Tubby Hayes Quartet / The Complete Tubby's Groove
The Complete Tubby's Groove Spielzeit: 77:27
Medium: CD
Label: Master Jazz Records, 2014 (1959)
Stil: Jazz


Review vom 20.03.2014


Wolfgang Giese
Edward Brian 'Tubby' Hayes wurde am 30. Januar 1935 in London geboren und starb am 8. Juni 1973. Obwohl sein Name selbst in Jazzkreisen nicht unbedingt sehr geläufig ist, so sollten sein Einfluss und seine Bedeutung nicht unterschätzt werden. Bereits der Eröffnungstitel zeigt ihn in seinem Solo als echten 'Killer', soviel Kraft steckt er hinein. Dabei agiert er mit sehr großem Einfühlungsvermögen und starkem Ausdruck im Wechselbad der Gefühle, sowohl während des Ensemble- als auch des Solospiels, das sehr einfallsreich ist, mit Überraschungen und Wendungen punkten kann.
"Embers" - eine Eigenkomposition und der einzige Titel mit dem Vibrafon. Das bringt hier gleich eine ganz neue Stimmung und strahlt völlig anders im Ausdruck. Auch hier zeigt Hayes sein Talent für engagiertes und leidenschaftliches Spiel. So erleben wir eine Palette verschiedener Stimmungen. Im nächsten Titel ist es eine elegante, im Tempo leicht angezogene Ballade, die durch sehr einfühlsames Spiel besticht, das etwas in Richtung Stan Getz ausgerichtet ist. Bei "The Surrey With The Fringe On Top" sind es die perkussive Klavieraktivität und die treibenden Rhythmen, die dieses Stück auszeichnen, neben seinem erneut fast schon enthusiastisch geblasenen Solo und mit sehr viel Harmonie. Mit einer leicht melancholisch-verträumten Atmosphäre begegnet uns "Sunny Monday". Mit erstaunlich scharfem Ton, wie ich es später von Archie Shepp oft hörte, spielt Hayes auf dem bluesigen "Blue Hayes" - sehr gefühlvoll und wirklich so richtig 'blue'.
Ab Titel sieben bekommen wir die Bonustracks geboten, die allesamt in der gleichen Session eingespielt wurden und somit eine willkommene Bereicherung der Original-LP darstellen. Auch hier findet sich wieder ein Wechselbad der Stimmungen, die einerseits ein wenig jene des Komponisten Charlie Parker einfängt ("Visa") und andererseits viel Raum für eigene Ideen lässt, unter anderem mit einem Alternativ-Take des Eröffnungssongs - hier zum Abschluss dieses Edelsteins des Jazz'. Unterstrichen wird dies nicht nur durch solch schnell treibende Titel wie "The Trolley Song", in dem auch der Schlagzeuger Phil Seaman beweist, dass er seinerzeit zu den besten der britischen Insel zählte. Seaman begegnete ich übrigens 1970 erstmalig als Mitwirkendem bei Ginger Bakers Platte "Ginger Baker's Air Force" .
Der als Sechzehnjähriger professionell in die britische Jazzszene eingestiegene Musiker konnte bereits vor Einspielung dieser Aufnahmen im Dezember 1959 auf eine wechselhafte Zeit zurückblicken, spielte er doch sowohl in kleinen Formationen als auch in Big Bands und leitete mit dem britischen Kollegen Ronnie Scott, bekannt für seinen berühmten Jazzclub, eine eigene Formation: The Jazz Couriers. Auch später öffnete er sich verschiedenen Stilen und spielte mit vielen europäischen wie nordamerikanischen Musikern.
Auch Pop- und Rockfans dürften Tubby Hayes möglicherweise schon gehört haben, ist er doch Teil der beteiligten Bläser auf dem Debütalbum der Band Family.
Line-up:
Tubby Hayes (tenor saxophone, vibraphone - #2)
Terry Shannon (piano)
Jeff Clyne (bass)
Phil Seamen (drums)
Tracklist
01:Tin Tin Deo [Pozo/Fuller] (9:33)
02:Embers [Hayes] (5:13)
03:Like Someone In Love [Burke/Van Heusen] (5:55)
04:The Surrey With The Fringe On Top [Rodgers/Hammerstein II] (6:13)
05:Sunny Monday [Hines] (7:43)
06:Blue Hayes [Hayes] (5:53)
07:Visa [Parker](5:50)
08:Supper At Phil's [Hayes] (5:55)
09:Symphony [Alstone(Lawrence] (7:14)
10:Hook's Way [Hayes] (5:19)
11:The Trolley Song [Martin/Blane] (4:48)
12:Tin Tin Deo (alternate take) [Pozo/Fuller] (7:45)
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