Jean Michel Jarre / Oxygene
Oxygene Spielzeit: 39:36
Medium: CD
Label: BMG/Sony Music, 2014 (Disques Dreyfus, 1976)
Stil: Electronic


Review vom 05.06.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Auch Jean Michel Jarre hat die Musikgeschichte geprägt. Der 1948 in Lyon geborene Musiker veröffentlichte 1976 mit noch nicht einmal dreißig Jahren "Oxygene" und hatte bis zu diesem Zeitpunkt schon andere bemerkenswerte Marken gesetzt. Nachdem er in den Bands Mystère IV und Dustbins Mitglied war, arbeitete er von 1969 bis 1972 bei Pierre Schaeffers Group For Musical Research. 1971 war Jean Michel Jarre der jüngste Künstler, dessen elektronisches Werk gemeinsam mit dem Ballett Aor im Pariser Opernhaus aufgeführt wurde.
Ebenfalls in der französischen Metropole fand 1979 das erste Livekonzert des Künstlers statt. Für die eine Million Zuschauer gab es einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. "Oxygene" verkaufte sich zig Millionen Mal und aus dem Bereich der elektronischen Musik gehört das Debüt zu einem Klassiker des Genres und bestimmt auch darüber hinaus.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und vielleicht auch noch jetzt ist die mächtig groovende Musik aus der Ideen-Fabrik des Franzosen der kreative Geist des Science-Fiction-Blues. Jean Michel Jarre ist der Landschaftsingenieur von riesigen Klangfeldern und seine Musik verbindet man auch mit opulent-visuellen Inszenierungen. Kunst für zumindest zwei unserer fünf Sinne und Wellness-Stimulierung der Nerven.
Die spacige, in die Melodie verliebte Musik hatte später oder zu einer ähnlichen Zeit als sich Jean Michel Jarre einen Namen machte, weitere interessante Vertreter an die Oberfläche gespült. Der amerikanische Soundtüftler Michael Garrison (1956-2004) war besonders in unseren Breitengraden eine Größe. Dabei war die WDR-Radiosendung "Schwingungen" ein Wegbereiter. Neben Michael Garrison sorgte auch Larry Fast (unter anderem Peter Gabriel, Tony Levin, Nektar,
Pink Floyd) mit seinem Projekt Synergy für Aufsehen.
Die insgesamt sechs Parts des Albums "Oxygene" gehen quasi ohne Pausen zwischen den Tracks so fließend ineinander über wie es die gesamte Musik des Franzosen zum Ausdruck bringt. Hier ist nichts überflüssig und die fantasievollen Sounds verfügen über Leben, können die Hörer berühren.
Auch wenn das vorliegende Album als Meilenstein der elektronischen Musik gehandelt wird, gibt es Formationen, die dieses Genre einiges früher schon in unterschiedlicher Ausprägung mit Erfolg unter die Leute gebracht hat. Ohne eine festgelegte Reihenfolge können hier die Underground-Elektroniker Ash Ra Tempel, Tangerine Dream, Kraftwerk, Klaus Schulze oder, oder, oder genannt werden.
Von Mystik bis Lullaby hat Jean Michel Jarre alle möglichen Feinheiten in seiner Musik untergebracht. Der Welthit "Oxygene Part IV" ist nicht unbedingt stellvertretend für die Sound-Kaskaden des Protagonisten anzusehen. Die insgesamt knapp vierzig Minuten Gesamtspielzeit sind die ideale Ergänzung zu so manchem Weltraumtrip und Bildern aus fernen Galaxien.
Auf geschickte Art und Weise vermischt Jean Michel Jarre elektronische Schwebezustände mit Melodien, die einem schon nach dem ersten Hören langfristig im Oberstübchen abgespeichert werden. Bei der Qualität von "Oxygene" kann man auch nicht davon sprechen, dass Jean Michel Jarres Klangwelten zum Bereich Easy Listening gehören. Die Grundlage von Dave Dadwaters neuem Mastering für die Ausgabe 2014 waren die original-analogen Tapes. "Oxygene" ist berühmt, mit "Oxygene" hat Jean Michel Jarre Musikgeschichte geschrieben. Wer weiß? Vielleicht kommt man ja irgendwann bei Karlheinz Stockhausens elektronischer Musik heraus.
Line-up:
Jean Michel Jarre (ARP 2000, VCS3, AKS, RMI Harmonic Synthesizer, Farfisa organ, Eminent 310, Mellotron, rythmin' computer, Korg mini-pop)
Tracklist
01:Oxygene Part 1 (7:70)
02:Oxygene Part 2 (8:09)
03:Oxygene Part 3 (2:55)
04:Oxygene Part 4 (4:15)
05:Oxygene Part 5 (10:24)
06:Oxygene Part 6 (6:21)
(all songs composed by Jean Michel Jarre)
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