Jimmy Lindsay & Rasuji / Reggae Legends Vol.1 – Live At Rockpalast 1980
Reggae Legends Vol.1 – Live At Rockpalast 1980 Spielzeit: 72:08
Medium: DVD
Bildformat: 4:3 - 1.33:1
Tonformate: PCM Stereo
Label: M.i.G. Music, 2013 (1980)
Stil: Reggae


Review vom 24.07.2013


Sabine Feickert
Ein heißer Sommerabend - jenseits der 20 Uhr noch jenseits der 30 Grad. Das Wohnzimmer abgedunkelt und dadurch mit erträglicher Temperatur. Ein gekühltes Getränk und bei Reggae relaxen – das war der Plan zur Rockpalast-DVD von Jimmy Lindsay.
In Jamaica geboren und als Neunjähriger mit den Eltern nach Großbritannien ausgewandert, entdeckt er die Musik für sich. Zunächst in Soul- und Rockbands, dann mit der Funkgruppe Cymande erntet er erste Erfolge. Sein weiterer Weg führt ihn zurück nach Jamaica und in der Zusammenarbeit mit Produzent Lloyd Coxsone kombiniert er Reggae mit Soul. Mit dem Commodores-Cover "Easy" fährt er 1977 einen Charterfolg und den British Reggae Award ein. Zwei Longplayer, auch mit eigenen Songs, folgen "Where Is Your Love" (1979) und "Children Of Rastafari" (1980). Mit "Easy" schafft er es auf zwei Compilations seines Produzenten, außerdem ist in dieser Zeit noch das Video "Reggae In Babylon" veröffentlicht worden. Nicht wirklich viel Material also, umso begrüßenswerter, dass sich M.i.G. Music nun dieses Künstlers angenommen hat und seinen Rockpalastauftritt von 1980 als DVD und CD rausbringt. Eigentlich...
...denn wie schon oben geschildert, verführt das alles erstmal zur Annahme, es könne ein richtig netter Abend werden mit der DVD. Doch es kam etwas anders...
… "Bassman" wird nur von der Band dargeboten und weckt so richtig Vorfreude auf den danach angekündigten Lindsay. Der mit "It's Hard" auch gleich gut einsteigt und echtes Vergnügen verspricht, bis nach den ersten Takten – autsch – na gut, bestimmt nur ein Ausrutscher am Anfang. Nach etwa fünf Minuten dann die Überlegung, mir die Sonnenbrille ins abgedunkelte(!!) Wohnzimmer zu holen, denn leider ist es kein einmaliger Ausrutscher. Immer wieder filmt der Kameramann volle Granate in die voll aufgeblendeten gelben und orangenen Scheinwerfer. Lindsay im Vordergrund ist dann nur schemenhaft zu erkennen, der Rest ist Augenschmerz, der (zumindest mir) die Freude an der Filmaufnahme ganz gewaltig verdirbt und das Ausmaß der 'rockpalasttypischen' kleineren oder größeren Unperfektheiten doch deutlich übersteigt. Klar entspricht das nicht der 'reinen Lehre', wenn das beleuchtete Ausgangschild über der Bühne im Bild ist, aber solche Dinger machen manchmal den Charme dieser Aufnahmen aus. Wenn ich jedoch ständig vor die Wahl gestellt werde, den Kopf zur Seite zu drehen, die Augen zuzukneifen (hey, sowas macht Krähenfüße!) oder mich gar dabei ertappe, den Raum so fluchtartig zu verlassen wie sonst nur bei den Werbeunterbrechungen der Privatsender, dann kann ich mir die DVD-Version eigentlich auch sparen und mir stattdessen die Audio-CD zulegen.
Gerade weil die alten Alben wohl nicht mehr ohne weiteres erhältlich sind und Jimmys eigene Nummern, wie die mitreißende "Daughter Of Babylon" oder "Reaching Out" mit starken Saxofonparts, sich zwar nicht gleich gnadenlos ins Ohr brennen, aber durchaus Qualität und Bestand haben, ist die Veröffentlichung des Konzerts schon gerechtfertigt.
Nicht ganz alltäglich ist die Bandbesetzung mit gleich zwei Sängern. Neben Lindsay singt auch Larrington Walker, Unterstützung erfahren die Beiden darüber hinaus vom Gitarristen Milton Myrie und Keyboarder Lindell Lewis. Interessant wird der Sound durch das Saxofon von Ray Carless als minimalistische Bläserfraktion. Schön das Zusammenspiel – oder beispielsweise bei "Where Is Your Love" das 'Duell' von Drummer Peter Martin und Bassist Ivor Steadman. Dazu dann die souligen Elemente – das hat durchaus was. Umso bedauerlicher diese optische Schwäche der DVD-Version.
Denn die reine Musik geht echt in Ordnung, auch wenn den Musikern vor allem gegen Ende schon anzumerken ist, dass die kaum vorhandenen Publikumsreaktionen im bestuhlten Studio A des WDR sie wohl nicht gerade zur Höchstform motivieren. Ungläubigkeit oder Unverständnis auf der Bühne begleiten die Zugaberufe – und neee, auch hier ist es nicht unbedingt eine Meisterleistung von Kameraführung und/oder Regie, leere Sitze in der ersten Reihe zu zeigen. Die gewährte Zugabe kommt dann ziemlich halbherzig, mir scheint, dass bei der Bill Withers-Nummer "Ain’t No Sunshine (When She's Gone)" die Einsätze nicht unbedingt so geplant waren, wie sie kommen.
Schade, dass hier wohl schon bei der ursprünglichen Aufnahme so viel schiefgelaufen ist. Vielleicht wird es beim wiederholten Schauen besser, so mit Vorwarnung und eventuellem Geschraube an den Einstellungen des TV – allerdings verspüre ich im Moment wirklich kein Verlangen danach, mir das nochmal mit Bild anzutun. Und nur zum Hören genügt die CD-Version – meiner Meinung nach. Spart die teure Augencreme...
Line-up:
Jimmy Lindsay (vocals)
Larrington Walker (vocals)
Milton Myrie (lead guitar, vocals)
J.J. Bell (rhythm guitar)
Lindell Lewis (keyboards, vocals)
Ray Carless (saxophone)
Ivor Steadman (bass)
Peter Martin (drums)
Tracklist
01:Bassman
02:It's Hard
03:I'll Be There
04:Reaching Out
05:Easy
06:Oh Rasta Man
07:Give Me Your Answer
08:I Will Love You
09:Daughter Of Babylon
10:If You Give Her Up
11:Where Is Your Love
12:Ain't No Sunshine (When She's Gone)
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