Jefferson Airplane / Thirty Seconds Over Winterland
Thirty Seconds Over Winterland Spielzeit: 38:13
Medium: LP
Label: SPV (Yellow), 2013 (Grunt, 1973)
Stil: Psychedelic Rock


Review vom 19.12.2013


Ulli Heiser
"Have You Seen The Saucers", 1970 als Single erschienen, fand auf vorliegendem Livedokument erstmals einen Platz auf einer Langspielplatte. Als Studioversion sollte es 1974 erscheinen. Neben "Crown Of Creation", in dem Paul Kantners SF-Vorliebe zum Tragen kommt (der Text besteht aus Zitaten aus einem Science Fiction Roman von John Wyndham), auch einer der Tracks, die ich der psychedelischen Ära der Band zuschreibe. Auf diesen beiden Stücken kann Grace Slick überzeugen. Jedenfalls mich, denn genau diese musikalische Ausrichtung ist es, die ich an Jefferson Airplane am meisten schätze.
Was natürlich nicht bedeutet, dass mir die 'normal' rockigen und auch stellenweise bluesigen Nummern der Band nicht zusagen. Nein. Wer da gerade musiziert, ist zu jeder Zeit klar erkennbar. Aber Grace hatte diesen besonderen Touch in der Stimme, der weniger für rockigen, denn für psychedelischen Output gemacht schien. Das ist auf "Thirty Seconds Over Winterland" besonders gut dokumentiert. Man vergleiche nur mal die beiden bereits erwähnten Songs mit z. B. "Milk Train". Grace ist unzweifelhaft als Grace zu identifizieren. Meine Entscheidung, wo ihre Stimme mehr begeistert, steht allerdings fest.
Nichtsdestotrotz ist die Platte der Tour zum Album "Long John Silver" (die berühmte Zigarrenkiste) eine wunderschöne Reise zurück ins Jahr 1972. Am 24. und 25. August spielte die Band im Chicagoer Auditorium Theatre und am 21. sowie 22. September im Winterland in San Francisco. Aus diesen beiden Shows stammen die Aufnahmen. Übrigens war Winterland die letzte Show als Jefferson Airplane. Danach hießen sie (wegen Umbesetzungen) Jefferson Starship.
Hervorzuheben sind unbedingt der elfminütige Rock-Jam "Feel So Good" und das bluesrockige "Trial By Fire". Paul Kanter und Jorma Kaukonen an den Gitarren zuzuhören, ist eine Freude. Ob nun jemand die beiden ausgestiegenen Marty Balin und Spencer Dryden vermisst... David Freiberg und John Barbata lassen keine Schwächen erkennen.
Generell ist festzustellen, dass in jener Zeit manche Line-ups wahre Pools an Legenden sind. Oder sie haben ihre Duftmarken bei Legenden hinterlassen. Wenn man den Familienbaum vorliegender Besetzung erklettert, stößt man u. a. auf Namen wie Grateful Dead, Hot Tuna oder auch
Jimi Hendrix.


Soviel Ehr' gipfelt in der besonderen Aufmachung der Langspielplatte. In letzter Zeit sind die Scheiben ja wahre Augenweiden. Weinrot, grün, gelb, rot... und nun Jefferson Airplane in blauem Vinyl. Man hätte fast Lust, mal wieder einfaches Schwarz in Händen zu halten. Hauptsache Vinyl, denn nur so macht es Spaß, die Bilder auf dem Innenteil der Einlage anzuschauen. Und dann erst das Logo des alten Labels Grunt. Dieser dicke Fleischmops mit dem kleinen, zornigen Gesicht - auf giftgrünem Hintergrund. Man möchte dieses Bild gleich an die Wand nageln. Herrlich.
Die fliegenden Toaster auf "Thirty Seconds Over Winterland" sind eine Anspielung auf die fliegenden Flugzeuge des Kriegsfilms "Thirty Seconds Over Tokyo". Die fliegendenen Brotmaschinen fanden später auch Einzug in die Computerwelt, indem sie einen berühmten Bildschirmschoner schmückten. Doch das ist eine andere Geschichte.
Line-up:
Grace Slick (vocals)
Paul Kantner (vocals, guitar)
Papa John Creach (violin)
Jorma Kaukonen (lead guitar, vocals)
Jack Casady (bass)
John Barbata (drums)
David Freiberg (vocals)
Tracklist
Seite 1
01:Have You Seen The Saucers [Winterland] (4:15)
02:Feel So Good [Winterland] (11:10)
03:Crown Of Creation [Auditorium Theatre] (4:05)
Seite 2
01:When The Earth Moves Again [Auditorium Theatre] (4:05)
02:Milk Train [Auditorium Theatre] (3:57)
03:Trial By Fire [Auditorium Theatre] (5:00)
04:Twilight Double Leader [Winterland] (5:41)
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