Iggy & The Stooges / Raw Power Legacy Edition
Raw Power Legacy Edition Spielzeit: 33:56 (CD 1), 68:41 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Columbia/Sony Music, 2010 (1973)
Stil: Proto Punk


Review vom 14.05.2010


Joachim 'Joe' Brookes
1973 erschien "Raw Prower" und war derzeit ein Flop.
Erst später kam die dritte Platte von Iggy & The Stooges zu verdienten Ehren. Viele Musiker zählen dieses Album zu ihrem Liebling und Einfluss. Vielleicht hat es ja tatsächlich nie mehr eine lautere und rauere Platte gegeben. Am 15.03.2010 wurden Iggy & The Stooges in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen. Zu diesem Anlass wurde nun das geschichtsträchtige Album in unterschiedlichen Ausführungen wiederveröffentlicht. Die vorliegende "Raw Power Legacy Edition" enthält zwei CDs. Die acht Songs dieser "Raw Power"-Ausgabe wurden von Mark Wilder remastert. Das Original wurde seinerzeit von David Bowie (Grundlage der neuen Version) gemixt und lediglich "Search And Destroy" (auch als Single veröffentlicht) verblieb in der von Pop gemischten Version. "Shake Appeal" wurde ebenfalls als Single auf den Markt gebracht.
Die Platte wurde von der Öffentlichkeit quasi ignoriert. 1997 erschien eine von Iggy Pop neu gemixte Ausgabe und der 'Legacy Edition' liegt eine zweite CD bei, die ein zirka einstündiges Konzert der Band im Richards, Atlanta dokumentiert. Die 'Deluxe Edition' wird durch einen weiteren Silberling mit dem Titel "Outtakes, Alternatives & Alternates From Raw Power Era" bereichert. Außerdem gibt es noch die Bonus-DVD "The Making Of Raw Power Documentary" sowie die Vinyl-Single "Raw Power/Search And Destroy" dazu. Gegenüber dem dreiundzwanzigseitigen Booklet der 'Legacy Edition' enthält die erweiterte Ausgabe ein achtundvierzig Seiten umfassendes Buch.
"Raw Power" ist immer noch brachial, ungeschliffen, ungezähmter Wahnsinn, der seine Hymne gleich mit dem Opener "Search And Destroy" abliefert. Für eine Band, die bereits deutliche Auflösungserscheinungen zeigte, dokumentieren die vierunddreißig Minuten in aller Deutlichkeit die Wildheit und den unbändigen Willen, sich die Finger blutig zu spielen. Hier explodiert fast jeder Track als Bombe vor den Füßen des Herrn des Rock'n'Roll. Der Gitarrist James Williamson hat einen ungemein metallisch verzerrten Sound, bei dem man auch heute noch meint, die Membranen der Lautsprecher fliegen gleich in Fetzen aus den Boxen.
Von der Plattenfirma wurden für das Album zwei Balladen eingefordert. Eine davon ist "Gimme Danger". Von einer akustischen Gitarre und Shaker begleitet ist der Pop dann doch moderater in seinen Emotionen. Lange kann er das allerdings nicht durchhalten, denn in den dynamischen Teilen geht auch er ganz schön heftig zur Sache. "I Need Somebody", der zweite balladeske Track hat gar Bluesfeeling.
Die Band war in ihrem Wesen wild sowie eigenartig und dafür auch einzigartig. "Raw Power" ist Musik, bei der sich die Pegelzeiger fast ausschließlich im roten Bereich befinden. Welche Mixing-Philosophie man auch favorisiert, Bowies oder Pops, das Album war richtungweisend und die musikalische Zeitgeschichte damals noch nicht reif dafür.
CD 2 mit dem Titel "Georgia Peaches" enthält, wie bereits geschrieben, ein Konzert aus dem Erscheinungsjahr vom Album "Raw Power", das in London eingespielt wurde und hier ebenfalls als OpenDisc zur Verfügung steht.
Das Line-up des infernalischen Quartetts wird durch Scott Thurston (New Order,
Melissa Etheridge, Tom Petty, Bonnie Raitt) am Piano ergänzt. Wer hier auf ein perfektes Soundspektakel hofft, sollte sich doch auf eine etwas höher angesiedelte Bootleg-Qualität einrichten. Zu Beginn gibt es doch einige klangliche Störungen, aber im Laufe des Gigs bekommt Joe Neil die Stooges doch in den Griff. Thurston ist mit seinem honky Piano eine echte Bereicherung und bemerkenswert ist ebenfalls, wie sich Pop mit dem Publikum anlegt. So ist eines der Markenzeichen, "Search And Destroy" letztlich nur etwas über viereinhalb Minuten lang und im Rest der verbleibenden Spielzeit gibt es eine verbale, nicht ganz jugendfreie Pop-Attacke nach der anderen... 'Georgia Poem'. "Cock In My Pocket" ist purer Rock'n'Roll in Stooges-Auslage mit einem toll aufspielenden Thurston. Das zehnminütige chaotisch endende, aber ansonsten hypnotische "Open Up And Bleed" wird durch eine Bluesharp angereichert. Das Konzert wurde für eine Radiosendung aufgezeichnet, allerdings »was never broadcast. Radio, at the time, was not ready for the reality of Iggy & The Stooges.«
Als Bonus enthält die zweite Platte "Doojiman", einem Outtake aus den "Raw Power Sessions" und "Head On" ist eine Probenaufnahme aus den CBS Studios. Äußerst ungewöhnlich ist der erste Bonus-Track. Iggy & The Stooges haben afrikanische Rhythmen drauf und Pop hören wir in einer Art Skatgesang und einigen Tarzan-Schreien. Sehr interessant, diese Nummer! "Head On", auch im Konzert in der Setlist hat hier eine klasse Qualität und wieder ist es Thurston, den man mit seinem Piano im Vordergrund hört. Die beiden Zugaben sind toll.
So, wie die gesamte zweite Platte bisher unveröffentlichtes Material enthält, gibt es im Booklet bisher ungesehene Bilder und Linernotes unter anderem von Scott Asheton, Iggy Pop und James Williamson. Mit wenigen Einschränkungen bin ich begeistert und empfehle "Raw Power Legacy Edition" an unsere RockTimes-Leserschaft.
Line-up: Raw Power
Iggy Pop (vocals)
James Williamson (guitars)
Ron Asheton (bass)
Scott Asheton (drums)
Line-up: Georgia Peaches
Iggy Pop (vocals)
James Williamson (guitars)
Scott Thurston (piano)
Ron Asheton (bass)
Scott Asheton (drums)
Tracklist
CD 1: Raw Power
01:Search And Destroy (3:29)
02:Gimme Danger (3:31)
03:Your Pretty Face Is Going To Hell [originally titled Hard To Beat] (4:55)
04:Penetration (3:40)
05:Raw Power (4:26)
06:I Need Somebody (4:57)
07:Shake Appeal (3:03)
08:Death Trip (5:57)
CD 2: Georgia Peaches
01:Introduction (0:22)
02:Raw Power (5:46)
03:Head On (9:14)
04:Gimme Danger (7:58)
05:Search And Destroy (7:25)
06:I Need Somebody (6:16)
07:Heavy Liquid (7:40)
08:Cock In My Pocket (3:54)
09:Open Up And Bleed (10:23)

Bonus Studio Tracks:
10:Doojiman (4:04)
11:Head On (5:40)
Externe Links: