Little Caesar / Same
Same Spielzeit: 55:12
Medium: CD
Label: Geffen Records, 1992
Stil: Hard Rock


Review vom 15.12.2008


Daniel Daus
Little Caesar machten 1987 erstmalig die musikalischen Bühnen um Los Angeles herum unsicher. Ein herrlich prollig wirkendes Quintett, bestehend aus Ron Young (Vocals), Apache (Guitar), Loren Molinare (Guitar), Fidel Paniagua (Bass) und Tom Morris (Drums), dem man sofort blindlings seine gesamten Ersparnisse anvertrauen würde. Ein Freudenfest für jeden Tattoo-, Biker- oder Bodybuilding-Studiobesitzer, ein Albtraum aller Schwiegermamas dieser Welt, sofern man nicht als Mutter von Amy Winehouse, Kate Moss, Pamela Anderson oder anderen durchgeknallten Sternchen dieser Art geboren wurde. Dem einstmaligen Türsteher Ron Young (wen wundert es?) brachte sein extravagantes Aussehen sogar eine kleine Rolle als Biker in "Terminator 2" ein , wo er sich mit dem großen Arnold Schwarzenegger in die Haare geraten durfte.
Genug der Oberflächlichkeiten, kommen wir zum musikalischen Treiben der Band. Eine von Joe Hardy (ZZ Top) produzierte EP ebnete ihnen den Weg Anfang der neunziger Jahre zum damals angesagten Label von David Geffen, auf dem dann dieses Meisterwerk des Hard Rocks fabriziert wurde. Es beginnt mit einem kurzen, knackigen E-Gitarrenintro und wenn dann Ron Young mit den Worten »Well let your hair down honey, get your high heels on« und seinem rotzigen Organ bei "Down-N-Dirty" einsteigt, ahnt man bereits, dass da was ganz Großes auf einen zurollt. Der Song zählt für mich mit zum Besten, was in diesem Genre meinen Wissenshorizont je erreicht hat.
Mit dem Aretha Franklin-Cover "Chain Of Fools" gelang Little Caesar sogar der Sprung in die Billboard Top 100. Die Stärke der Truppe und auch des Albums war zweifelos die Vielseitigkeit, sowie das Glück, mit Ron Young einen außergewöhnlich charismatischen Sänger (mit einer grandiosen Stimme) zu besitzen, so dass man sich leicht tat, in Sachen Tempo und auch beim Einflechten anderer Musikstile variabel agieren zu können. Nein, Little Caesar bretterten nicht nur kompromisslos drauf los, es wurde bei allem pulsierenden Drive immer wieder auf Melodik, entspannte Midtempo- und dezent auch auf balladeske Momente Wert gelegt ("In Your Arms", "From The Start","Midtown"). Sogar bluesige ("Cajun Panther", "Wrong Side Of The Tracks") und soulige ("I Wish It Would Rain") Elemente wurden harmonisch mit einer gewissen Grundhärte in Einklang gebracht. Selbst in der Southern Rock-Szene konnte man aufgrund der herrlichen Gitarrenarbeit punkten (sie tourten im Vorprogramm von Lynyrd Skynyrd).
Das Debüt wurde übrigens von keinem geringeren als Bob Rock produziert, der in dieser Zeit Bands wie u.a. Metallica, Mötley Crüe oder The Cult auf die Sprünge half. Das schleichende Ende des Quintetts begann mit dem Ausstieg von Gitarrist Apache und vor allem mit der Nichtakzeptanz Little Caesars bei der aufstrebenden MTV-Generation. Man legte zwar noch das Folgealbum "Influence" nach, das zum Erstling aber trotz prominenter Verstärkung durch Earl Slick (John Lennon,
David Bowie, Ian Hunter) schon dezente Abstriche machte. Die Band zerfiel nach einer Europa-Tournee (immerhin Headliner im berühmten Londoner Marquee-Club), Ron Young gründete mit Ex-Quiet Riot- und Whitesnake-Mitgliedern eine weitere potentielle Supergruppe, die aber bereits nach einem Werk ihre musikalischen Tätigkeiten wieder einstellte. Young sang dann danach noch in Bands wie Four Horsemen und Dirt.
Earl Slick hatte sich vorübergehend die Vermarktungsrechte von Little Caesar gesichert und brachte mit "This Time...It's Different" noch mal eine CD mit Outtakes, unveröffentlichten Songs und zwei Live-Tracks heraus, die man nur über ihn erwerben konnte und zu meinem teuersten, je gekauften Silberling (ca. 60 D-Mark) arrivierte. Mittlerweile sind Bestrebungen im Gang, Little Caesar im Original-Line-Up wieder aufleben zu lassen, da auch Apache grünes Licht für eine Rückkehr signalisiert hat. Ich bin gespannt, ob man es schafft, das Rad der Zeit noch mal zurückzudrehen und einen Geniestreich wie ihr Debüt zu wiederholen.
Wie dem auch sei, Little Caesars Erstling bleibt in jedem Fall ein unsterbliches und unvergessenes Highlight in der Geschichte des Hard Rock-Genres!
Tracklist
01:Down-N-Dirty
02:Hard Times
03:Chain Of Fools
04:In Your Arms
05:From The Start
06:Rock-N-Roll State Of Mind
07:Drive It Home
08:Midtown
09:Cajun Panther
10:Wrong Side Of The Tracks?
11:I Wish It Would Rain
12:Little Queenie
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