Hugh Hopper / Frangloband
Frangloband Spielzeit: 70:32
Medium: CD
Label: Gonzo Multimedia, 2014
Stil: Fusion, Jazz

Review vom 23.10.2014


Joachim 'Joe' Brookes
"Frangloband" ist der zweite Teil der Hugh Hopper-Anthologie von Gonzo Multimedia. Die vorliegende Platte dokumentiert ein Konzert im Pariser Le Triton vom 13.03.2003. Die Franglo Band (oder auch FrangloBand) war eines der Projekte des Soft Machine/Soft Machine Legacy-Bassisten Hugh Hopper. Fast alle hier gespielten Lieder stammen aus der Feder des Protagonisten. "Mr. Syms" wurde von John Coltrane geschrieben.
Die FrangloBand gab es von 1999 bis 2005. Aber »actually only played six gigs in as many years.« So der Begleittextschreiber Aymeric Leroy. Man sollte an dieser Stelle erwähnen, dass das Booklet gegenüber Memories wesentlich schmaler ausgefallen ist. Die Doppelseite im Innenteil ist belegt mit besagtem, informativen Text und auf der Rückseite befindet sich eine Fotomontage mit allen beteiligten Musikern.
Das Konzert beginnt mit "Facelift" und nach einem sinnlichen Sopransaxofon-Beginn bringt Hugh Hopper seinen von der Fuzzbox angetriebenen Bass zum Einsatz. Die fast dreizehn Minuten Spielzeit sind ein gigantisch-überzeugendes Gemenge aus Prog Jazz und Fusion.
Die geschmackvollen, zum Teil furiosen Soli von Saxofon beziehungsweise dem herausragenden Gitarristen Patrice Meyer sind bemerkenswert. Selbstredend wird hier nicht über die gesamte Spielzeit Gas gegeben. Sphärisch-schwebende Phasen untermalen die Solo-Aktivitäten und schon während des ersten Tracks wird man gewahr, mit welch klasse Musikern man es hier zu tun hat.
Wenn der Opener mit progressivem Jazz glänzte, dann ist das folgende "Lonely Sky And The Sea" wohl eher traditioneller Jazz der modernen Art. Herrlich strukturierte Melodiebögen vermengen sich mit Alleingängen, in denen sich der französische Gitarrist in einem Blitzlicht auch dem Blues zuwendet. Dieses Stück ist zum größten Teil die Spielwiese von Patrice Meyer. Unglaubliche Fretboard-Fahrten prägen seinen hier präsentierten Stil. Aber auch in diesem Stück kann der Sechssaiter-Zauberer sanfte Töne zum Klingen bringen.
Stand der Gitarrist bei "Lonely Sky And The Sea" im Vordergrund, ist es bei der Fusion-Nummer "Sliding Dogs" definitiv Hugh Hopper. Was er auf seinem Instrument entwirft, sind Klang-Kaskaden, die einen psychedelisch anmutenden Unterbau zu Pierre-Olivier Govins extravaganten Saxofon-Eskapaden auf dem Holzblasinstrument ergeben.
Diese Art der Musik braucht Raum und selbst das zuletzt erwähnte Stück ist mit seinen knapp sieben Minuten ein echtes Meisterwerk.
Das Lied "Shuffle Demons" erfährt auf diesem Album quasi eine Neuauflage, denn es war bereits in der Tracklist von "Memories" enthalten. Welche Version man nun bevorzugt, muss jeder Hörer selbst entscheiden. Aus meiner Sicht geht das Rennen um den ersten Platz unentschieden aus, denn beide Ausgaben haben ihren musikalischen Charme. Der besonders groovende Schlusspunkt ist einfach toll und die im Stück verteilten Twin-Sounds sind klasse.
Nicht nur, weil Didier Malherbe (unter anderem auch Gong) bei "Miniluv" mit von der Partie ist, kann man diese Nummer als etwas Spezielles, Besonderes bezeichnen. Die Tablas von Francois Verly und Didier Malherbes Bambus-Flöte ergeben einen fernöstlichen Akzent, der die ersten Minuten dominiert und sich in spielerischer Wandlung wie ein roter Faden durch das Stück zieht. Geradezu brillant ist, wie man doch unterschiedliche Themen in den Song einfließen lässt.
John Coltranes "Mr. Syms" widmete Hugh Hopper, laut Aymeric Leroys Text, Pip Pyle (National Health, Hatfield And The North) und die Nummer ist ein gelungenes Zwischenspiel eines Liedes, das nicht von Hugh Hopper komponiert wurde.
Das Konzert präsentiert unter anderem Stücke, die auf seine Zeit mit Soft Machine oder Isotope zurückgehen.
Die ersten beiden Ausgaben der zehnteiligen Hugh Hopper-Werkschau sind äußerst unterhaltend und bedeutend. Welche Art von Genre der Künstler auch bedient hat, es ist immer etwas Besonderes, ihm und seiner Vielzahl an Begleitmusikern zuzuhören.
Line-up:
Patrice Meyer (guitar)
Pierre-Olivier Govin (saxophones)
Hugh Hopper (bass)
Francois Verly (drums, tablas)

Special Guest:
Didier Malherbe (bamboo flute, soprano saxophone - #7)
Tracklist
01:Facelift (12:48)
02:Lonely Sky And The Sea (13:06)
03:Mr. Syms (8:31)
04:Sliding Dogs (6:45)
05:Shuffle Demons (8:35)
06:Wanglo Saxon (10:17)
07:Miniluv (10:31)
(all songs by Hugh Hopper except‚ #3 by John Coltrane)
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