Billy Joel / Original Album Classics
Original Album Classics Spielzeit: 37:56 (CD1), 36:55 (CD2), 40:38 (CD3), 45:00 (CD4), 76:17 (CD5)
Medium: CD
Label: Sony Music, 2014 (1974, 1976, 1978, 1989, 2001)
Stil: Pop Rock


Review vom 17.05.2014


Wolfgang Giese
Für diese Ausgabe der Serie 'Original Album Classics' erfolgte eine, aus meiner Sicht fragwürdige, Zusammenstellung. So wurden hinsichtlich der Studioalben die dritte, vierte, sechste, elfte und dreizehnte Veröffentlichung gewählt.
Die ersten beiden, "Cold Spring Harbor" und "Piano Man" (letztere immerhin eine Platte, die vierfaches Platin einfuhr) wären ein besserer Start gewesen und inklusive des fünften T'onträgers, The Stranger, hätte man den Fünfer insgesamt besser bestücken sollen.
Klar, "52nd Street" wäre dann schmerzlich unter den Tisch gefallen, aber im Rahmen einer zweiten Kollektion dabei gewesen.
Aber eigentlich ist dieses der zweite Teil dieser Serie, denn einen ersten, auch unglücklich zusammengestellten Part gibt es bereits.
Nun, es ist, wie es ist und somit erfolgt nun hier eine Vorstellung der ausgewählten Scheiben.
William Martin 'Billy' Joel wurde am 9.Mai 1949 geboren und ich lernte seine Musik bereits 1967 kennen, als Mitglieder der Band The Hassles. Doch dann dauerte es bis zum "Piano Man" (1973), dass ich wieder Notiz von ihm nahm. Dieses Album berührte mich durch den hohen Anteil an recht gefühlsbetonter Musik. Ansonsten fiel mir Joel eigentlich mehr durch oft nervös wirkende Vorträge auf, ähnlich wie es mir bei Bruce Springsteen erging. Im Gegensatz zum "Piano Man" schien es einen leichten Wandel bei "Streetlife Serenade" gegeben zu haben.
Dieses Album beschreibt das Leben an der Westküste der USA und den Alltag, wie ihm viele Menschen dort tagtäglich begegnen.
Der auch noch relativ ruhig gehaltene Eröffnungssong macht dem mit etwas mehr Dampf und Rock ausgestattetem "Los Angelenos" Platz. Danach wechselt die Stimmung abhängig von der Aussage des jeweiligen Songs, und so konstituiert sich die Platte nach und nach und wird durch zwei Instrumentals unterbrochen: Einmal ist es der "Root Beer Rag", der uns Ragtime im Stil der Musik in alten Saloons des Westens bietet (ich kenne diesen auch aus dem Fernsehen, er wurde als Erkennungsmelodie verwendet) und "The Mexican Connection", das irgendwie ganz aus dem Rahmen fällt und auch als Titelmelodie einer Folge der Fernsehserie "Das Traumschiff" durchgehen könnte.
Mein mir liebstes Stück ist die Ballade "Roberta", aber auch das sehr harmonische "Last of The Big Time Spenders" kann bei mir punkten.
"Turnstiles" erscheint mir wie ein Wendepunkt in der Ausrichtung des weiteren Stils des Künstlers, langsam entwickelt er ein eigenes Gesicht. Eindeutig scheint hiermit auch eine Hinwendung zur Stadt New York damit verbunden zu sein. ("New York State Of Mind") Gleichzeitig verabschiedet er sich von Hollywood mit einem pompös ausgerichteten Arrangement à la Phil Spector ("Say Goodbye To Hollywood"). Aber es schien Joel dort auch gefallen zu haben ("I've Loved These Days").
Mich fasziniert die einheitliche Atmosphäre dieser Platte, die den Weg zu den Nachfolgern ebnete, ja, man sollte dieses Album als Neuanfang werten. Darüber hinaus enthält es eine der wohl schönsten Balladen des Meisters, "Summer, Highland Falls", mit dieser unwiderstehlichen Ausschmückung durch das Klavier.
Doch auch Ausflüge in Richtung Reggae gibt es, auf "All You Wanna Do Is Dance" und mit "New York State Of Mind" wird eine Art Suite aus kleinstem Raum geboten. Dieser Song ist ein wahres Juwel.
Dennoch ist "52nd Street" mein Lieblingsalbum von Joel, vielleicht liegt es ganz einfach auch an dem Trompeteneinsatz des Jazzers Freddie Hubbard auf "Zanzibar"?
Nun, sogar vom Rolling Stone wurde dieses Album unter die besten fünfhundert Veröffentlichungen gewählt. Immerhin warf es auch die Auszeichnung mit zwei Grammys ab. Vielleicht gefällt es mir persönlich gut, weil die Ausrichtung der Musik in Teilen ein wenig in Richtung Jazz schwebt.
So gefallen mir insbesondere auch die etwas lässigeren und freier wirkenden Arrangements, könnte man in etwa vergleichen mit dem einen oder anderem Song von Steely Dan. Letztlich ist es eine Weiterentwicklung der "The Stranger"-Platte.
Dichte Rock-Pop-Songs mit sehr guten Arrangements sind mit "Big Shot" und "My Life" auf der Scheibe, mit "Honesty" gibt es eine wunderschöne Ballade, insgesamt strahlt die Musik hier viel Harmonie aus.
"Storm Front" ist ganz anders geartet, elf Jahre liegen zwischen diesen Veröffentlichungen. Das Album lieferte dem Künstler einen Nummer-Eins-Hits mit "We Didn't Start The Fire".
Ansonsten kann es mit recht zugänglicher Popmusik punkten, Rockelemente sorgen dafür, dass diese weitestgehend sehr harmonisch ausgerichtete Musik nicht allzu sehr mainstreamig wird. Richtig hart und fetzig rockt es gleich beim Eröffnungssong. Letztlich empfinde ich es so, dass die Musik insgesamt runder läuft und recht emotional behaftet ist, und das nicht nur durch Balladen wie "Leningrad".
Und die Musik erscheint mir nun auch zugänglicher geworden, sie trifft direkter und verspielte Phasen der Vergangenheit sind kaum noch vorhanden. Auffällig sind nun mehr prominente Keyboardparts und oft stampfende Drums. Mir fehlt das Filigrane früherer Alben, hier wirkt die Oberfläche mehr als das Versteckte.
Ein Highlight ist für mich "The Downeaster 'Alexa'", mit leichtem Pathos im Ausdruck und einem schönen Violinensolo. Man munkelt, dass es sich bei dem Geiger um Itzhak Perlman handelt.
Mit viel Groove wartet der Titelsong auf und balladesk findet die Scheibe einen nachdenklich wirkenden Abschluss.
Joel'sHalbbruder Alexander Joel ist in der klassischen Musik als Dirigent und Pianist etabliert und so scheint es, als habe sich auch Billy mit diesen Kompositionen zur E-Musik hinwenden wollen, die allerdings nicht von ihm selbst gespielt werden, sondern von Richard Joo der am Piano das umsetzt, was in des Komponisten Kopf entstanden ist.
Nun, ich bin nicht unbedingt ein Fachmann in Sachen klassischer Musik, doch meine ich, dass Joel sich stark hat inspirieren lassen durch Musik von Debussy und ganz besonders durch Chopin.
Und so findet diese, ein wenig unglückliche gestaltete Fünferbox einen sehr romantischen Abschluss mit viel Ruhe.
Nicht großartige Symphonien gibt es zu hören, sondern kleine Kompositionen für Klavier. Sicher tauchten in der Musik Joel's Hinweise auf diese Hinwendung zur Klassik auf, doch hier sind sie kompromisslos umgesetzt worden.
Er hat kompositorisch nichts Neues geschaffen, doch in der Interpretation seines Kollegen perlen diese sonatenartigen Vorträge wie kleine und angenehme Preziosen auf die Hörerschaft ein. Schön gemacht, nicht mehr und nicht weniger, aber unterhaltsam, für den, der es mag.
Line-up Streetlife Serenade :
Billy Joel (piano, vocals, harmonica, Moog synthesizer)
Richard Bennett (guitar)
Joe Clayton (conga)
Gary Dalton (guitar)
Mike Deasey (guitar)
Don Evans (guitar)
Wilton Felder (bass, keyboards)
Emory Gordy, Jr. (bass)
Al Hertzberg (guitar)
Larry Knechtel (bass)
Art Munson (guitar)
Raj Rathor (guitar)
William Smith (organ)
Michael Stewart (guitar)
Ronnie Tutt (drums)
Tom Whitehorse (banjo, pedal steel)
Line-up Turnstiles:
Billy Joel (keyboards, vocals)
Ken Ascher (orchestral arrangements)
Richie Cannata (saxophone)
Liberty DeVitto (drums)
Howie Emerson (electric and acoustic guitars)
Russell Javors (electric and acoustic guitars)
Mingo Lewis (percussion)
James Smith (acoustic guitar)
Doug Stegmeyer (bass guitar)
Phil Woods (saxophone - #4, only on 1998 CD reissue)
Line-up 52nd Street:
Billy Joel (piano, vocals)
Doug Stegmeyer (bass, backing vocals)
Liberty DeVitto (drums)
Richie Cannata (saxophones, organ, clarinet)
Steve Khan (electric guitar, acoustic guitar, backing vocals)
Freddie Hubbard (flugelhorn and trumpet -#4)
Mike Mainieri (vibes and marimba - #4, 6)
David Spinozza (acoustic guitar - #2)
Donnie Dacus & Peter Cetera (background vocals - #3)
David Friedman (orchestral chimes and percussion - #8)
Ralph MacDonald (percussion -# 6, 7)
Eric Gale (electric guitar - #7)
Frank Floyd, Babi Floyd, Zack Sanders, Milt Grayson, & Ray Simpson - background vocals - #7)
George Marge (sopranino recorder - #6)
Hugh McCracken (nylon string guitar - #6, 8)
Robert Freedman (horn and string orchestration - #2, 8)
Dave Grusin (horn orchestration - #7)
David Nadien (concertmaster)
Line-up Storm Front:
Billy Joel (vocal, piano, clavinet, accordion, Hammond organ, harpsichord, organ, synthesizers, percussion)
Liberty DeVitto (drums, percussion)
David Brown (lead guitar, midi guitar solo -#6)
Joey Hunting (rhythm guitar)
Mick Jones (guitar - #6, guitar solo -#8)
Schuyler Deale (bass)
Jeff Jacobs (synthesizers, horn arrangement)
Don Brooks (harmonica)
John Mahoney (keyboards, keyboard programming)
Crystal Taliefero (percussion)
Sammy Merendino (electronic percussion)
Kevin Jones (keyboard programming)
Dominic Cortese (accordion)
World Famous Incognito Violinist (Itzhak Perlman ?) (fiddle - #3)
Lenny Pickett (saxophone)
Andrew Love, Wayne Jackson (The Memphis Horns)
Bill Zampino (choral arrangement)
Chuck Arnold (choral leader)
Arif Mardin (orchestral arrangement)
Billy Joel, Mick Jones, Richard Marx (background vocals - #1, 6)
Crystal Taliefero, Jeff Jacobs, Patricia Darcy-Jones, Frank Floyd, Brian Ruggles, Joe Lynn Turner, Ian Lloyd, Brenda White King, Curtis King (background vocals)
Line-up Fantasies & Delusions:
Richard Joo (piano)
Tracklist
Streetlife Serenade:
01:Streetlife Serenader (5:17)
02:Los Angelenos (3:41)
03:The Great Suburban Showdown (3:44)
04:Root Beer Rag [Instrumental] (2:59)
05:Roberta (4:32)
06:The Entertainer (3:48)
07:Last of the Big Time Spenders (4:34)
08:Weekend Song (3:29)
09:Souvenir (2:00)
10:The Mexican Connection [Instrumental] (3:37)
(music and lyrics by Billy Joel)
Turnstiles:
01:Say Goodbye To Hollywood (4:36)
02:Summer, Highland Falls (3:15)
03:All You Wanna Do Is Dance (3:40)
04:New York State Of Mind (5:58)
05:James (3:53)
06:Prelude/Angry Young Man (5:17)
07:I've Loved These Days (4:31)
08:Miami 2017 [Seen The Lights Go Out On Broadway] (5:12)
52nd Street:
01:Big Shot (4:03)
02:Honesty (3:56)
03:My Life (4:44)
04:Zanzibar (5:13)
05:Stiletto (4:42)
06:Rosalinda's Eyes (4:41)
07:Half A Mile Away (4:08)
08:Until The Night (6:35)
09:52ndth Street (2:27)
Storm Front:
01:That's Not Her Style (5:10)
02:We Didn't Start the Fire (4:50)
03:The Downeaster 'Alexa' (3:44)
04:I Go to Extremes (4:23)
05:Shameless (4:26)
06:Storm Front (5:17)
07:Leningrad (4:06)
08:State of Grace (4:30)
09:When in Rome (4:44)
10:And So It Goes (3:38)
Fantasies & Delusions:
01:Opus 3. Reverie ("Villa d'Este") (9:31)
02:Opus 2. Waltz # 1 ("Nunley's Carousel") (6:58)
03:Opus 7. Aria ("Grand Canal") (11:08)
04:Opus 6. Invention in C Minor (1:04)
05:Opus 1. Soliloquy ("On a Separation") (11:26)
06:Opus 8. Suite for Piano ("Star-Crossed"):
I. Innamorato (7:46)
07:Opus 8. Suite for Piano ("Star-Crossed"):
II. Sorbetto (1:30)
08:Opus 8. Suite for Piano ("Star-Crossed"):
III. Delusion (3:37)
09:Opus 5. Waltz # 2 ("Steinway Hall") (7:00)
10:Opus 9. Waltz # 3 ("For Lola") (3:28)
11:Opus 4. Fantasy ("Film Noir") (8:56)
12:Opus 10. Air ("Dublinesque") (3:46)
 
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