Gotthard / Original Album Classics
Original Album Classics Spielzeiten:
Gotthard (46:12)
Dial Hard (51:04)
G. (56:36)
Open (60:48)
Homerun (48:49)
Medium: CD-Box
Label: Sony Music, 2015 (1992 - 2001)
Stil: Hard Rock


Review vom 08.01.2016


Jochen v. Arnim
Das ist schon so eine Sache mit unseren Freunden aus dem Süden, denn vier von fünf der hier vorgestellten Alben schossen in der schweizerischen Heimat auf Platz 1 der Charts (und sämtliche späteren Veröffentlichungen ebenfalls!) und im Ausland sind sie froh, wenn da mal ein Plätzchen unter den ersten dreißig drin ist. Trotzdem ist die Fangemeinde rund um den Globus treu, besonders nachdem sich die Band wieder ihrer härteren Tugenden erinnert hatte. Und diese Fangemeinde holte sich die Truppe um den leider vor fünf Jahren tödlich verunglückten Sänger Steve Lee speziell auch mit ihren frühen Alben, von denen Sony Music unlängst die ersten fünf ihrer "Original Album Classics"-Serie einverleibten.
GotthardUnd diese Zusammenstellung beginnt mit jenem Jahr 1992, in dem die Schweizer ihr Debüt auf den Markt brachten. Chris von Rohr, Bassmann der erfolgreichen Kollegen von Krokus, hatte sich die vielversprechende Truppe gleich zu Beginn gepackt und fortan als Produzent fungiert - übrigens für alle unsere Alben hier im Package. Ohne speziellen Titel ging die Platte seinerzeit an den Markt und heimste direkt gute Kritiken ein. Platz 5 in den heimischen Charts zeugte von der Qualität ihrer schnörkellosen Musik, die in der Schweiz offensichtlich gut ankam. Einige gute und knackige Tracks findet der Hard Rock-Fan auf dieser dreiviertel Stunde, die übrigens auch ein astreines Cover von Deep Purples "Hush" beinhaltet. Dieses allein sollte damals eigentlich schon gereicht haben, um den Hörern die Kunde von der Qualität Gotthards nahezubringen.
Dial HardZwei Jahre später schießen die Jungs ihr zweites Album, "Dial Hard", nach und auch hier wird wieder gut gerifft und gerockt, ebenfalls nicht ohne erneut zu covern. Zwei Tracks stammen aus der Feder anderer Interpreten: Das allseits bekannte "Come Together" hatten viele Jahre zuvor die Beatles berühmt gemacht und mit "I'm Your Travellin' Man" zogen sich Lee und Co. einen Song von Cobra aus Tennessee auf die Tonspuren des Aufnahmegerätes. Dort spielte neben Jimi Jamison (später: Survivor) übrigens Mandy Meyer, der Mitte der neunziger dann selber zu Gotthard wechseln sollte. Ein insgesamt sehr feines Album, das zu Recht die erste Nr. 1-Platzierung einheimsen konnte.
G.Stilistisch fast nahtlos geht es nochmals 24 Monate darauf mit dem Longplayer "G." weiter, der erneut kernigen Hard Rock in bewährter Machart bietet. Und auch hier greifen die Jungs neben ihren eigenen Krachern wieder auf Bekanntes aus berühmter Feder zurück. Nach einem sehr, sehr coolen eröffnenden "Sister Moon" und dem nicht weniger geilen "Make My Day" macht den Cover-Anfang das schöne "Mighty Quinn", das schon früher von der Manfred Mann's Earth Band um die Welt getragen wurde - wenngleich es natürlich ursprünglich von Bob Dylan stammt. Dann folgen ganze zehn weitere Songs, fast ausnahmslos auf die Zwölf gehend, bevor wir ein weiteres Stück aus fremder Feder hören. Das vergleichsweise langsame "He Ain't Heavy, He's My Brother" wurde fast dreißig Jahre früher schon von den Hollies zwar auch nicht selber geschrieben, aber zur Weltberühmtheit gesungen und unsere schweizerischen Helden machen auch keine so richtig schlechte Figur damit.
OpenMit dem 1999er-Album "Open" öffneten sich Gotthard im wahrsten Sinne des Wortes der breiteren Masse. Das Kernige, Hartrockende der ersten Alben machte Platz für gefälligere Stücke, die folgerichtig in mehr Aufmerksamkeit auch beim ausländischen Publikum gipfelten. Edelmetall gab es anschließend zwar durch die hohen Verkaufszahlen in Form von mehrfachem Platin, aber andererseits konnten sich die alten Fans ihrerseits dem neuen Sound nicht so recht öffnen. Das machte nicht unbedingt etwas aus, denn die Vielzahl neuer Gotthard-Liebhaber konnte das spielend ausgleichen.
HomerunDer Erfolgswelle folgend schoben die Eidgenossen weitere zwei Jahre später "Homerun" nach. Und erneut kann man süffisant lächelnd von nomen est omen reden, schoss sich das Album einem Homerun gleich auf die Siegesspur. Zwar strotzt es vor Balladen, aber dem Volk gefiel es augenscheinlich und die Zahlen sprachen für sich. Erfolgreicher war auch später kein weiteres Langeisen der Band, wenngleich man sich nach "Homerun" von dem Produzenten Chris von Rohr trennen sollte, um anschließend wieder in Gefilde früherer Härte zurückzufinden.
Tja, diese Box ist mal eine feine Zusammenstellung, sinniger als manch andere, die zwischendurch gerne auch einfach Alben unberücksichtigt ließen. Hier haben wir schlichtweg die ersten fünf Alben einer Band mit einem großartigen Sänger, die den Werdegang aus dem Nichts heraus wunderbar widerspiegeln. Lohnt sich auf jeden Fall für den Hard Rock-Liebhaber, der bislang nicht so viele Alben unter 'G' im Regal hat. Und selbst derjenige, der schon eines der fünf Langeisen sein Eigen nennt, kann beruhigt zuschlagen - bei dem Preis ist aber auch gar nichts falsch zu machen.
Gründungs-Line-up:
Steve Lee (vocals)
Leo Leoni (guitar)
Marc Lynn (bass)
Hena Habegger (drums)
Tracklist
Gotthard (1992):
01:Standing In The Light
02:Downtown
03:Firedance
04:Hush
05:Mean Street Rocket
06:Get Down
07:Take Me
08:Angel
09:Lonely Heartache
10:Hunter
11:All I Care For
12:That's It (CD Bonus)
Dial Hard (1994):
01:Higher
02:Mountain Mama
03:Here Comes The Heat
04:She Goes Down
05:I'm Your Travellin' Man
06:Love For Money
07:Get It While You Can
08:Come Together
09:Dirty Devil Rock
10:Open Fire
11:I'm On My Way
G. (1996):
01:Sister Moon
02:Make My Day
03:Mighty Quinn
04:Movin' On
05:Let It Be
06:Father Is That Enough
07:Sweet Little R' R'
08:Fist In Your Face
09:Ride On
10:In The Name
11:Lay Down The Law
12:Hole In One
13:One Life, One Soul
14:He Ain't Heavy, He's My Brother
Open (1999):
01:Free And Alive
02:Vision
03:Got To Be Love
04:Let It Rain
05:Blackberry Way
06:You
07:Cheat & Hide
08:Want You In
09:Tell No Lies
10:Back To You
11:Best Time
12:Hey Jimi
13:Peace Of Mind
Homerun (2001):
01:Wun Ga-Li
02:Everything Can Change
03:Take It Easy
04:Light In Your Eyes
05:Heaven
06:Lonely People
07:Eagle
08:End Of Time
09:Say Goodbye
10:Reason To Live
11:Come Along
12:Homerun
 
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