Fear Itself / Same
Fear Itself Spielzeit: 37:21
Medium: CD
Label: World In Sound, 2006 (1968)
Stil: Psychedelic


Review vom 28.10.2006


János Wolfart
Der Name Ellen McIlwaine könnte den aufmerksamen RockTimes-Lesern, die die Rezension unseres Kollegen Olli O. zu der Compilation Blues Guitar Women gelesen haben, bekannt sein. Sie war als Sängerin der Mittelpunkt der kurzlebigen Psychedelic-Band Fear Itself in den späten Sechzigern. Es reichte immerhin für die Einspielung eines Albums anno 1968 in den Record Plant Studios von New York City, aber nach dem Unfalltod des Bassisten löste sich die Gruppe auf.
So lautet komprimiert diese Fußnote der Rockgeschichte. Schluss, aus, Mantel des Schweigens drüber?
Aber nein! Dank des deutschen World In Sound Labels können wir uns wieder an diesem psychedelischen Kleinod ergötzen. Leider aber mit einer kleinen Einschränkung, da die Aufnahmen dann doch etwas in Sachen Sound zu wünschen übrig lassen. Das Monster-Drumming von Bill McCord verschwindet manchmal allzu sehr im Hintergrund, die Rhythmusgitarre schreddert und den Bass vermutet man stellenweise nur. Altmeister Berry (Glückwunsch zum runden Geburtstag nachträglich auch von dieser Stelle) klang '55 genauso transparent. Oder ist das alles Teil der Psychedelic-Erfahrung?
Gar nicht psychedelisch klingt die Band auf dem John Lee Hooker-Klassiker "Crawling Kingsnake". Ich vermisse nur das »Howdy folks, this is your buddy Shorty Medlocke...« vor dem feinen Mundharmonika-Intro - Erinnerungen an "Train Train" von Blackfoot werden wach. Ein anderer Bezugspunkt sind The Doors, die wenige Jahre später den Song coverten, allerdings nicht in diesem 'Raketentempo'. So kann Ellen M. ihre Fähigkeiten als Bluessängerin nicht ganz entfalten. Was für eine kraftvolle, tiefe Stimme sie doch hat! Die kann sie zum ersten Mal auf dem tempomäßig heruntergedrosselten, psychedelischen "Underground River" 100%-ig einbringen, sie singt hier sehr schön unisono mit den Gitarrenleads. "For Suki" ist ein weiterer Psycho-Track.
Kurioserweise (oder passend zum Zeitgeist?) wird der Blues-Traditional "In My Time Of Dying" psychedelisiert. Wer die Version von Led Zeppelin kennt, sollte sich selbige aus dem Kopf schlagen, denn die ist etwas für Weicheier! Fear Itself machen eine Gehirnwäsche draus, inklusive "This Is The End"-Weltuntergangsstimmung - um nicht zu sagen, "Apocalypse Now" - samt Stereo-Effekten, orientalischem Einschlag, Frickelein und Heavy-Einsprengsel von Chris Zaloom an der Gitarre, Drum-Solo, verzerrten Vokal-Fetzen und vieles mehr. Wer nach dem Anhören dieses verrückten Stücks Musik nicht in der Klapsmühle landet...
Es gibt nur einen Haken an der Sache: Was soll noch nach so einem Übersong kommen? "The Letter" von den Box Tops? Ein Bluesrock-Standard wie "Born Under A Bad Sign"? Zwei Gospel-Nummern wie "Mossy Dream" oder "Billy Gene"? Diese Tracks müssen ihr Dasein trotz aller vorhandenen Klasse zwangsläufig im Schatten von "In My Time Of Dying" fristen.
Als Fazit bleibt: Eine beeindrucke Sängerin, ein herausragender Song, ein eher schlechter Sound und eine längst vergessene Band. Etwas für Psychedelic-Fanatiker, die auch mit Blues etwas anfangen können. Oder eher etwas für Bluesrocker, die sich auch mal gerne auf einen Psychotrip begeben?
Line-up:

Ellen McIlwaine (vocals, harp, rhythm guitar, organ)
Chris Zaloom (lead guitar)
Paul Album (bass guitar)
Bill McCord (drums)
Tracklist
01:Crawling Kingsnake (3:20)
02:Underground River (3:23)
03:Bow'd Up (1:41)
04:For Suki (2:47)
05:In My Time Of Dying (8:48)
06:The Letter (2:08)
07:Lazarus (5:48)
08:Mossy Dream (2:49)
09:Billy Gene (3:06)
10:Born Under A Bad Sign (3:33)
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