Lonnie Johnson / Why Should I Cry
Why Should I Cry Spielzeit: 56:40
Medium: CD
Label: Blue/SPV, 2007
Stil: Blues


Review vom 14.07.2007


Joachim 'Joe' Brookes
RockTimes goes back to the roots, part 2.
Die Johnson-Familie lebte in New Orleans, wo Alonzo 'Lonnie' Johnson am 08.02.1899 geboren wurde. Er verstarb an den Folgen eines Autounfalls am 16.06.1970 in Toronto, Kanada und konnte auf eine jahrzehntelange Plattenkarriere zurückblicken.
Lonnie Johnson war sicherlich ein Vertreter des Blues, dennoch spielte er in den Zwanzigerjahren Gitarre bei Jazzern wie Louis Armstrong und Duke Ellington. 1963 war er Teil des American Folk Blues Festivals und nahm in dem Jahr eine Platte mit Otis Spann auf.
Lonnie Johnson würde man heute als Multiinstrumentalist bezeichnen, denn neben der Gitarre spielte er auch Banjo, Mandoline, Piano und Violine.
Sein Vater war der Kopf einer Streicherband und es dauerte nicht lange, bis der junge Alonzo dort mitmachte. Als Teenager spielte er zusammen mit seinem Bruder James (piano) im französischen Viertel von New Orleans.
1917 war er Mitglied einer Musik-Revue, die bei den amerikanischen Truppen in Frankreich und England für Unterhaltung sorgte. Zurück in New Orleans hatte aus seiner Familie nur sein Bruder James die spanische Grippe überlebt.
1925 war er in der Band von Charlie Creath und machte im November seine erste Plattenaufnahme.
Als Gewinner eines Blueswettbewerbs bekam er einen Plattenvertrag bei OKeh Records. Johnson war ein richtig fleißiger Musiker, denn zwischen 1925 und 1932 nahm er zirka 130 Songs auf.
Viele der Songs auf der vorliegenden Compilation sind in kleiner Besetzung (acoustic guitar, piano, upright bass) eingespielt worden, so auch der Opener "Lazy Woman Blues" (aufgenommen 1941) und das folgende "He's A Jelly-Roll Baker", welches ein Jahr später für die Nachwelt konserviert wurde. Letzter Song war übrigens sein erster Hit. Lonnie Johnson war ein wahrer Workaholic, der muss zwischen seinen Live-Auftritten nur im Studio gehockt haben, denn seine Liste von Liedern scheint endlos zu sein.
Der Text von "The Victim Of Love" hat autobiografische Züge, denn Johnson singt von seiner Zeit beim Militär.
Reden wir über Hits, dann sind wir beim vierten Track der CD angekommen: "Tomorrow Night", das er in seiner ersten Session für das King-Label im Jahr 1947 aufnahm, verkaufte sich super und wurde zu einem der R&B-Hits des Jahres. Für das Label King nahm er in der Folgezeit weitere Songs auf.
In oben erwähnter kleiner Besetzung wurden "Friendless Blues", in dem wir auch ein Saxofon hören, "What A Real Woman", "Falling Rain Blues" und "Me And My Crazy Self", ein wirklich starker Slow-Blues mit Saxofon, eingespielt. Fast alle Lieder stammen aus seiner Feder, "Me And My Crazy Self" ist vom Arrangeur Henry Glover und "Seven Long Days" schrieb Jessie Mae Robinson.
Lonnie Johnson hatte eine Stimme, die mit einem durchdringenden Timbre ausgestattet war.
"I'm Guilty" steht als Beispiel für eine Aufnahme mit großer Besetzung, folglich sind auch ein Schlagzeuger und mehrere Bläser zu hören, wobei als Soloinstrument wieder das Saxofon im Vordergrund steht. So ist es auch mit "Just Another Day", das Bar-Atmosphäre aufkommen lässt. Die beiden letztgenannten Songs sowie "You Can't Buy Love" und "Can't Sleep Anymore" stammten aus der letzten Aufnahme-Sitzung für das King-Lable aus dem Jahr 1952.
Heute würde man sagen, dass Lonnie Johnson ein Country-Blueser war, aber man darf dabei seine jazzigen Wurzeln nicht aus dem Blickwinkel verlieren, denn sein Blues swingt wunderbar. Hören wir "Will You Remember", wissen wir, wovon die Rede ist.
Was man aus der Gitarren-Linie von "Tomorrow Night" alles machen kann, verdeutlichen die letzten vier Tracks des Samplers: Alle Songs beginnen mit identische Tonfolgen, nur in unterschiedlichen Stimmungen präsentiert, aber dennoch sind die Lieder letztendlich anders.
Der Lonnie Johnson-Sampler "Why Should I Cry" ist eine weitere lohnenswerte CD, wenn man den Blick zurück in die Geschichte des Blues wirft und hat eine ordentliche Sound-Qualität.
Tracklist
01:Lazy Woman Blues (3:00)
02:He's A Jelly-Roll Baker (3:16)
03:The Victim Of Love (3:10)
04:Tomorrow Night (3:01)
05:Friendless Blues (3:01)
06:What A Real Woman (2:39)
07:What A Woman (2:50)
08:Falling Rain Blues (2:48)
09:Why Should I Cry (2:44)
10:It Was All In Vain (2:37)
11:Me And My Crazy Self (2:32)
12:Seven Long Days (3:07)
13:I'm Guilty (2:40)
14:Just Another Day (2:33)
15:You Can't Buy Love (2:52)
16:Can't Sleep Anymore (2:18)
17:Don't Make Me Cry, Baby (2:39)
18:My Woman Is Gone (2:48)
19:Will You Remember (2:49)
20:Stick With It, Baby (2:39)
Externe Links:
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