The Jimi Hendrix Experience / Miami Pop Festival
Miami Pop Festival Spielzeit: 62:07
Medium: CD
Label: Sony Music, 2013 (1968)
Stil: Blues Rock


Review vom 17.11.2013


Steve Braun
Böse Zungen mögen der Hendrix'schen Erbengemeinschaft, Hendrix Eperience LLC, Geldgier und eine (unfreiwillige) Demontage des Denkmals vorwerfen, aber dass Jimi Hendrix' legendärer Auftritt beim Miami Pop Festival nun erstmals offiziell auf CD veröffentlicht wurde, ist dessen völlig ungeachtet ein freudiges Ereignis für die immer noch zahlreiche Fangemeinde des begnadeten Musikpioniers.
Nur zweimal fand dieses Event in Miami (im Mai und Dezember des Jahres 1968) statt und doch zählt es zu den Wegbereitern des Woodstock-Festivals. Am 18. Mai trat ein bereits damals Kultstatus innehabender Jimi Hendrix gleich zweimal vor etwa 50.000 Rockfans im Gulfstream Park von Hollondale auf, mit einer Nachmittags- und einer Abendshow. Natürlich stand der damals 25-jährige Ausnahmegitarrist neben den Mothers Of Invention als zweiter Headliner auf dem Billing. Der zweiten Tag des Festivals fiel übrigens einem infernalischen Regenguss zum Opfer, der elektrifizierte Auftritte auf der Bühne unmöglich machte. Lediglich John Lee Hooker spielte eine Unplugged-Show.
Posthume Live-Veröffentlichungen von Hendrix müssen zwangsläufig am 'Skynyrd-Syndrom' [immer die gleichen Songs, notfalls bis zum Abwinken] leiden. Der Mann hat eben zu Lebzeiten nur vier Alben veröffentlicht und deshalb sind größere Variationen der jeweiligen Setlist schlichtweg nicht möglich. Hendrix-Jünger unterscheiden deshalb die Qualität der Liveaufnahmen gerne an der Intensität der Darbietung. Und in dieser Hinsicht bietet ihnen (das) "Miami Pop Festival" nun wirklich ein echtes Feuerwerk. Wie die Experience mit "Hey Joe" und "Foxey Lady" in ihr Set donnert, ist an unbändiger Energie kaum zu überbieten. Das Instrumental "Tax Free" bietet dann allen Raum für ekstatische Jams - auch Mitch Mitchell darf zeigen, was er draufhat. Dagegen ist "Fire" kurz und knackig, aber auch etwas wirr und zerfahren. "Hear My Train A-Comin'" entpuppt sich als die (für meinen Geschmack) intensivste Nummer und das zwölfminütige "Red House" sogar als die 'Mutter aller Slow Blues-Königinnen'.
Als Bonustracks hat man zwei Takes aus der nachmittäglichen Show herausgepickt und obendrauf gepackt. Licht und Schatten halten sich hier die Waage: "Fire" wird hier noch strubbeliger interpretiert, dafür habe ich selten eine überzeugendere Version von "Foxey Lady" gehört.
Bei der Qualität der Aufnahmen muss man natürlich den zeitlichen Kontext und den Zustand der Masterbänder berücksichtigen. Unter diesen Aspekten sind sie hervorragend restauriert worden. Erneut hat Sony Music ein wundervolles Booklet, mit vielen bunten Bildern vom Miami Pop Festival gespickt und Liner Notes von Bob Santelli, spendiert.
Hendrix-Eleven wie Althippies werden sich natürlich über "Miami Pop Festival" kringelig freuen. Interessant ist übrigens, wie gleichgültig manche jüngere bzw. blutjunge Musikfreunde dem Altmeister gegenüberstehen. Ob die zahlreichen posthumen Veröffentlichungen daran etwas ändern werden, darf bezweifelt werden, spielt aber für die unterm Strich gute Bewertung von "Miami Pop Festival" überhaupt keine Rolle.
Line-up:
Jimi Hendrix (lead vocals, guitars)
Noel Redding (bass, backing vocals)
Mitch Mitchell (drums)
Tracklist
01:Introduction (1:54)
02:Hey Joe (6:22)
03:Foxey Lady (4:33)
04:Tax Free (8:44)
05:Fire (2:47)
06:Hear My Train A-Comin' (7:58)
07:I Don't Live Today (4:50)
08:Red House (12:07)
09:Purple Haze (4:19)
10:Fire [Afternoon Show] (3:07)
11:Foxey Lady [Afternoon Show] (4:56)
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