:54
Medium: CD
Label: MIG Music, 2014, RCA Victor (1976)
Stil: Blues


Review vom 06.05.2014


Joachim 'Joe' Brookes
1976 gab es bereits Bo Diddleys "The 20th Anniversary Of Rock'n'Roll". Im Jahr der ersten Veröffentlichung endete die Tracklist der LP auf der zweiten Seite bei "I'm A Man (Reprise)". 2014 umfasst die CD drei Nummern mehr, verteilt auf etwas über eine viertel Stunde Musik. Das Bonus Track-Trio stammt von einem Konzert bei Radio Bremen in der Schauburg, Bremen vom 21. Februar 1984. Begleitet wurde der Zigarrenkasten-Gitarrist von der Band Mainsqueeze mit Eric Bell (Thin Lizzy), Dave Moore, Dick Heckstall-Smith (Graham Bond Organization, Colosseum,
Hamburg Blues Band, Alexis Korner, John Mayall), Keith Tillman (John Dummer Blues Band, John Mayall) und Leonard 'Stretch' Stretching.
So konstant wie die Besetzung bei den Bonus Tracks, ist es bei den ersten sechs Liedern genau nicht. Wie geschrieben ... 1976 erschien dieser Tonträger bereits und die Plattenfirma RCA Victor wollte den Künstler wohl auf ein anderes Podest hieven. Den Blueser, der sich erst in der "Bo Diddley Jam" unter anderem mit "I'm The Man" oder "Who Do You Love" als ein solcher offenbart, hört man zu Beginn in ziemlich anderen Fahrwassern. Dabei unterstützen ihn eine ganze Phalanx von Musikern: Die Gitarren-Fraktion bilden Alvin Lee, Albert Lee (Dave Edmunds, Everly Brothers), Roger McGuinn, Elvin Bishop sowie Leslie West. Billy Joel ist der Keyboarder. Tim Bogert sowie Carmine Appice (beide Cactus, Vanilla Fudge) sind für den guten Rhythmus zuständig und ihre Stimmen erhoben neben dem Protagonisten unter anderem Joe Cocker beziehungsweise Ted Neeley.
Der Opener "Ride The Water (Part 1)" wird geprägt von einer Wah Wah-Pedal gesteuerten E-Gitarre in Dauerrotation, souligem, wenn zum Einsatz kommend, dominanten Chorgesang und einer Tieftonlage, die verdammt nah bei den infizierenden Klängen von The Temptations' "Papa Was A Rolling Stone" angepflanzt wurde. Joe Cocker wird als Vokalist gelistet. Die Ron Terry-Komposition ist okay, klingt etwas aufgesetzt, eher streng durcharrangiert, denn locker vom Hocker gespielt. Der Komponist des Zweiteilers war auch Produzent der Platte, die in insgesamt sieben Studios eingespielt wurde.
Bei "Ride The Water (Part 2)" singt laut Liste Ted Neeley. Man muss sich schon konzentriert vor die Boxen setzen, um die Unterschiedlichkeit zum ersten Teil mitzubekommen. Die abschließenden etwas über drei Minuten "Ride The Water" liefern gegenüber der Album-Eröffnung keine neuen Erkenntnisse.
Bei "Not Fade Away" passt schon viel mehr zusammen. Dieses Stück, wieder mit viel Chor im Vordergrund, hat einen ordentlichen Tropfen Funk abbekommen und der mischt sich wesentlich besser in die für Bo Diddley typische Songstruktur. Joe Cocker macht sich hier auch etwas deutlicher bemerkbar und Billy Joels Keyboards sind in der Feinabstimmung auf Piano eingestellt worden. Ein Teil "Not Fade Away" ist besser als zwei Teile "Ride The Water".
"Kill My Body" wird von einer Slide-Gitarre verfeinert und man hat etwas tiefer in den Topf der Melodie gegriffen. Der Protagonist persönlich singt und obwohl nicht aufgeführt, spielt hier ein abermals sehr gutes Piano (sogar in der Solorolle) eine gehörige Portion mit.
Typisch Ron Terry. Für "Drag On" braucht es keinen Grafologen, um die funkige Handschrift des Komponisten zu erkennen und analysieren. Etwas mehr Feuer im Arrangement und schon wird die Sache verträglicher.
"Bo Diddley Jam" – für manche mag die Platte erst hier so richtig beginnen. Ein Bottleneck-Festival ist Programm und diese Backing Vocals sind phasenweise intensiver als die Stimme des Lead Sängers, in diesem Fall abermals Ted Neeley. Logisch, mit den Bo Diddley-Gassenhauern ist man stante pede auf Du und Du. Wieder eine mehr als lückenfüllende Orgel, von der man nicht weiß, wer sie gespielt hat. Schade! Siebzehn Minuten feinste Session, bei der neben Carmine Appice auch noch der Einstürzende-Trommeln-Drummer Keith Moon von The Who dabei ist. Das Wort 'Jam' im Songtitel ist genau richtig platziert worden. Wohl bekomms und viel Spaß. Bo Diddley & Co. in deutlich ansteigender Form.
Ah, so geht Funk! Mit einer unverkennbaren Duftnote des Künstlers. Mit dieser Track-Zugabe von drei Songs wird die Suppe richtig abgeschmeckt/gewürzt. Mit einer anderen Band geht die aus der "Bo Diddely Jam" konservierten Form nochmals richtig steil und ob nun die "Mona" oder "Emily" besungen wird, die Begeisterung des Publikums kann man bis zu Willie Dixons "You Can't Judge A Book By Looking At The Cover" teilen. Natürlich erhalten die Songs durch das Saxofon von Dick Heckstall-Smith einen besonderen Pfiff.
Die Bonus Tracks geben der Wiederveröffentlichung von "The 20th Anniversary Of Rock'n'Roll" Würde.
Line-up:
Bo Diddley (guitar - #1-9, vocals - #3,6-9)
Joe Cocker (vocals - #1,2,5)
Ted Neeley (vocals - #4,6)
Roger McGuinn (guitar - #1,5)
Albert Lee (guitar - #1,2,5,6)
Elvin Bishop (guitar - #2)
Leslie West (guitar - #6)
Alvin Lee (guitar - #3)
Eric Bell (guitar - #6-9)
Billy Joel (keyboards - #2)
Dave Moore (piano - #6-9)
Dick Heckstall-Smith (saxophone - #6-9)
Tim Bogert (bass - #1-6)
Keith Tillman (bass - #6-9)
Carmine Appice (drums - #1-6)
Keith Moon (drums - #6)
Stretch (drums - #6-9)
Corky Laing (congas - #1,2,5)
Daniel Moore (backing vocals - #1-6)
Matthew Moore (backing vocals - #1-6)
Tracklist
01:Ride The Water [Part 1] (4:20)
02:Not Fade Away (2:58)
03:Kill My Body (4:36)
04:Drag On (3:15)
05:Ride The Water [Part 2] (3:15)
06:Bo Diddley Jam (16:59)

Bonustracks:
Bo Diddley & Mainsqueeze Live At Schauburg, Bremen, 21.02.1984
07:Mona (5:12)
08:Emily (5:14)
09:You Can't Judge A Book By Looking At The Cover (4:03)
Externe Links: