Duke Ellington / All American In Jazz + Midnight In Paris
All American In Jazz + Midnight In Paris Spielzeit: 77:44
Medium: CD
Label: Essential Jazz Classics, 2013 (1962)
Stil: Big Band Jazz


Review vom 25.07.2013


Wolfgang Giese
»Jazz Klassiker neu aufgelegt + Bonustracks. Zwei Alben auf einer CD. 24 Bit digital remastered.« Also wieder eine Neuauflage aus der Serie Essential Jazz Classics, die inakustik ins Rennen wirft. Beide Sessions stammen aus dem Jahr 1962, die Bonustracks (die letzten beiden Titel) von 1960. Der Duke - ja, das war einer der größten und besten Jazzarrangeure im Big Band Jazz. Mit diesem Reprint findet er nun auch Einzug in die Welt von RockTimes.
Edward Kennedy Ellington wurde am 29. April 1899 in Washington, D.C. geboren und verließ diese Welt am 24. Mai 1974. Doch nicht nur als Komponist von wahrscheinlich über zweitausend Kompositionen ging er in die Geschichtsbücher ein, sondern auch als Pianist konnte er mit seinem eigenwilligen Stil überzeugen. Aufgewachsen mit Ragtime und dem Stil des Stride-Piano trug er diese Spielarten in die Neuzeit und bearbeitete sie auf seine Weise neu. 1962 sollte dann "Money Jungle" erscheinen, eine hervorragende Trioplatte zusammen mit Charles Mingus und Max Roach.
Im Cotton Club in New York kreierte Ellington den Jungle-Style und öffnete sich später auch modernen Stilen im Jazz. So waren seine Orchester stets hochkarätig besetzt und mit Billy Strayhorn hatte er einen hervorragenden und seinen Sound mitprägenden Musiker und Arrangeur an Bord. Auch auf dieser Platte entdeckt man Spitzenmusiker des Jazz. Auch Suiten und konzertante Stücke bestimmten sein Repertoire, sehr zu empfehlen "Black, Brown And Beige" oder die "Far East Suite".
Doch nun zu den vorliegenden Einspielungen, bei denen es sich um kurze, überschaubare und melodiös gut greifbare Songs handelt. Höre ich beim Eröffnungstitel genau hin, weil es mich oberflächlich gleich daran erinnerte, dann komme ich nicht umhin, dass beim Duke offensichtlich jene Quellen fließen, aus denen sich die Musik unter anderem von Sun Ra oder Willem Breuker gespeist hat. Hat Ellington jedoch nie Musik gespielt, die in die Richtung der Genannten ging, so klingt dieses erste Stück so ganz anders als alles, was ich von diesem großartigen Komponisten und Bandleader gewohnt bin. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass alle Kompositionen dieser ersten auf der CD enthaltenen LP, "All American In Jazz", gar nicht von ihm stammen, sondern alle (#1-10) von Charles Strouse und Lee Adams komponiert wurden. Es handelt sich also um Titel vom Broadway, vom Bühnenhit "All American". Insofern eben kein typisches Album des Musikers, aber dennoch nicht ohne Reiz, denn wie er und die Band die Musicalsongs präsentieren, ist schon etwas Besonderes: alle Titel eben in Jazzversionen. Hervorragende Solisten bestimmen neben den dichten Arrangements das lebendige Bild dieser Unterhaltungsmusik in jazzigem Gewand.
»Paris, lovely by day, radiates at night. « So steht es in den Liner Notes der zweiten Platte, die lange nicht erhältlich war. Ja, hier dreht sich alles um die Seine-Metropole, aufgenommen wurde jedoch in New York. Das Album beinhaltet Kompositionen und Beiträge, die von Paris inspiriert waren oder mit der Stadt in Verbindung zu bringen sind und umfasst die Titel 11 bis 23. Gleich "Under Paris Skies" stimmt mit seinem schunkelnden Rhythmus auf die französische Lebensart ein. Sehnsüchtig und romantisch wirkt das Thema. Zwei der Titel wurden vom Duke für den Film "Paris Blues" - mit Sidney Poitier und Paul Newman - komponiert. Das sind "Guitar Amour" und "Paris Blues", beides sind die Soundtrack-Aufnahmen, hier als Bonus beigepackt, die später in Neuversionen auf der LP erschienen.
Wie immer sind die Arrangements prickelnd. Das ist Big Band-Musik höchster Qualität und auch diese beiden Platten geben sicher neuen Zündstoff für eine mögliche Diskussion, wer nun besser war, der Count oder der Duke. Nun, Basie war sicher anders als Ellington, aber aus meiner Sicht blieb und bleibt es stets beim ewigen Unentschieden.
Line-up:
Cat Anderson (trumpet)
Bill Berry (trumpet)
Ed Mullens (trumpet - #1-10)
Harold 'Shorty' Baker (trumpet)
Ray Nance (trumpet, violin)
Lawrence Brown (trombone)
Chuck Connors (trombone)
Leon Cox (trombone)
Jimmy Hamilton (clarinet, tenor sax)
Russell Procope (alto sax, clarinet)
Johnny Hodges (alto sax)
Paul Gonsalves (tenor sax)
Harry Carney (baritone sax , clarinet, bass-clarinet)
Duke Ellington (piano - all tracks except # 1,3,6,9,16,24,25)
Billy Strayhorn (piano - #1,3,6,9,16,24)
Aaron Bell (bass)
Sam Woodyard (drums)
Howard McGhee (trumpet - #14,19,21)
Milt Grayson (vocals - #24)
Jimmy Gourley (guitar solo - #25)
Tracklist
01:Back To School (2:50)
02:I've Just Seen Her [As Nobody Else Has Seen Her] (4:33)
03:Which Way? (2:20)
04:If I Were You (2:57)
05:Once Upon A Time (3:23)
06:Nightlife (2:19)
07:Our Children (3:12)
08:I Couldn't Have Done It Alone (2:25)
09:We Speak The Same Language (2:51)
10:What A Country! (3:02)
11:Under Paris Skies (2:45)
12:I Wish You Love (3:54)
13:Mademoiselle De Paris (3:24)
14:Comme Çi, Comme Ça (3:04)
15:Speak To Me Of Love (2:04)
16:A Midnight In Paris (3:35)
17:(All Of A Sudden) My Heart Sings (2:04)
18:Guitar Amour (5:02)
19:The Petite Waltz (4:15)
20:Paris Blues (4:21)
21:Javapachacha (Apache) (3:56)
22:No Regrets (2:12)
23:The River Seine (2:15)
24:Paris Blues [rare vocal version] (2:49)
25:Guitar Amour [solo guitar version] (2:00)
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