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Little Feat / Live At Rockpalast
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Der 23. Juli 1977 war ein guter Tag! Ich weiß es noch genau, weil es ein Samstag war und mich mein gut zehn Jahre älterer Cousin den ganzen Tag bezüglich eines ganz besonderen Ereignisses, das noch am selben Tag stattfinden sollte, voll quatschte. Zwischen seinen Redeschwällen kam ich dann auch zum ersten Mal mit der Musik von Leuten mit (mir damals völlig lächerlich vorkommenden) Namen wie Rory Gallagher, The Byrds, Little Feat und 'Rotscha Meginn' in Berührung, die mich umgehend deutlich mehr in ihren Bann zog, als mein offensichtlich am Rad drehender Cousin.
Ihr wisst, worum es geht: Die erste stundenlange, mit drei Bands abend- bzw. nachtfüllende Rockpalast-Nacht, die per Eurovision in fast ganz Europa live übertragen wurde. Als damals Neunjähriger war ich natürlich noch nicht sonderlich beeindruckt, geschweige denn habe ich die TV-Live-Veranstaltung mitverfolgt. Wie bei vielen anderen von euch, liegt allerdings auch bei mir seit Jahren (aller bestens archiviert) dieses musikalische Ereignis auf Band mitgeschnitten im Video-Regal. Umso cooler, dass uns das Konzert von Little Feat aus dieser Nacht nun auch als DVD erhältlich gemacht wird.
Little Feat wurden 1968 von den ehemaligen Frank Zappa-Musikern Lowell George (slide guitar & vocals) und Roy Estrada (bass) gegründet, zu denen sich recht schnell Bill Payne (piano, keyboards) und Richie Hayward (drums & percussion) gesellten.
Nach drei von den Kritikern über den grünen Klee gelobten, von den Plattenkäufern aber mehr oder weniger ignorierten Alben ("Little Feat", 1970, "Sailin' Shoes", 1972 und "Dixie Chicken" von 1973) schaffte die Truppe dann 1974 mit dem Album "Feats Don't Fail Me Now" den großen Durchbruch. Noch wichtig zu erwähnen: Nach "Sailin' Shoes" war Roy Estrada ausgestiegen und wurde durch Kenny Gradney ersetzt, der gleich noch seinen Kumpel Sam Clayton (percussion) mitbrachte. Außerdem wurde zu diesem Zeitpunkt Paul Barrere (guitar, vocals) als zweiter Gitarrist in die Band integriert.
Vorhang auf für den Rockpalast: Es gibt hier keine der berüchtigten Ansagen a la »...heute Abend bei uns zu Gast im Rockpalast...«, die DVD beginnt, als das Licht schon aus und die Band auf der Bühne ist, um sich für den ersten Song - "Skin It Back" - bereit zu machen. Der kommt dann auch und besticht umgehend durch das fieberhaft-gute Zusammenspiel der Gruppe und Barreres Gitarre, mit der er seine eher begrenzten Sangeskünste wieder ausgleicht.
"Fat Man In The Bathtub" - was für eine geile Nummer!! Dass Lowell George einer der besten Slide-Gitarristen der Siebziger war, dürfte kein Geheimnis sein, aber vor allem auch bezüglich des Gesangs bekommt man hier die Vollbedienung an Feeling, Soul und Ausdruck geboten. Dazu kommt, dass man das Gefühl nicht los wird, dass der eher kurz geratene, untersetzte Lowell hier über sich selbst singt. Es geht Schlag auf Schlag: Als nächstes ist Bill Payne vokalistisch am Start und präsentiert eine mitreißende Version von "Oh, Atlanta". Ganz klar, an diesem Abend konnte nichts schief gehen!
Oder? Nun ja, innerhalb der Band war zu diesem Zeitpunkt im Juli 1977 nicht mehr alles wirklich gut. Es gab Differenzen bezüglich der musikalischen Richtung und der einstige (bzw. immer noch) Bandleader Lowell George war von der Jazz Rock/Fusion-Nummer "Day At The Dog Races" noch nie wirklich begeistert gewesen. An diesem Abend in Essen verließ er deshalb auch demonstrativ die Bühne, während der Rest der Truppe dieses Stück zum Besten gab. Außerdem war dies für George (gemäß Aussagen von zwei Bandmitgliedern) ein willkommener Anlass, sich mal wieder was 'reinzupfeifen'.
Pünktlich zum nächsten Song ist der Meister aber wieder zurück, und nachdem sich die Band bravourös durch "All That You Need" und "Old Folks Boogie" gerockt hat, beginnt mit "Dixie Chicken" die Zeit der Klassiker. Gefolgt von "Tripe Face Boogie" und "Willin'" sowie abgeschlossen mit einem fiebrigen "Rocket In My Pocket" lassen Little Feat keine Wünsche offen.
Das sehr willkommene Bonus-Material besteht aus Songs und Eindrücken des Vorabends und den Proben der Band. Manche Tracks werden nur angespielt, andere komplett dargeboten; leider immer wieder mal von Ausblendungen unterbrochen. Highlights sind hier sicher das voll ausgespielte "Rock'n'Roll Doctor", das im eigentlichen Konzert keine Berücksichtigung fand, und eine sehr einfühlsame (wenn auch kurze) Version von "Willin'", wobei Nummern wie "Fat Man In The Bathtub" oder "Oh, Atlanta" nie ihre Wirkung verlieren, egal, ob Probe ohne Publikum, auf dem gemeinen Tonträger oder live vor Publikum.
Wurden die TV-Wiederholungen noch mit einem Backstage-Interview mit Lowell George gewürzt, so fehlt dieses hier leider. Sehr schade zwar, aber dafür werden wir ja mit den Aufnahmen der Probe verwöhnt!
Die Kamera-Führung entspricht dem Standard der Rockpalast-Aufnahmen der siebziger Jahre, sprich, sie ist sehr angenehm. Keine schnellen Schnitte gibt es hier, vielmehr wird Wert darauf gelegt, den Musikern (vor allem George) auch mal auf die Finger, bzw. das Griffbrett zu schauen. Sehr cool und für jede/n, der/die selbst die Saiten bedient, hochinteressant.
Ebenfalls interessant: Nachdem Little Feat extra für dieses Konzert nach Deutschland eingeflogen wurden, kehrten sie danach sehr schnell in die USA zurück, um die Tour zu starten, während der ihr großartiges, heute als Klassiker geltendes Live-Album "Waiting For Columbus" mitgeschnitten wurde.
Was bleibt zu sagen? Lowell George verstarb fast auf den Tag genau zwei Jahre nach diesem Konzert an einer von Drogen herbeigeführten Herzattacke und die Band löste sich zunächst auf, um sich dann etwa zehn Jahre später zu reformieren.
Little Feat - "Live At Rockpalast" ist ein klassisches und außergewöhnliches Zeitdokument einer Band, die sich zweifelsohne auf ihrem absoluten Höhepunkt befand. Get it!
Line-up:
Lowell George (vocals, slide guitar) Sam Clayton (percussion) Paul Barrere (vocals, guitar) Bill Payne (keyboards, vocals) Kenny Gradney (bass) Richie Hayward (drums, vocals)
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