Legacy / Same
Legacy Spielzeit: 56:26
Medium: CD
Label: Eönian Records, 2010 (1988-90)
Stil: White Metal


Review vom 18.06.2010


Markus Kerren
Legacy waren eine White Metal-Band, die sich 1987 in der Nähe von Columbus, Ohio gründete. Auch durch die Tatsache, dass sich das Quintett nicht nur auf christliches Publikum beschränken wollte, hatte es in den folgenden Jahren in der Heimat auch überdurchschnittlichen Erfolg. Es wurden mehrere Singles veröffentlicht, man landete mit schöner Regelmäßigkeit auf in größeren Stückzahlen verkauften Compilations und schließlich stand man kurz vor dem Abschluss eines Plattenvertrages mit einem der größten amerikanischen White Metal-Labels. Genau zu diesem Zeitpunkt fühlten sich allerdings zwei Bandmitglieder zu anderen Aufgaben berufen und verließen die Gruppe. Die vielen folgenden Line-up-Wechsel und der alles überschwemmende Grunge machten der Combo dann schließlich den Garaus und Legacy lösten sich 1992 auf.
Etwa 18 Jahre nach dem Ende wird nun das allererste Album des religiösen Fünfers, schlicht "Legacy" betitelt, in die Verkaufsregale gestellt, auf dem 14 Tracks der Jahre 1988 - 90 versammelt sind. Stilistisch hatten die Amerikaner traditionellen Metal am Start. Die Band selbst sah sich irgendwo in der Schnittmenge zwischen Stryper und Barren Cross. Sehr erfrischend kommt die Mucke rüber, mit jeder Menge Dampf, klasse Songwriting und - ebenfalls sehr wichtig - der Sound hört sich alles andere als angestaubt an, ist druckvoll, fett und glücklicherweise nicht von Keyboards (die hier ganz fehlen) zugekleistert. Attacke machen vielmehr die beiden Gitarristen Matt Rice und Fred Blanchard. Und das nicht zu knapp.
Das Songwriting ist sehr eingängig und die Einspielung wohl eher Szene-untypisch mit Ecken und Kanten versehen. Die Rhythmusabteilung lässt auch nichts anbrennen und wenn man überhaupt einen Schwachpunkt ausmachen will, dann vielleicht, dass der ein oder andere Refrain mal zu abgedroschen, zu einfallslos oder wie schon mal gehört erscheint. Was aber eher die Ausnahme ist und von der Qualität der restlichen Nummern mehr als wettgemacht wird. Sehr angenehm erscheint mir persönlich auch, dass Legacy dem Zuhörer ihre Botschaft nicht wie (die vor kurzem hier besprochenen) Supernal Endgame mit dem Hammer in den Schädel eintrichtern möchten. Die Songs sind somit also auch für den Metalhead genießbar, der religiöse Parolen nicht in seinen eigenen vier Wänden akzeptieren kann, bzw. will.
Also dann: Frei von Pathos und frisch von der Leber weg empfängt uns "Salvation Is Law" mit einer Akustik-Gitarren-Einleitung, die nach zirka 40 Sekunden von dem elektrischen Brett abgelöst wird. Eine von vielen noch folgenden Nummern, die bereits nach wenigen Durchläufen zum Mitsingen oder -summen animiert. Das mit sechs Minuten längste Stück hört auf den Namen "Red, White And Blue" und befasst sich durchaus kritisch mit der (damals) aktuellen Lage in den USA, was sowohl die Außenpolitik, wie auch die sozialen Zustände in ihrem Heimatland selbst betrifft. Dies wird zwar nicht wörtlich so ausgesprochen, bzw. gesungen, dafür wird aber mehrfach versichert, dass Gott (trotz allem) auch die USA liebt.
Richtige Straßenfeger sind "It's Real", "Cross The Line" und "Forever In Your Arms", denen aber zum Beispiel auch "Change Of A Broken Heart", "Don't Run Away" oder "Live It" in nicht viel nachstehen. Den gelungenen Abschluss bildet der druckvolle Dampfhammer "Vision Of Perfection", der mit klasse Twin Lead-Gitarren ausgestattet ist. Hier setzt Doug Meacham auch noch einmal seine Kopfstimme ein, was immer gut kommt und er ruhig hätte etwas öfter praktizieren können. Aber das ist schon Meckern auf ziemlich hohem Niveau, was ich hier betreibe. Unter den 14 Tracks befinden sich mindestens zehn Treffer, was für ein gutes Album spricht.
Letztendlich ist diese Legacy-Scheibe ein sehr gutes Metal-Werk, dem man sein 'White' gar nicht mal anmerkt, wenn man sich nicht intensiver mit den Texten befasst. Im Booklet gibt es kurze Anmerkungen der Band selbst, was sie mit den einzelnen Titeln ausdrücken wollte. Wie man im Netz lesen kann, schließt die Band eine lockere, ungezwungene und voraussichtlich kurzlebige Reunion mit ein paar Konzerten nicht aus, was nicht viel Hoffnung für ein weiteres Album gibt. Schade eigentlich, denn die hier vorliegende Scheibe macht richtig Spaß.
Line-up
Matt Rice (guitars, background vocals)
Fred Blanchard (guitars, background vocals)
Doug Meacham (lead vocals)
John Rice (bass, background vocals)
John Jenkins (drums & other noises)
Tracklist
01:Salvation Is Law
02:It's Real
03:Cross The Line
04:Forever In Your Arms
05:Don't Run Away
06:Red, White And Blue
07:Change Of A Broken Heart
08:Comin' Along
09:Soldiers Unite
10:One Way Or The Other
11:Live It
12:What A World
13:Model Citizen
14:Vision Of Perfection
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