Waylon Jennings / Analog Pearls Vol. 1
Analog Pearls Vol. 1 Spielzeit: 31:17
Medium: Hybrid SACD
Label: Stockfisch Records, 2014 (1964)
Stil: Country


Review vom 27.06.2014


Ulli Heiser
Es hat lange gedauert, bis nach dem Sohn nun auch der Vater seinen verdienten Platz in den Tiefen der RockTimes-Datenbank gefunden hat. Immerhin war der 1937 in Littlefield, Texas geborene und 2002 in Arizona verstorbene Waylond Arnold 'Waylon' Jennings nicht nur ein begnadeter Musiker sondern auch einer der wichtigsten Köpfe der sogenannten Outlaw-Bewegung.
So untypisch seine mit guten Dosen Folk, Rock'n'Roll und Rockabilly durchzogenen Country-Songs waren, so typisch war der Weg zum Beruf: armes Elternhaus, Kinderarbeit auf den Feldern, früher Kontakt mit der Gitarre, Jobs im Music-Biz und schließlich die Begegnung mit einem Etablierten. In Waymores (so sein aka) Fall war das Buddy Holly. Buddy nahm in unter seine Fittiche, förderte sein Gitarrenspiel und produzierte auch seine erste Single. Waylon wurde Mitglied in Hollys Band The Crickets. Bis 1959, dem Jahr, als Buddy Holly samt Band bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Einem im Nachhinein glücklichen Umstand verdankt Jennings sein Leben, denn er nahm anstelle des Fliegers den Bus. Aber die Tragödie warf ihn erst mal aus der Bahn.
Nachdem er sich wieder gefangen hatte, gründete er die Waylors und tingelte durch kleine Clubs und Kneipen. Bis ihn Bobby Bare entdeckte und ihm durch seinen Produzenten Chet Atkins einen Plattenvertrag bei RCA besorgte. Es ging also nach Nashville, wo er auf Johnny Cash traf und sich mit ihm eine Wohnung teilte. Der Erfolg stellte sich schließlich ein. Musikalisch gab es einen Grammy sowie zwei Top 10-Platzierungen in den Billboard Charts. Daneben spielte er die Hauptrolle im Film "Nashville Rebel" und im TV sah man ihn in verschiedenen Shows wie z. B. der 'Johnny Cash Show'.
Aber Jennings war, wie einige andere, nicht zufrieden am Nashville-Gängelband. Die Musikindustrie schrieb quasi vor was er spielte und mit wem er es spielte. Doch er erkämpfte sich immer mehr Freiheiten und da das nun auch andere Musiker taten, wurde dieses Freistrampeln vom Moloch Nashville bekannt als die Outlaw-Bewegung
Im Jahre 1964 stand Waylon Jennings mit Band und einem Chor in einem Raum der Audio Recorder-Studios in Phoenix, Arizona vor einer Batterie der berühmten Bändchenmikrofone RCA 44/RCA Ku-3a, die der nicht minder bekannte Techniker Floyd Ramsey sorgfältig ausrichtete. Als Produzent war niemand Geringeres als Herb Alpert verantwortlich und in einigen wenigen Stunden entstanden vorliegende Aufnahmen. Perfekt entfernt von den heutzutage oft überproduzierten Pendants und noch dazu im angenehmen Röhrensound präsentierte sich die Band mit einer Setlist aus Coversongs und eigenen Nummern.
Besonders fasziniert mich dabei "The Real House Of The Rising Sun". Das Stück, ein alter Folksong, kenne ich in seiner Urfassung nicht. Natürlich sind vor allem die beiden erfolgreichsten Versionen von den Animals und Frijid Pink in jedermanns Ohr. Daneben kennt man jede Menge weiterer Truppen, die sich dieses alten Gassenhauers angenommen haben. Sollte das "The Real" im Titel bedeuten, dass die Waylors-Version nah am Original ist, dann muss ich ernsthaft überlegen, was nun besser ist. Die Version, die uns hier vorliegt unterscheidet sich nämlich (leicht) auch in den Akkordfolgen. Sie wirkt näher, weil passender, an den Lyrics. Natürlich gewinnt die Interpretation auch durch die Stimme Jennings', der ein warmes und durchaus auch souliges Timbre in die Nummer wirft. Übrigens auch schön zu hören bei der besonders durch die Righteous Brothers bekannte "Unchained Melody". Auch die Adaption von Dylans "Don't Think Twice It's All Right" ist als gelungen zu bezeichnen.
In einigen Stücken ist durchaus herauszuhören, dass Waylon eine zeitlang mit Johnny Cash um die Häuser gezogen ist, so 'verwandt' sind sich Ausdruck, Komposition und Präsenz. Die Aufnahmen sind sehr nahe beim Hörer, kein Brimborium. Herrlich stimmig - im doppelten Sinne des Wortes - der im Booklet nicht aufgeführte Frauenchor, der Tiefe gibt. Auch wer die Trompete in "Four Strong Winds" spielt, ist nicht weitergegeben. Würde mich nicht wundern, wenn Herb Alpert da selbst in das Mundstück geblasen hat. Musiker, sowie die für die Aufnahme Verantwortlichen haben perfekte Arbeit abgeliefert. So gut, dass nun weitere Profis ins Spiel kommen. Günther Pauler von Stockfisch Records hat eine neue Reihe aufgelegt, für die er alte analoge Aufnahmen, die »besonders gut klingen und auch musikalisch überzeugen«, sucht.
Mit den "Analog Pearls Vol. 1" ist ihm sowohl die musikalische Auswahl, als auch das Remastering gelungen.
Line-up:
Waylon Jennings (vocals, guitar)
Gerald W. Gropp (guitar)
Paul E. Foster (bass)
Richard D. Albright (drums)
Tracklist
01:Stepping Stone
02:The Real House Of The Rising Sun
03:Just To Satisfy You
04:Kisses Sweeter Than Wine
05:Unchained Melody
06:Four Strong Winds
07:Sing The Girls A Song, Bill
08:Don't Think Twice It's All Right
09:River Boy
10:The Twelfth Of Never
11:Sally Was A Good Old Girl
12:Charlie Lay Down The Gun
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