Franz K. / Wir haben Bock auf Rock/Geh zum Teufel
Wir haben Bock auf Rock/Geh zum Teufel Spielzeit: 34:53 (Wir haben Bock auf Rock), 41:47 (Geh zum Teufel)
Medium: Do-CD
Label: Revisited Records, 2009 (1977, 1978)
Stil: Deutsch Rock


Review vom 11.07.2009


Jürgen Bauerochse
Franz K. entstand Ende 1969 und formierte sich aus der Band The Swable, die im Rahmen der deutschen 'Beatmeisterschaft' immerhin Westfalenmeister wurde.
Als Stefan Josefus zu Mick Hannes und Peter Josefus dazu stieß, war das neue Trio komplett und begann sofort, ihre ganz eigene Musik zu kreiren. Dabei bewegten sie sich zunächst in Jazz- und Blues-Bereichen, gingen aber später in einfacheren und unkomplizierten Rock über. Markenzeichen waren dabei die deutschen Texte, die zunächst durchaus politische und gesellschaftskritische Inhalte aufwiesen, jedoch ab 1975 nur noch unterhalten sollten.
Von nun an war immer totale Party angesagt, wenn der zum Bandbus umfunktionierte Opel Blitz-Leichenwagen irgendwo vor einem Club auftauchte, denn Live-Auftritte waren die große Stärke der Wittener Gruppe. So räumte Franz K. als Einheizer für Status Quo im Januar 1976 ab wie noch nie, sodass sich die Briten richtig anstrengen mussten, um ihren Support-Act zu überflügeln.
Die Übertragung dieser Bühnen-Dynamik auf ihre Studio-Produktionen gelang jedoch nie optimal, wie auf diesem Twofer der Franz K.-Alben Nr. 3 ("Wir haben Bock auf Rock", 1977) und Nr. 4 ("Geh zum Teufel", 1978) deutlich zu hören ist.
Trotzdem wird auf beiden CDs durch die Bank weg Gute-Laune-Rock geboten, der mit Sicherheit jede Fete bereichern würde. Nicht zuletzt überzeugen beide Silberlinge durch einen hervorragenden Sound, was auch nicht besonders verwundern muss, denn immerhin betrieb die Band jahrelang ein angesehenes Aufnahmestudio, das in Fachkreisen sehr beliebt war.
Musikalisch fällt vor allen Dingen die starke Gitarrenarbeit von Mick Hannes auf, der sein Instrument ein ums andere Mal sehr gut in Szene setzt und mächtig Drive aus den Saiten holt.
Sechs von sieben Songs von "Wir haben Bock auf Rock" sind Eigenkompositionen, wobei mir der Boogie "Halt mich fest" nicht nur wegen seiner langen Spielzeit noch am besten gefällt. Hier feuert auch die Rhythmus-Sektion aus allen Rohren und Hannes legt das stärkste Solo des Albums vor. Dieser Titel bildet das Kernstück der Scheibe, während das Chuck Berry-Cover "Bye Bye Johnny" doch etwas altbacken daher kommt. Hier wird der oben schon erwähnte Unterschied zwischen Live- und Studioversion besonders deutlich, denn bei den Konzerten war das Stück garantiert ein Renner.
Auch auf "Geh zum Teufel" befindet sich nur ein Cover-Song, der aber durchaus gut anhörbar ist. Der Titeltrack ist nämlich nichts anderes als die deutsche Version des Stones-Klassikers "Satisfaction" und wird mit voller Energie von den Wittener Rockern rüber gebracht.
Wäre "Samstag um halb Vier" später eingespielt worden, so hätten die Fußball-Fans im Revier sicherlich eine neue Stadion-Hymne gehabt, denn textlich wird die Bundesliga verwurstet und verarbeitet. Es fehlt nur eins, und das ist der Name des Lieblingsvereins aus dem Westen, der geflissentlich nicht erwähnt wird.
Favorit auf diesem zweiten Longplayer ist für mich der über zehn Minuten lange Song "Rock in Scheessel/Blues", in dem sich Franz K. mit dem Rockfestival in der Lüneburger Heide auseinandersetzen, bei dem aufgebrachte Fans die Bühne abfackelten, nachdem sie mitbekamen, dass sie vom Veranstalter gelinkt worden waren. Hier gibt es endlich mal einen Text mit Sinn, was bei dieser Doppel-CD doch eher die Ausnahme ist und so sehr positiv auffällt.
"Geh zum Teufel" enthält noch zwei Bonus-Tracks, von denen mir "Au Weia, Mensch Meier", für das Frank Dostal den Text schrieb, noch ganz gut gefällt, denn die Lyrics spiegeln den damaligen Zeitgeist relativ gut wieder.
Insgesamt muss man aber feststellen, dass die Studio-Alben von Franz K. bei mir nicht mehr so richtig zünden wollen. Es fehlt der letzte Schliff und der Druck, der die Band auf der Bühne immer auszeichnete. Franz K. haben mit Sicherheit ihren festen Platz in der Geschichte des Krautrock, ihre Musik (von diesen beiden Alben jedenfalls) hat sich inzwischen aber längst überlebt.
Line-up:
Peter Josefus (Gesang, Bass)
Stefan Josefus (Schlagzeug)
Mick Hannes (Gitarre)
Tracklist
Wir haben Bock auf Rock:
01:Wir haben Bock auf Rock (4:46)
02:Bye Bye Johnny (4:35)
03:Eh, Man (3:55)
04:Der König (4:18)
05:Tiger (4:17)
06:Halt mich fest, Teil I + II (8:46)
07:Condor (4:15)
Geh zum Teufel:
01:Geh zum Teufel (4:34)
02:Samstag um halb Vier (4:17)
03:Rock Lady (8:12)
04:Rock in Scheessel / Blues (10:35)
05:Denn sie war ein Mann (3:46)
06:Fernsehstar (3:18)

Bonustracks:
07:Au Weia, Mensch Meier (3:48)
08:Bock auf Rock (3:20)
Externe Links:
SPV