Skip James / Cypress Grove Blues
Cypress Grove Blues Spielzeit: 53:11
Medium: CD
Label: Complete Blues/Snapper Music, 2004
Stil: Blues


Review vom 05.12.2011

  
Joachim 'Joe' Brookes
Wenn das Herz für den Blues und allen seinen Verästelungen schlägt, dann kommt man irgendwann an den Punkt, sich immer tiefer in die Geschichte des Genres zu begeben. Schließlich stößt man auf die Väter (oder Mütter) des 12-Takters und damit verbunden ist definitiv nicht nur ein
Robert Johnson. Willie Brown, Tommy Johnson, Charlie Patton, Ma Rainey, Memphis Minnie, Bessie Smith, Son House oder eben auch Nehemiah 'Skip' James sind ebenfalls sehr einflussreiche Größen der ersten Stunde.
Welche Bedeutung der mit einer Falsettstimme singende Bluesmann hatte, wird alleine schon dadurch deutlich, dass zwei sehr berühmte britische Bands einen Skip James-Song auf ihrer Debüt-Platte spielten. Einerseits ist es Creams "Fresh Cream" und Deep Purples "Shades Of Deep Purple". Dabei handelt es sich um den Song "I'm So Glad", der auch hier enthalten ist. Deep Purple hatten dem Track noch ein selbst komponiertes "Prelude: Happiness" vorausgeschickt. Natürlich gibt es noch viele andere Bands oder Musiker, die James als ihr Vorbild betrachten. Lieder wie "Devil Got My Woman" oder "Hard Luck Child" gehören zu Klassikern der Musik. Nicht nur in "I'm So Glad" zeigt uns der 1969 verstorbene Musiker, welch ein herausragender Fingerpicker er war.
Der 1902 in Bentonia, Mississippi als Sohn eines Predigers geborene Musiker spielte zu seiner aktiven Zeit nicht nur Gitarre. Während er zur Schule ging, lernte er auch das Klavierspielen und so befinden sich in der Tracklist von "Cypress Grove Blues" auch Aufnahmen mit James am Piano. Damals gingen die Blueser für ganze Sessions ins Studio. Die achtzehn Lieder stammen allesamt aus dem Jahr 1931 und wurden in Grafton, Wisconsin für die Nachwelt aufgezeichnet. Insgesamt handelte es sich um sechsundzwanzig Lieder. 1931 erhielt er vierzig Dollar vom Label dafür.
James zog als sogenannter Hobo durch das Delta und auf seiner Reise traf er Henry Stuckey, mit dem er zusammen unter anderem auf Partys und Picknicks spielte. Einen Plattenvertrag bei Paramount erhielt James, nachdem er beim Talentscout H.C. Speir vorgespielt hatte.
Es heißt, dass der "22-20 Blues" von Robert Johnson nachgespielt wurde und um nicht in Konflikte zu geraten, nannte er diese Nummer einfach "32-20 Blues". In "Hard Time Killin' Floor Blues" bringt James durch seinen Text und die Musik deutlich zum Ausdruck, worum es in der Zeit der großen Depression ging:
»Hard time here, and everywhere you go.
Times is harder than ever been before
and people are drifting from
door to door
Can't find no heaven, don't care where they go
Let me tell you people just before I go
These hard times will kill you, just travel on slow.
When you hear me singing my blue lonesome song
These hard times can last us so very long.
If I get off this killin' floor
I'll never get down this low no more.«
Mit seiner Falsettstimme, dem bewegenden Text und der in Molltönen gespielten Gitarre ist dieses Stück Blues sehr ergreifend und geht definitiv auch heute noch unter die Haut. Ähnlich wie Robert Johnson kann Skip James mit nicht vielen Kompositionen aus seiner frühen Schaffensphase aufwarten. Mit seiner Art den Blues zu singen und zu spielen passt Skip James in das dem Stil anhaftende Vorurteil, es ginge nur um Melancholie und Traurigkeit. Bei ihm trifft das sehr wohl zu, aber meines Erachtens nicht durchgängig. Auf vorliegender Platte finden sich auch Lieder, die musikalisch eine gewisse Freude vermitteln. So zum Beispiel der "What Am I To Do Blues".
Relativ kurz nach der Grafton-Session kehrte James enttäuscht dem Blues den Rücken ("Jesus Is A Mighty Good Leader") und wurde, wie sein Vater, Prediger. Im Zuge des Bluesrevivals Ende der Sechziger Jahre gelangte auch Skip James wieder ins Zentrum des Interesses. Er spielte viele Konzerte und war im Line-up von namhaften Festivals vertreten. Unter anderem trat er beim Newport Folk Festival auf und er war darüber hinaus auch Gast beim American Folk Blues Festival 1967 in Deutschland.
So ist und bleibt Skip James mit anderen Musikern aus seiner Zeit einer der einflussreichsten Blueser der Musikhistorie. Die Klangqualität der achtzehn Songs vermittelt die Ursprünglichkeit der damaligen Zeit und verfügt über einen geschichtlichen Knister-Faktor. Nichtsdestotrotz kommt der Bluesfan nicht an Skip James und seinem im Allgemeinen sentimentalen Blues vorbei. Als Hintergrundinformation für diese Rezension diente Bill Wymans Buch Blues.
Line-up:
Skip James (vocals, guitar, piano)
Tracklist
01:Devil Got My Woman (3:01)
02:Four O'Clock Blues (2:51)
03:22-20 Blues (2:50)
04:Cypress Grove Blues (3:12)
05:Cherry Ball Blues (2:50)
06:Illinois Blues (3:03)
07:Be Ready When He Comes (2:55)
08:Hard Luck Child (3:03)
09:Hard Time Killin' Floor Blues (2:49)
10:Yola My Blues Away (3:12)
11:Jesus Is Mighty Good Leader (3:01)
12:How Long 'Buck' (2:54)
13:Drunken Spree (2:39)
14:I'm So Glad (2:53)
15:Special Rider Blues (3:08)
16:Little Cow And Calf Is Gonna Die Blues (2:52)
17:What Am I To Do Blues (3:03)
18:If You Haven't Got Any Hay Get Down On The Road (2:54)
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