B.B. King / A Night Of Blistering Blues
A Night Of Blistering Blues
Häufig genug wurde B.B. King in RockTimes beiläufig zur Sprache gebracht.
Beginnen möchte ich das Kapitel B.B. King nicht mit hinlänglich bekannten Veröffentlichungen wie z.B. "Live At The Regal", übrigens ein Muss für jede Blues-Sammlung, oder der aktuellen B.B. King & Friends "80".
Auch bei dem vorliegenden Album handelt es sich um eine B.B. King & Friends mit einem Konzert vom 15. April 1987. Die CD wurde erst Ende 2005 auf den Markt gebracht.
"A Night Of Blistering Blues", für wahr, welch ein Konzertabend war dieser 15.4. im 'Ebony Showcase Theater' in Los Angeles.
Lasst euch die 'Friends' auf der Zunge zergehen: Paul Butterfield, Eric Clapton, Phil Collins, Dr. John, Etta James, Chaka Khan, Albert King, Gladys Knight, Billy Ocean und Stevie Ray Vaughan.
Mr King hat also nicht nur Größen des Blues zum Konzert geladen…
So richtig standesgemäß sind alle im Opener "Why I Sing The Blues" vertreten, da weiß man direkt, mit wem man es zu tun hat. B.B. King kündigt alle schön der Reihe nach an, das Publikum feiert jetzt schon alle Beteiligten enthusiastisch.
Die Stimmung bei den Zuschauern und Musikern ist einmalig. Welch eine Party wurde dort gefeiert.
Wie sagt B.B. King so schön nach dem ersten Track: "…short talk and a lot of music…"
Erfreulich, dass man den Smalltalk mit auf den Silberling gebannt hat.
1987: B.B. King kündigt Stevie Ray Vaughan mit den Worten "…new blood, new blood for the blues. Mr Stevie Ray Vaughan" an und der dann direkt seinen Mentor Albert King.
Gemeinsam mit Paul Butterfield (Harmonica) liefern sie eine beachtenswerte Fassung von "The Sky Is Crying" ab. Live halt, hier hört man die eine oder andere Rückkopplung bei einem sonst durchgängig zufrieden stellenden Sound.
SRV-Solo, einer der Kings-Soli, zwei Gitarren, drei Gitarren, ich komme in Versuchung, den Song-Titel in "The Guitars Are Crying" zu ändern. Das Ding hat echtes Jamming-Temperament. Paul Butterfields Harp-Einlagen tun ihr Übriges.
Wenn Dr. John auf "I'd Rather Go Blind" Etta James begleitet, sind wir bei einem der Highlights angekommen. Legen die sich ins Zeug! Fantastisch, diese 6 Minuten.
Billy Ocean singt den Blues, zusammen mit Chaka Khan in "When Something Is Wrong With My Baby". Gelungene Performance der Beiden unter Mithilfe einer knackigen Horn-Section.
War Etta James so was von gut drauf: Mit welchem Verve sie "Something Got A Hold On Me" singt, diese Hingabe, diese Leidenschaft.
Durch die vorliegende CD gibt es nun eine 1b-Fassung dieses Tracks in meiner Sammlung. Die 1a-Ausgabe befindet sich auf "Blues In The Night" (1986) von ihr und James Eddie 'Cleanhead' Vinson. Verglichen habe ich nicht B.B. King auf dem einen und Shuggie Otis auf dem anderen Silberling. Nein, Etta James mit Etta James.
Eine hinreißende, Metall zum Schmelzen bringende Ausgabe liefern die drei Damen gemeinsam in "Ain't Nobody's Business". Zwischendurch werden sie auch noch von einigen Zwischenrufen, nicht von den Zuschauern, sondern von B.B. King auf der Bühne, angetrieben.
Vorher noch "In The Midnight Hour", auf dem B.B. King auch mal eine Strophe singt. Die Stimmung auf der Bühne und im Publikum findet einen Höhepunkt nach dem anderen. Es brodelt im Saal. Feuerzeuge zum Anzünden einer Zigarette können in der Tasche bleiben.
Der reguläre Set, aber was ist hier schon regulär, kann mit "Let The Good Times Roll" nicht treffender beendet werden. Hier überschlagen sich Spielfreude und gute Laune.
A cappella wird von den drei Frauen "Take My Hand, Precious Lord" eingeleitet und zwischen drin gibt es auch nur spärliche instrumentale Begleitung.
Habe ich in meiner Rezension mal den Begriff Highlight benutzt? An dieser Stelle muss ich mich korrigieren. Ein Höhepunkt jagt den nächsten. Durchhänger werden auf "A Night Of Blistering Blues" zu Ladenhütern.
Gewundert habe ich mich schon über den letzten Track: "Closing", 50 Sekunden. Vermutet habe ich so etwas wie eine Verabschiedung zum Ende des Konzertes.
Mitnichten, es ist ein Song, der einfach ausgeblendet wird. Handelt es sich etwa um eine Radioübertragung? 56 Minuten Spieldauer, könnte passen. Also ein dicker Wermutstropfen am Ende, denn es gab zumindest noch ein Lied.
Im Gegensatz dazu: Was bewirkt schon ein solcher Tropfen in einem 50-Liter Fass Flüssigkeit. Nichts, aber auch gar nichts.
Dank gebührt den Personen, die es möglich gemacht haben, diesen Abend als Konserve immer wieder miterleben zu dürfen.
Ein Abend, an dem der Blues Blasen schlägt wie kochende Lava.


Spielzeit: 55:58, Medium: CD, Movieplay/Cargo Records, 2005
1:Intro: Why I Sing The Blues (6:21) 2:Please Send Me Someone To Love (5:11) 3:The Thrill Is Gone (7:00) 4:I'd Rather Go Blind (6:04) 5:When Something Is Wrong With My Baby (4:18) 6:The Sky Is Crying (6:28) 7:Something's Got A Hold On Me (3:52) 8:In The Midnight Hour (4:10) 9:Ain't Nobody's Business (4:46) 10:Let The Good Times Roll (3:22) 11:Take My Hand, Precious Lord (3:34) 12:Closing (0:50)
Joachim P. Brookes, 01.04.2006