Percy Jones / Cape Catastrophe
Cape Catastrophe Spielzeit: 63:27
Medium: CD
Label: Gonzo Multimedia, 2013 (Hot Wire Music, 1990)
Stil: Fusion, Experimental


Review vom 13.02.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Im Jahr 1990 debütierte der virtuose Bassist Percy Jones mit "Cape Catastrophe". Der Spezialist des bundlosen Tieftöners war auf einigen Brand X-Alben aktiv. Weitere Stationen seines Schaffens waren unter anderem die Fusion-Formation Tunnels, The Fusion Syndicate, Steve Hackett, Brian Eno, Roy Harper, Gary Moore, David Sylvian oder Suzanne Vega.
Eine weitere Platte in der Discografie des Künstlers, allerdings unter dem Namen Percy Jones Ensemble, ist "Propeller Music". Das vorliegende Album kommt ohne Bonustracks, also so, wie es 1990 veröffentlicht wurde, erneut auf den Markt. Auf ein digitales Remastering konnte ebenfalls verzichtet werden, denn Carlos Albrecht hatte das von Bert Gerecht produzierte Album bereits damals in den legendären Bauer Studios, Ludwigshafen, digital gemastert.
Mit seinen acht Songs ist "Cape Catastrophe" selbst nach den vielen zurückliegenden Jahren der ersten Veröffentlichung definitiv keine leichte Kost. Da muss man schon vorurteilsfrei an die Sache gehen und einige Erfahrungen mit, sagen wir es einmal salopp, abgedrehter Musik haben. Die Freiheit der Kunst wird verdammt offenporig definiert und die experimentelle Musik sortiert sich entweder bei genial oder dem Charme einer Gehwegplatte ein.
Unbestritten ist Percy Jones' Einfallsreichtum auf dem Wal V fivestring fretless bass. Vom mehr oder weniger dahingleitenden Opener "The Lie" in Kurzformat bis zum knapp über dreiundzwanzigminütigen Opus "Barrio" ist für den Fan extravaganter Nummern (fast) alles dabei, was die Fusionmusik so hergeben kann. Ausnahmen bestätigen die Regel. Nur "Symphony In F Major" stammt nicht aus der Ideenschmiede eines Percy Jones. Das von Thomas Arne (1710-1778) geschriebene Lied wurde vom Protagonisten arrangiert.
Die Adaption ist einer der sanfter gestalteten Tracks auf dem Album. Vielleicht liegt es ja an der musikalischen Vorlage, die Percy Jones hier etwas auf die Bremse der Fantasie treten ließ. Ein kunstvoll gezupfter Bass trifft auf künstlich erzeugten Untergrund und man darf in Ansätzen an Focus oder Ekseption denken. Da ist das gerade erwähnte "Barrio" schon ein ganz anderes Kaliber. Der Musiker serviert einen klanglichen Multi-Schichtsalat, der nur selten nach Rezept angefertigt zu sein scheint. Ist man mit der Scheibe schon so weit gekommen, dann hat der Hörer den "Cape Catastrophe"-Köder schon lange geschluckt und verinnerlicht Percy Jones' vitale Virtuosität ohne Pause. Bei der vertrackt eingestellten Rhythmik der Yamaha RX 11 drum machine kann man in keiner Weise von Groove sprechen, aber progressiv ist das Treiben allemal. Ruhigere Einschnitte mischen Prog mit Fusion. Die Trennschärfe verschwindet in nebulöse Gefilde und dahinter verbergen sich schließlich auch noch Phasen der unerwarteten Experimentierfreude.
Diesen Sound-Monolithen kann man gar nicht in einem Atemzug aufnehmen. Erst nach mehreren Runden (für die man Zeit reservieren muss) sprechen die Klänge des Longtracks eine Sprache, für die man keine Übersetzung braucht. Nach zirka der Hälfte der Spielzeit wird in Form einer Ansage eine kurze Radiosequenz eingeschoben. Diese leitet sozusagen einen zweiten "Barrio"-Teil ein und die Stimmung ist bei aller Umtriebigkeit etwas fernöstlich gefärbt.
Das Album kann man kaum mit zum Beispiel Brand X vergleichen. "Cape Catastrophe" ist der künstlerische Urknall, die zweite, wenn nicht dritte Dimension der britischen Fusion-Band. Ein Stück wie das funkige "Hex" ist da schon eher Fusion im Meer des Mainstream. "Slick" ist balladesk, mit einem unverkennbaren Hang zu durchgängiger Melodie.
Das Album beinhaltet Musik, die relativ weit gesteckte Grenzen hat. Durch ihre Kompromisslosigkeit zeigt sie eine nicht von der Hand zu weisende Wirkung. Der berühmte rote Faden von "Cape Catastrophe" ist die Experimentierfreude, das Risiko der gewagten Gradwanderung. Nur wer etwas wagt, gewinnt.
Line-up:
Percy Jones (bass, synthesizer, drum programming)
Tracklist
01:The Lie (2:36)
02:Cape Catastrophe (10:36)
03:Slick (6:50)
04:Hex (4:37)
05:Barrio (23:30)
06:Tunnels (4:56)
07:Thin Line (6:57)
08:Symphony In F Major (4:10)
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