Alvin Lee & Ten Years Later / Ride On
Ride On Spielzeit: 39:00
Medium: CD
Label: Repertoire Records, 2012 (1979)
Stil: (Blues) Rock


Review vom 04.12.2012


Markus Kerren
Nach dem Ende von Ten Years After (TYA) ca. Mitte der Siebziger und Alvin Lees ersten Soloausflügen wie zum Beispiel On The Road To Freedom mit u. a. Mylon LeFevre gründete der in Woodstock zu großem Ruhm gelangte Gitarrenhexer im Jahr 1977 die Band Ten Years Later, in Anspielung auf die Zeit der Gründung von TYA. Nach dem Debütalbum "Rocket Fuel" (1978) kam es dann ein Jahr später zu der hier vorliegenden Platte "Ride On", die damals auf dem guten alten Vinyl über eine Studio- und eine Liveseite verfügte.
Ten Years Later war ein Powertrio, bei dem Lee den sehr starken Drummer Tom Compton sowie den (mit vier Fingern der rechten Hand im Stile eines John Entwistle spielenden) Bassisten Mick Hawksworth an seiner Seite hatte. Mit "It's A Gaz" beginnt die 'Studioseite' eher verhalten und der Song erinnert durch seine Konstellation (ein shuffelnder Drum-Beat sowie ein dominanter Bass) wie den (effektbeladenen) Gesang stark an John Lennon-Songs der frühen siebziger Jahre im Stil von "Instant Karma". Lediglich abgesehen von der Gitarre, die wieder - wenn auch nur ergänzend - sehr Lee-typisch kommt.
Während "Too Much" ein typischer Blues Rock der Marke Alvin Lee ist, überrascht die Nummer "Ride On Cowboy" mit einem unterschwelligen, aber nicht von der Hand zu weisenden Country- wie - kurioserweise - auch funkigen Feeling. Die Akustische und der Gesang bilden hier das Grundgerüst, zurückhaltend von Compton und Hawksworth unterstützt, während Lees elektrisches Solospiel die Lücken füllt. Ein für mich eher ungewöhnliches Stück des Engländers, das aber ganz gewiss nicht ohne Reize ist.
Richtig fett gerockt wird dann aber wieder bei "Sittin' Here", begonnen mit einem wahren Monster-Riff, das Humble Pies "I Don't Need No Doctor" zu Ehren gereicht hätte. Nicht unähnlich den
Chicken Shack-Alben der späten siebziger Jahre, wobei es zwischen diesen beiden Bands sowieso immer schon Parallelen gab. Keinesfalls schlechter dann auch "Can't Sleep At Nite", sehr beschwingt und jede Menge gute Laune verströmend. Flotter Blues Rock mit guter Hookline, feiner Leadgitarre und perfekter Rhythmusabteilung, dazu jeder Menge Drive waren ein optimaler Abschluss der 'Studiotracks' auf "Ride On".
Die 'Liveseite' bestand aus dem kurzen "Scat Encounter" mit - der Titel deutet es bereits an - Scat-Gesang, der dann in eine richtig gute Version des Jimi Hendrix-Klassikers (bzw. der von Jimi bekannten Version) "Hey Joe" übergeht. Hier schafft es Lee, trotzdem er sehr nahe bei Hendrix bleibt, seine ganz eigene Persönlichkeit einzubringen. Sehr gefühlvoll gespielt und vor allem gilt hier 'Weniger ist Mehr', was die Anzahl der gespielten Noten auf der Gitarre betrifft. Sehr schön! Gefolgt von "Ain't Nothin' Shakin'" vom ersten Studioalbum der Band. Ein geiler Rocker, der sehr viel Raum für Improvisationen ließ, die sich hier aber zeitlich noch im Rahmen bewegen.
Schließlich dann - und kaum weg zu denken - das unvermeidliche "Going Home" in einer feurigen Version, die vielleicht nicht die beste ist, aber dennoch viel Spaß macht. Übrigens wurden alle Live-Tracks vollkommen 'roh und total live' - ohne jegliche Nachbearbeitung im Studio - auf diese Langrille gepresst, was in meinen Augen bzw. Ohren immer einen gehörigen Charme versprüht. Auf Bonustracks sowie jeglichen sonstigen Firlefanz wurde dann verzichtet, sodass man mit dieser CD musikalisch genau das bekommt, was damals auch auf der Vinylausgabe zu finden war.
"Ride On" war die zweite und letzte Scheibe der Band Alvin Lee & Ten Years Later, was der Gitarrist mit dem Umstand begründete, dass er ansonsten jeden Frühling die Jahreszahl im Bandnamen hätte ändern müssen. Künftig agierte man unter dem Namen The Alvin Lee Band, der Drummer Compton blieb an Bord und anstelle von Hawksworth kamen Steve Gould an der zweiten Gitarre und Mickey Feat am Bass hinzu. Über vorhergehende wie folgende Veröffentlichungen wird dann demnächst bei uns zu berichten sein.
Wenn auch durch die Live-/Studio-Aufteilung irgendwie nix Halbes und nix Ganzes, ist "Ride On" dennoch eine sehr feine Scheibe, die nach wie vor richtig gut abgeht.!
Line-up:
Alvin Lee (guitars, vocals)
Tom Compton (drums)
Mick Hawksworth (bass)
Tracklist
01:It's A Gaz
02:Too Much
03:Ride On Cowboy
04:Sittin' Here
05:Can't Sleep At Nite
06:Scat Encounter
07:Hey Joe
08:Ain't Nothin' Shakin'
09:Going Home
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