Mickey Jupp / Oxford
Oxford Spielzeit: 35:58
Medium: CD
Label: Repertoire Records, 2013 (1980)
Stil: Rock


Review vom 27.11.2013


Markus Kerren
Bei seinem Vorgängerwerk Long Distance Romancer hatte sich Mickey Jupp ja ein gutes Stück von seinen Wurzeln als (Pub-) Rocker entfernt und war wohl auf der Suche nach einem neuen Sound. Gehörigen Einfluss darauf hatten wohl auch die Mitmusiker Kevin Godley und Lol Creme (beide Ex-10CC, danach unter eigenem Flaggschiff auch als Godley & Creme aktiv) sowie Andy Mackay und Gary Tibbs (beide Roxy Music). Und obwohl die Scheibe nicht schlecht war (und ist), wirkt(e) sie doch etwas fahrig und zusammenhanglos.
Man darf davon ausgehen, dass "Long Distance Romancer" auch verkaufstechnisch kein riesiger Erfolg war, denn sein erster Plattenvertrag mit einem großen Label (Chrysalis Records) war anschließend schon wieder Geschichte. Darauf besann sich Mickey Jupp wieder auf seine Wurzeln, unterschrieb bei der deutschen Plattenfirma Line Records und nahm für das original im Jahr 1980 erschienene "Oxford" befreundete ehemalige Mitmusiker zu den Aufnahmesessions. Auch von musikalischen bzw. Sound-Experimenten wollte er nicht mehr allzu viel wissen.
Und so startet "Blues On Their Own" dann als schleppender Rocker wieder mit dem Duft von Pubs und kleinen Clubs umgeben in das neue Kapitel seiner Karriere. Selbst Jupps Stimme hört sich hier wieder viel besser, da authentischer sowie bluesiger an. Erstmal also ein versöhnlicher Einstieg in dieses neue Abenteuer. Glücklicherweise stellt sich der Opener dann im Verlauf auch nicht als Ausreißer dar, sondern dieses rockige und bluesige Feeling bestimmt das gesamte Album. Etwas beschwingter, aber immer noch im Midtempo gehalten setzt das bluesige "Don't Talk To Me" die Reise fort.
Wenn sich auch bereits ab dem zweiten Song das Keyboard bzw. Piano hinzu gesellt hat, dann doch immerhin mit weitgehend homogenen Sounds, die das Gesamtbild nicht trüben. Gesanglich erinnert Jupp in seinen besten Momenten ("Soon Enough For Me") gar ein kleines bisschen an den Schotten Frankie Miller, wenn er auch nie dessen Intensität erreicht (was sowieso die wenigsten Sänger schafften). Um noch einen zweiten Vergleich zu bemühen, ist der Engländer mit seinen Songs auch nie wirklich außer Sichtweise eines Dave Edmunds.
So unaufgeregt wie unspektakulär, allerdings handwerklich einwandfrei, rockt sich Mickey Jupp durch dieses Album, dass man die Scheibe immer wieder gerne aus dem CD-Regal ziehen wird. Selbstverständlich ist mit "Monty Bronte And The Sisters" wieder eine Rock'n'Roll-Nummer im Stil der fünfziger Jahre vertreten und auch die langsameren Stücke fürs Herz kommen nicht zu kurz. Entlassen werden wir in Form von "Poison Girls" mit einem kräftigen Rock'n'Roll, der keinen Zweifel daran lässt, wo Jupp im Jahr 1980 musikalisch wieder stand.
Bei "Oxford" handelt es sich im Vergleich zu "Long Distance Romancer" also wieder um eine völlig andere Baustelle. Und zwar eine, auf der sich Mickey Jupp allerbestens auskannte, kehrte er hier doch wieder zu seinen Wurzeln zurück. Ganz eindeutig ein Schritt in die richtige Richtung. Und ich werde mich jetzt umgehend darum kümmern, dass mir auch der Rockpalast-Auftritt dieses nach wie vor aktiven Musikers so schnell wie möglich ins Haus kommt.
Line-up:
Mickey Jupp (rhythm & some lead guitars, piano, lead vocals)
Dave Bronze (bass)
Bob Clouter (drums)
Ian 'Chuck' Duck (lead & some rhythm guitars, harmonica)
Tracklist
01:Blues On Their Own
02:Don't Talk To Me
03:Soon Enough For Me
04:Oxford Dick And The Words
05:Junk In My Trunk
06:Monty Bronte And The Sisters
07:More Than Fair
08:Homework
09:Even For You
10:Technique
11:Poison Girls
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