Grateful Dead / Live At The Cow Palace
New Year's Eve 1976
Live At The Cow Palace, New Year's Eve 1976
Spielzeit: 180:11
Medium: 3-CD (HDCD)
Label: Rhino, 2006
Stil: Jam Rock
 

Review vom 24.01.2007


Ulli Heiser

John F. Kennedy, die Beatles und die Stones, Elvis Presley, The Who, The Doors und unzählige andere haben diese Location schon betreten - klar, dass da eine Band nicht fehlen darf, zumal deren 'Revier' quasi um die Ecke lag: Grateful Dead. Für die Akten sei noch erwähnt, dass die Band trotzdem nur zweimal im Cow Palace aufgetreten ist.

In der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar 1976/77 spielten sie eine Show vor ca. 13000 Fans im California State Livestock Pavilion, besser bekannt als dem Cow Palace. Aus den originalen 16-Spur-Masterbändern wurden 22 Tracks in das audiophile HDCD-Format transferiert und wie wir das von Rhino gewohnt sind, ist das klangliche Ergebnis wieder hervorragend. Diese Show war bisher unveröffentlicht (zumindest offiziell) und so kommt zum Klang ein weiteres Argument, diese Box ins heimische Regal zu stellen.
Nach der Vorband Santana starten sie das erste Set mit dem Chuck Berry-Tune "Promised Land", auf den eine traumhafte Version von "Bertha" folgt. Unbändige Spielfreude merkt man der Band auch in "Deal" an und dann kommt er, der Monsterjam mit dem Namen "Playing In The Band". Die Nummer driftet 'away' und es wird improvisiert, ohne jedoch den Faden zu verlieren, was in dem Fall bedeutet, dass der Jam-erfahrene Hörer seine 'Kopfreise' ohne Störung durchziehen kann und nicht unsanft beim Spacen erschreckt wird. Über eine Art slow-waltz geht es gen Minute 16, ab der es wieder flotter groovt und irgendwann 'schafft' es die Band, zum Ursprungssong zurückzukehren. Aber genau das ist ja eine bekannte Spezialität dieser Truppe.
Fast überschwänglich und absolut gut drauf, gibt sich die Band im Block "Sugar Magnolia > Eyes Of The World > Wharf Rat > Good Lovin' > Samson And Delilah". "Sugar Magnolia" markiert den Beginn des zweiten Sets und des neuen Jahres. "Good Lovin'" wird von Bob Weir gesungen und laut CD Box-Info passierte das ingesamt nur drei Mal. Ich finde es immer wieder klasse, Details dieser Art zu erfahren und das vorbildliche Booklet hält jede Menge solcher, für den Fan interessanter Infos parat. Geschrieben sind die Liner Notes von zwei Personen. Einmal kommt der Grateful Dead Tape-Archivist David Lemieux zu Wort und dann DJ Glenn Lambert, der die Show für den Kult-Sender KSAN, Jive 95 in den Äther brachte.

Killermäßig und mit einem mordsmäßigen Drive perlt "Eyes Of The World" aus den Lautsprechern, während das folgende "Wharf Rat" tempomäßig auf einer total anderen Ebene angesiedelt ist und düster und schwer die Membranen verläßt. "Scarlet Begonias" im typischen Dead-Style 'zappelt' und bounct und ist über die gesamte 12-minütige Distanz einfach nur traumhaft.
CD Nummer drei öffnet wieder mit einer Chuck Berry-Nummer. "Around And Around" wird von Grateful Dead als 'Zeitlupen-Rock'n'Roll' gespielt. Man kann also auch als alter Knochen dieser tollen Interpretation folgen und lecker mitrocken, bis das Tempo forciert wird und dann fliegen die Pettycoats, ähm, die Tie'n'Dyes.
Es folgt wieder ein Block und zwar aus "Help On The Way > Slipknot > Drums > Not Fade Away". Tausendmal gehört und immer wieder stark, wie die Band von einem Song zum andern konvertiert und sich Musikstile abwechseln, die unterschiedlicher kaum sein können und die doch so gut zusammenpassen. Zumindest, wenn es sich um diese Band handelt. Dem melodiösen "Help On The Way" folgt der abgedrehte "Slipknot"-Jam, der auch innerhalb sich selbst von 'heiß nach kalt' wechselt. Perfekt, obwohl eigentlich "Franklin's Tower" als Anschlussnummer fehlt.
Ich habe schon an einigen Diskussionen teilgenommen, bei denen es darum ging, welche/r Band/Musiker nun die beste "Morning Dew"-Version intoniert hat. Trotz harter Konkurrenz tendiere ich immer zu Grateful Dead, wenn der Titel gerade läuft. So natürlich auch jetzt und gerade jetzt, denn diese Version kann man ohne Übertreibung als 16 Minuten positiven Wahnsinns bezeichnen.
Die Show wurde, wie erwähnt, von KSAN mitgeschnitten und diese Radioshow hat nicht nur Fans begeistert, denn von 1976 an sollten die Silvestershows die nächsten 15 Jahre zum festen Bestandteil der jährlichen Konzerte werden.
Dem grandios dargebotenen "Morning Dew" (irre, der Rhythmuswechsel gegen Ende) folgt die erste Zugabe "One More Saturday Night". Damit endete damals die Radioübertragung. Gut, dass es nun diese Rhino-Box gibt, denn die zweite Zugabe, "Uncle John's Band > We Bid You Goodnight", ist hierauf auch vorhanden.
Und das ist gut so, handelt es sich doch um besonders schöne Versionen. "We Bid You Goodnight" scheint nicht enden zu wollen, ja man will auch nicht, dass es endet und wenn es dann doch soweit ist, scheint es, als bliebe die Welt gerade stehen. Uh, was für ein Album!
1976 war nicht nur für den Rezensenten ein interessantes Jahr, auch Grateful Deads Musik war in einer interessanten Phase. David Lemieux beschreibt das Konzert wie folgt: »... one that bridges the gap between the exploratory jazz of 1973-1974 and the orchestral perfection of 1977.«
1977 kam nämlich das fast 'progsche' Terrapin Station heraus.
Absoluter Tipp, und ich möchte mit David schließen, denn treffender kann man es nicht sagen:
»... a timeless night of music that reminds us all that there really is no easy way to categorize the Grateful Dead, and there certainly is nothing like a Grateful Dead concert.«
Line-up:
Jerry Garcia (lead guitar, vocals)
Mickey Hart (drums)
Bill Kreutzmann (drums)
Phil Lesh (bass, vocals)
Bob Weir (guitar, vocals)
Keith Godchaux (keyboards)
Donna Godchaux (backing vocals)
Tracklist
CD 1 (59:02):
01:Promised Land (4:45)
02:Bertha (7:13)
03:Mama Tried (3:03)
04:They Love Each Other (7:12)
05:Looks Like Rain (7:37)
06:Deal (6:00)
07:Playing In The Band (23:12)
CD 2 (62:02):
01:Sugar Magnolia (8:48)>
02:Eyes Of The World (12:26)>
03:Wharf Rat (13:28)>
04:Good Lovin' (5:10)>
05:Samson And Delilah (10:13)
06:Scarlet Begonias (11:57)
CD 3 (69:07):
01:Around And Around (8:01)
02:Help On The Way (5:11)>
03:Slipknot (8:50)>
04:Drums (3:03)>
05:Not Fade Away (11:03)>
06:Morning Dew (15:24)
07:One More Saturday Night (5:47)
08:Uncle John's Band (8:18)>
09:We Bid You Goodnight (3:30)
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