"Embers" - eine Eigenkomposition und der einzige Titel mit dem Vibrafon. Das bringt hier gleich eine ganz neue Stimmung und strahlt völlig anders im Ausdruck. Auch hier zeigt Hayes sein Talent für engagiertes und leidenschaftliches Spiel. So erleben wir eine Palette verschiedener Stimmungen. Im nächsten Titel ist es eine elegante, im Tempo leicht angezogene Ballade, die durch sehr einfühlsames Spiel besticht, das etwas in Richtung Stan Getz ausgerichtet ist. Bei "The Surrey With The Fringe On Top" sind es die perkussive Klavieraktivität und die treibenden Rhythmen, die dieses Stück auszeichnen, neben seinem erneut fast schon enthusiastisch geblasenen Solo und mit sehr viel Harmonie. Mit einer leicht melancholisch-verträumten Atmosphäre begegnet uns "Sunny Monday". Mit erstaunlich scharfem Ton, wie ich es später von Archie Shepp oft hörte, spielt Hayes auf dem bluesigen "Blue Hayes" - sehr gefühlvoll und wirklich so richtig 'blue'.
Ab Titel sieben bekommen wir die Bonustracks geboten, die allesamt in der gleichen Session eingespielt wurden und somit eine willkommene Bereicherung der Original-LP darstellen. Auch hier findet sich wieder ein Wechselbad der Stimmungen, die einerseits ein wenig jene des Komponisten
Charlie Parker einfängt ("Visa") und andererseits viel Raum für eigene Ideen lässt, unter anderem mit einem Alternativ-Take des Eröffnungssongs - hier zum Abschluss dieses Edelsteins des Jazz'. Unterstrichen wird dies nicht nur durch solch schnell treibende Titel wie "The Trolley Song", in dem auch der Schlagzeuger
Phil Seaman beweist, dass er seinerzeit zu den besten der britischen Insel zählte.
Seaman begegnete ich übrigens 1970 erstmalig als Mitwirkendem bei
Ginger Bakers Platte "Ginger Baker's Air Force" .
Der als Sechzehnjähriger professionell in die britische Jazzszene eingestiegene Musiker konnte bereits vor Einspielung dieser Aufnahmen im Dezember 1959 auf eine wechselhafte Zeit zurückblicken, spielte er doch sowohl in kleinen Formationen als auch in Big Bands und leitete mit dem britischen Kollegen
Ronnie Scott, bekannt für seinen berühmten Jazzclub, eine eigene Formation:
The Jazz Couriers. Auch später öffnete er sich verschiedenen Stilen und spielte mit vielen europäischen wie nordamerikanischen Musikern.
Auch Pop- und Rockfans dürften
Tubby Hayes möglicherweise schon gehört haben, ist er doch Teil der beteiligten Bläser auf dem Debütalbum der Band
Family.